Traurig … (2)

von Jörg Schröder

Es scheint die Woche der Trauma-Fälle zu sein.

Vor einer Woche hatte ich an dieser Stelle die Röntgenbilder einer jungen Patientin 3 Jahre nach horizontaler Wurzelfraktur der beiden zentralen Inzisiven eingestellt.

Heute wieder ein Fall, der zeigt, welche dramatische Folgen eine nicht adäquate Initialtherapie in Kombination mit einem nicht erfolgten Follow-Up haben kann.

1998 kam es bei der damals 9-jährigen Patientin in Folge eines Sportunfalls zu einer Luxationsverletzung der Zähne 12-22. Die Zähne 11 und 22 zeigten zudem unkomplizierte Kronenfrakturen. Nach Entfernung der posttraumatisch durchgeführten Schienung erfolgten keine weiteren klinischen Kontrollen.

Im Jahr 2002 kam es an den Zähnen 12 und 22 zu Fistelungen und Schwellungen im Vestibulum. Die Therapie bestand in einer intraoperativ durchgeführten orthograden Wurzelfüllung mit anschliesender Resktion der Wurzelspitzen beider Zähne. Im Röntgenbefund der Universitätsklinik werden die Resorptionserscheinungen an den Zähnen 11 und 21 erwähnt. Eine Therapieempfehlung blieb aus.

Die nunmehr 23-jährige Patientin stellte diese Woche sich mit folgendem Röntgenbefund vor.

Die Zähne 21 und 11 zeigen klinisch ausgedehnte subgingival gelegene externe Resorptionen. Zahn 22 weist mesial eine 5 mm tiefe Rezession und eine Sondierungstiefe von weiteren 5 mm auf. Zahn 12 ist alio loco trepaniert und nach Entfernung der bestehenden Wurzelfüllung mit einer medikamentösen Einlage versehen worden.

Zahn 21 ist nicht erhaltungsfähig, 11 aufgrund der ebenfalls weit vorangeschrittenen palatinalen Wurzelresorption mehr als fraglich, Zahn 22 ist ästhetisch mehr als suboptimal. Nur 12 scheint einigermassen vorhersagbar therapierbar zu sein.

Traurig.

Das alio loco angefertigte DVT lässt den Erhalt der Zähne 11-22 als nicht sehr wahrscheinlich erscheinen.


2 Gedanken zu „Traurig … (2)

  1. Unfälle mit Kindern sind immer herzzerreißend, und viele Patienten bereuen ihren jungendlichen Leichtsinn im Erwachsenenalter der die Frontzähne gekostet hat. Genauso sauer bin ich aber auch auf Sporttrainer, die Hockey oder Kontaktsportarten ohne Mundschutz durchführen lassen…

    Hatte letzte Woche auch ein Frontzahntrauma im Notdienst, und war mehr als glücklich in der stressigen Zeit in der verlinkten Internetseite nochmal meinen Therapieansatz überprüfen zu können. Danke recht herzlich dafür!

    PS: Hat diese Patientin hier dreiwurzlige 4er im OK?

    • Den dreiwurzeligen Prämolar würde ich in dieser Projektion nicht unbedingt vermuten. ich denke es überlagert sich die Eckzahnwurzel 23 mit Zahn 24.

      Schön dass der dentaltraumaguide von Nutzen war.

      Herzliche Grüße

      Jörg Schröder

      P.S. Meine Tochter würde abgemeldet werden, wenn sie ohne Sportschutz Hockey spielen würde.

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