Wieviele Kanäle…

von Olaf Löffler

Diese Woche hatte ich die Ehre eine Wurzelkanalbehandlung an einem oberen ersten Molaren durchführen zu dürfen. Der Patient war einer meiner Überweiserkollegen.
Neben der Länge der schmerzfreien Behandlung war für den Kollegen am beeindruckensten, daß dieser obere Molare 4 Kanäle hat.

Für mich war das nicht ungewöhnlich. In meinen endodontischen Behandlungen gab es seit Einsatz des Mikroskopes 2 obere Sechsjahresmolare, in welchen ich nur einen mesiobukkalen Kanal gefunden habe.
Vorher gab konnte ich nur im absoluten Einzelfall mal einen mesiobukkalen zweiten Kanal erkennen. Nun interessierte mich, wann wurde erstmals das Vorkommen von mehr als 3 Kanälen beschrieben. Dabei konnte ich in Schuhmachers Anatomie der Zähne lesen, daß der obere erste Molar dreikanalig ist. Witzigerweise waren darüber Bilder von einem 4 kanaligen 6ern, darunter stand ( nach O.Keller 1928) . In Pubmed kam ich dann zu weiteren Ergebnissen.

In der oft zitierten Studie von Hess * 1917 ist zu lesen, daß Preiswerk 1908 und Fischer 1907 bereits eine Differenzierung des mesiobukkalen Kanals vornamen. 1913 beschrieb Hans Moral** den mesiobukkalen zweiten Kanal und die verschiedensten anatomischen Kanaleingänge.
1969 hat Weine***, die bis heute aktuelle Klassifizierung vorgenommen.
Typ I:    ein Kanal, ein Foramen
Typ II: zwei Kanäle, die sich vor dem Apex vereinigen und ein gemeinsames Foramen haben
Typ III:  zwei Kanäle, zwei getrennte Foramina
Typ IV: ein Kanal, der sich vor dem Apex in zwei Kanäle verzweigt (1984)

Vertucci**** hat noch weitere Formen hinzugefügt und Kulid und Peters***** haben 1990 die apikalen Verläufe in ihre Klassifikation mit einbezogen.

Weineklassifikation

Nun noch die Behandlunsgdokumentation dieses Eingangs beschriebenen Falls. Dabei handelt es sich um eine Weineklassifikation Typ II und nach Kulid und Peters um den Typ 2C, welcher in dieser Studie mit einer Häufigkeit von 2,4% innerhalb der Klasse 2 angegeben wird. Die Klasse 2 wird mit einer Häufigkeit von 49,4% beschrieben.

16.001-001

* Hess, W., Zur Anatomie der Wurzelkanäle des menschlichen Gebisses mit Berücksichtigung der feineren Verzweigung. Schweizerische Vierteljahresschrift für Zahnheilkunde, 1917; 27; 1-53
** Moral, H., Über das Vorkommen eines vierten Kanales im oberen Molaren.  Österr.-Ung. V.f.Z. 1915 H.3
*** Weine FS, Healey HJ, Gerstein H, Evanson L., Canal configuration in the mesiobuccal root of the maxillary first molar and its endodontic significance, Oral Surg Oral Med Oral Pathol. 1969 Sep;28(3):419-25
**** Vertucci FJ.,Root canal anatomy of the human permanent teeth.
Oral Surg Oral Med Oral Pathol. 1984 Nov;58(5):589-99
***** Kulild J C, Peters D D., Incidence and Configuration of Canal Systems in the Mesiobuccal Root of Maxillary First and Second Molars.,Journal of Endodontics July 1990 (Vol. 16, Issue 7, Pages 311-17

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