Herodontics (1)

von Ostidald Wucker

Die heutige Fallvorstellung hat schon einige Zahnärzte schwer beschäftigt.
Wir empfahlen die Extraktion und Implantation.
Von implantologischer Seite wurde der Patientin der Versuch einer Erhaltung des Zahnes 11 “so lang, wie möglich” unbedingt nahe gelegt.

Was nun?
Behandlung ablehnen? Experiment wagen, weil es nun nicht mehr viel schlimmer kommen kann? Wir ( Patientin, Parodontologe und Endodontologe) haben uns nach eingehenden Beratungen für ein Erhaltungsversuch entschieden.

Zur Anamnese:
Die Patientin ist zahnärztliche Fachangestellte. 30 Jahre.
Kurzanamnese lt. Patientin:
– Sturz auf Frontzähne im Kindesalter (Datum unbekannt)
– Jan. 2005 WKB des obliterierten Zahnes 11 mit Via Falca
– Okt. 2007 Knochenaufbau und Membran an Perforationsstelle
– Dez. 2007 internes Bleaching mit erneuter Perforation

Klinische Situation:
11 massive eitrige Taschenexsudation seit Jahren, Lockerungsgrad 0, Sondierungstiefen labial 8mm, pd 4mm, p 2mm, pm 2mm, kein Perkussionsschmerz

Behandlung:
Die wichtigsten Dinge habe ich kommentiert. Der chirurgische Part wurde von einer Parodontologin in unserer Praxis übernommen. Zum chirurgischen Part: Nach Präparation eines buccalen Mukoperiostlappens von Zahn 12 bis 22 im Sinne einer papilla preservation technique, wurde die ehemalige Perforation dargestellt. Das dort vorhandene Kompositmaterial wurde bis auf das von intrakanalär applizierte Komposit entfernt. Durch die Verwendung von Surgitips war es möglich, den Bereich der Kavität optimal trocken zu halten. Diese hielten atraumatisch während der Füllungslegung das gingivale Gewebe ab und führten über leichte Kompression zur Reduktion des Blutflusses. Der adhäsive Verschluss erfolgte nach SÄT und Applikation des Adhäsivsystems Optibond FL mit Grandioflow WO und im cervicalen Bereich mit Grandioflow A3. An der distalen Schmelz-Zementgrenze des Zahnes 11 war eine weitere Perforation erkennbar. Der Verschluss dieser wurde ebenfalls wie beschrieben durchgeführt.
Der Nahtverschluss erfolgte interdental als double-o-Naht mit Seralene 5.0. Der Wundheilungsverlauf gestaltete sich komplikationslos. So konnten nach 7 Tagen die Nähte entfernt werden.

6 Gedanken zu „Herodontics (1)

    • Hallo Marc,
      Ostidald sieht die chirurgsche Option hier nicht gegeben, da die Infektion im Wurzelkanalsystem besteht und zusätzlich durch ein Leakage unterhalten wird.
      Eine Membran ist in diesem Fall kontraindiziert, da auf großflächigen Perforation und Kunststoffreparatur eine regeneratives Ergebnis nicht zu erwarten ist.
      In der Parodontalchirurgie wird der Einsatz von PRP kontrovers diskutiert. Sein Einfluss im Zusammenhang mit Furkationsdefekten oder bei der Rezessionsdeckung ist umstritten [Bashutski und Wang, 2008; Döri et al., 2007; Shar- ma und Pradeep, 2011]. Auch die Studienlage zur Wirksamkeit von PRP bei intraossären Parodontaldefekten ist uneinheitlich [Del Fabbro et al., 2011; Kotsovilis et al., 2010; Plachokova et al., 2008; Shepherd et al., 2009].
      Grundsätzlich ist festzustellen, dass der Einsatz von Thrombozytenkonzentraten im Zusammenhang mit Implantat-Therapien, Sinusbodenelevationen, parodontal-chirurgischen Eingriffen und vielen weiteren Behandlungen im Bereich der zahnärztlichen Chirurgie zwar durch einzelne Fallstudien und klinische Untersuchungen positiv bewertet wird, ihr standardmäßiger klinischer Einsatz durch die Aussagen der meisten hochwertigen, randomisiert kontrollierten klinischen Studien sowie systematischen Reviews und Meta-Analysen nicht unterstützt wird.
      Viele Grüße
      Olaf

      • Sehr spannender Fall, gottseidank war die Dame vom Fach sonst wäre der Zahn sicher schon auf Wandertag. Zum PRGF Thema: im knöchernen Gebiet scheint die erhoffte Wirkung nicht so stark auszufallen wie im Weichgewebe, dort sind die Heilungstendenzen beachtlich. Zwischenzeitlich sieht man mehr Potential bei Knieverletzungen und prüft dort einen Einsatz, einige Untersuchungen sahen vielversprechend aus.

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