OK Prämolar – 3 Kanäle einmal anders

von Jörg Schröder

Prämolaren mit drei Kanalsystemen stehen in unseren Breitengraden sicher nicht jede Woche auf der Tagesordnung. Üblicherweise – sie werden mitunter auch als Mini-Molaren bezeichnet – weisen sie im Oberkiefer zwei bukkal und ein palatinal gelegenes Kanalsystem auf.

Dass der im Folgenden gezeigte 24 überhaupt drei Kanäle besitzt, fiel zuerst im präoperativ erstellten DVT auf. Mittig zwischen bukkalem und palatinalem Kanal zweigte der dritte Kanal nahezu rechtwinkelig abrupt von palatinal nach bukkal ab, um dann in großem Bogen nach apikal zu verlaufen.

Mittels Endosonorefeile wurde die koronale Dentinschicht über dem hier fast horizontal verlaufenden Kanal abgetragen, bis ein stark vorgebogener Microopener eingeführt werden konnte.

Mit etwas Mühe, viel Geduld und nach dem Entfernen einer bei der Katheterisierung des sehr engen Kanalsystems frakturierten Gleitpfadfeile (Behandlerpuls nahe 200) konnten schliesslich alle Kanäle aufbereitet und in gleicher Sitzung obturiert werden.

Interessant für mich, dass ich beim Durchfahren des Zahnes im DVT den im axialen Schnitt immer wieder aufpoppenden dunklen Punkt zunächst irritiert zur Kenntnis nahm und die Geometrie erst ernst genommen habe, als ich den Abzweig im frontalen Schnitt darstellen konnte.

4 Gedanken zu „OK Prämolar – 3 Kanäle einmal anders

  1. Hallo Jörg!
    Vielen Dank für den sehr schön dargestellten Fall!
    – Welche (ggf. mehrere?) Gleitpfadfeile hast Du werwendet?
    – Wie tief war die Gleitpfadfeile am Abzweig vorbei schon vorgedrungen?
    – Wie oft / lange hast Du schon damit rauf-runter bewegend gefeilt?
    – Wie viel Hub war dabei 1-2 mm (höhere Bruchgefahr) oder 3-4 mm oder gar mehr?

    Wie hättest Du im Nachhinein den Feilenbruch vermeiden können?
    A – in solchen Fällen wegen Überlastung die erste Feile früher verwerfen und wechseln?
    (schneller, kostenintensiver)
    B – vor weiterem Einsatz der Gleitpfadfeile koronal stärker erweitern (z.B. Protaper Gold SX) – die Spitze nur führend und etwas Druck nach lateral, um den Zugang zu begradigen ?
    (schnell, kostenintensiver)
    C – nach initialer Sondierung mit der Gleitpfadfeile mit Stahlfeile mehr geranden Zugang und etwas Erweiterung freiraspeln?
    (länger, ggf. schwieriger, bessere manuelle Kontrolle bzw. ein besseres “Erleben” und “Gefühl kriegen” für die weitere Kanalaufbereitung.

    LG, András

    • Hallo András, es kam hier die Endowave 10/02 zum Einsatz. Die Feile war sicher 3 mm an der ersten Krümmung vorbei. Es gab maximal 4 Auf-/Abbewegungen. Feilen werden bei mir immer fabrikneu eingesetzt. Weniger als 3 -4 Hübe macht für mich keinen Sinn. Zu B: Betrachte einmal den Frontalschnitt im DVT. Der Abzweig ist rechtwinkelig. Da geht keine Feile gerne vorbei. Warum hat es am Ende funktioniert? Weil ich das Dach des horizontal verlaufenden Kanalanteils abgetragen hatte. Patency (untere Krümmung) dann, wie immer, mit ProFile 15/04. Das Problem sind die beiden großen Krümmungen gewesen.
      LGJ

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