von Ronald Wecker
Im Zusammenhang mit dem zunehmenden Einsatz von DVT-Geräten zur präendodontischen Diagnostik wird immer wieder die Frage gestellt welchen Einfluss das hinzugewonnene Wissen auf die Behandlung hat.
Nachfolgende Patientin stellte sich mit einem zunehmend “unruhig” werdenden Zahn 27 in unserer Praxis vor.
Das digitale Einzelbild lässt eine unvollständige Wurzelfüllung sowie ein Instrumentenfragment in der mesialen Wurzel erkennen. Die Kontur der distobukkalen Wurzel scheint im apikalen Drittel aufgelöst zu sein.
Eine Revisionsbehandlung ist aufgrund der eindeutig von 27 ausgehenden klinischen Symptomatik (deutliche Perkussionsempfindlichkeit) bei gleichzeitig insuffizienter Wurzelfüllung indiziert.
Das DVT zeigt im Bereich der mesialen Wurzel einen deutlich verbreiterten Parodontalspalt. Die basale knöcherne Begrenzung des linken Sinus maxillaris ist teilweise aufgelöst. Der Sinus zeigt eine großvolumige weichteildichte Verschattung. Die Patientin berichtete auf Nachfrage über chronische Kieferhöhlenbeschwerden, die auch nach einem HNO-chirurgischen Eingriff nicht zur Ausheilung kamen.
Was ist zu erwarten und wie werde ich meine Behandlung darauf ausrichten?
Unter Umständen kommt es zu einer erhebliche Sekretion aus dem mesiobukkalen und dem distobukkalen Kanalsystem mit Auswirkungen auf die Verlässlichkeit der endometrischen Längenbestimmung. Eine zweizeitige Behandlung wird eingeplant.
Die fehlende knöcherne Begrenzung zum Sinus maxillaris erhöht die Gefahr einer versehentlichen Extrusion von Spülflüssigkeit, medikamentöser Einlage und Obturationsmaterial. Ein besonders akribisches Vorgehen hinsichtlich der Längenkontrolle von Spülkanüle, Aufbereitungs- und Obturationsinstrumentarium sowie die manuelle Aufbereitung der apikalsten Kanalanteile unter ständiger endometrischer Kontrolle erscheint daher ratsam.
Bis zur definitiven Arbeitslängenbestimmung bei gleichzeitig reproduzierbarer endometrischer Längenmessung wird die zuerst eingesetzte Spülflüssigkeit CHX sein.
Das präoperativ angefertigte DVT vermindert in diesem Fall die Gefahr von unerwünschten Behandlungskomplikationen und ermöglicht somit einen vorhersagbareren Behandlungsverlauf.
Hallo Ronald,
beeindruckend, die prätherapeutischen DVT-Schlussfolgerungen für die endodontische Planung.
Wie sind Deine Erfahrungen in der endodontischen Therapie von Oberkiefermolaren, die apikal offensichtlich in Kommunikation zur Oberkieferschleimhaut stehen, über der eine derart “großvolumige weichteildichte Verschattung” liegt?
Werden die chronischen Kieferhöhlenbeschwerden, die ja möglicherweise dentogener Ursache sein könnten, sich nach einer endodontischen Behandlung bessern?
Ein ganz spannender Fall!
Danke.
Grüße vom Lande, Thomas
Lieber Thomas,
Ronald hat bisher nur einen solchen Fall behandeln können. Chronische Sinusitiden seit Jahren. Nach der endodontischen Therapie gab es nach Angaben des Patienten eine mehr als 50%-ige Verbesserung.
Bei der Aufbereitung, der Irrigation und der Obturation kommt der akribischen Beachtung der ermittelten Arbeitslänge m.E. nach eine große Bedeutung zu. Das ist dannwirklich Spannung pur.
Herzliche Grüße
Jörg