Bei klinisch unversehrten Frontzähnen, die aus heiterem Himmel eine Fistelung und einen negativen Sensibilitätstest aufweisen, denkt man vielleicht zunächst an ein Zahntaruma als Ursache für eine Pulpanekrose.
Eine weitere, aber eher nicht so häufige Ursache, stellen Invaginationen dar, die entweder über eine direkte Verbindung zur Pulpa zu einer bakteriellen Kontamination derselben führen (OEHLERS Typ 2) oder, wie in nachfolgendem Fall, über die Dentintubuli, zu einer bakteriellen Besiedelung des Pulpakammerhohlraumes führen.
Oftmals fallen diese Schmelzeinstülpungen bereits im zweidimensionalen Röntgenbild als V-förmige Einziehungen auf. Klinisch finden sich die “Eingänge” zu den Invaginationen ist immer palatinal des Pulpakammerhohlraumes und entspringen einer fast nicht als Hohlraum wahrnehmbaren Furche. Da diese schmelzausgekleidet ist, imponiert sie im DVT als hell ringförmige Struktur, die den eigentlichen Invaginationshohlraum umgibt.
Mein Vorgehen ist wie folgt:
- Dreidimensionale Diagnostik, DVT. Klärung der Kanalgeometrie und etwaiger Besonderheiten. (Weite des Formens, Art der Kommunikation zwischen Invagination und Pulpa)
- Pulver-Wasserstrahlgerät zur Entfernung von in der Einziehung anhaftender Plaque.
- Anschliessend mit einem flammenförmigen Feinkorndiamanten die Einziehung erweitern.
- Sondierung mittels Microopener
- Initiale Spülung mit NaOCl
- Erweiterung der Invagination
- Bei erwiesener Pulpanekrose (Sens-Test) , Eröffnung der Pulpakammer mit Munde-Rosenbohrern.
–Chemomechanische Aufbereitung, (Eddy, XP-Endo-Finisher)
Die Obturation erfolgte in diesem Fall aufgrund des sehr weiten Foramens mit MTA.
Die Behandlung wurde zweizeitig durchgeführt, da es in der ersten Sitzung zu einer diffusen Blutung aus dem Periapikalbereich kam (wie an dem nicht bis apikal gebrachten CaOH2 zu sehen ist).
Vielen Dank für die eindrückliche Darstellung der Problematik.
Wie beugt man denn einer bakteriellen Besiedlung im Inneren der Invagination vor? Reicht eine “einfache” Versiegelung der nach außenhin erkennbaren Einziehung oder sollte man die ganze Invagination auffüllen?
Das ist tatsächlich in der praktischen Umsetzung nicht ganz einfach. Die Invagination lässt sich zwar in der Regel in zweidimensionalen Bildern erkennen und der Verdacht einer solchen in Kombination mit einer klinischen Untersuchung erhärten. Allerdings besteht die Problematik darin, den Typ, also die Ausdehnung im Raum zu erkennen.
Da die Kontamination der Invagination sofort mit dem Zahndurchbruch einsetzt, wäre eine sofortige Versiegelung notwendig, die aber erst nach einer gewissen Eruptionsdauer durchgeführt werden kann. Ist eine Kaverne am Ende des Typ 1 vorhanden, sollte diese eröffnet, gereinigt und mit einer Füllung verschlossen werden.Woher weiss man aber, das es einen Hohlraum gibt? DVT. Auch wieder schwierig, oder? Alternativ zum Maximalaufwand (DVT, ggfalls Intervention) kommt nur die möglichst kurz nach Durchbruch durchgeführte Versiegelung und das Abwarten , Hoffen und Nachkontrollieren in Frage. Eine nicht ganz so leichte Entscheidung, wie ich finde. LGJS