Kanonenrohre (I)

von Bonald Decker

Meinen ganz persönlichen „Glauben“ daran, was durch endodontische Behandlungen im Sinne der Zahnerhaltung auch scheinbar hoffnungsloser Zähne möglich ist, habe ich vor einigen Jahren u.a. bei diesem „Ofenrohr-Fall„gefunden“. Das war vor circa sechs Jahren.

Aber allen endodontischen Bemühungen sind natürlich auch Grenzen gesetzt… selbst wenn man es noch so sehr „versucht“…

Nachfolgend möchte ich den ersten Teil einer Revisionsbehandlung vorstellen, die aktuell von uns durchgeführt wird. Dieser Fall trägt intern den Arbeitstitel „Kanonenrohre“ (wahlweise auch „E.T.“-Fall). Insbesondere beim Blick der klinischen Bilder werden Sie wissen, warum… ;-)

Ich bin auf Ihre Kommentare und Anmerkungen in diesem Fall _sehr_ gespannt. Macht ein Revision in Ihren Augen Sinn? Würden Sie es „versuchen“? Was würden Sie machen, wenn es Ihre Zähne wären?

Tatsächlich habe ich bis dato ein mässig gutes Gefühl bei dieser Therapie und sehe die Prognose dieser Zähne langfristig als suboptimal an…

aber in diesem Fall gibt es eine zusätzliche Hintergrundgeschichte.

Diese beiden Zähne „gehören“ nämlich zu einem Patienten, der selber Zahnarzt  (genauer gesagt Prothetiker) ist. Und trotz moderner Implantat-Techniken hat er den innigen Wunsch der Zahnerhaltung mit allen Mitteln…

kurz zur Anamnese dieses Falles:

  • Z.n. Frontzahntrauma im Alter von circa 9 Jahren
  • multiple endodontische „Therapieansätze“ im Laufe der letzten Jahre
  • rezidivierende submuköse Schwellungen Regio 11 & 21
  • z.N. Wurzelspitzenresektion an Zahn 21
  • z.N. mehrmaliger prothetischer Neuversorgung der Zähne 11 & 21

Aktuell fiel klinisch insbesondere eine vestibuläre Fistel  Regio 21 bei normaler Taschensondierungstiefe auf. Radiologisch zeigten beide Zähne eine chronische apikale Parodontitis.

Nach eingehender Beratung und Abwägung der Vor- und Nachteile einer Revision folgten wir dem Wunsch des Patienten nach einem Erhaltungsversuch.

Während die Schrauben aus den Zähnen mühelos entfernt werden konnten stellte sich die weitere Therapie, insbesondere des Zahnes 21, als komplizierter dar…

 mehr dazu im zweiten Teil…

3 Gedanken zu „Kanonenrohre (I)

  1. Sehr geehrter Herr Kollege Decker,
    mit Blick auf die – trotz langer Anamnese und nach allen diesen frustranen Bemühungen – immer noch sehr erfreuliche Knochensituation und den einfachen Kanalverlauf (kein Problem, Zugang zum Knocheninfekt zu schaffen) würde ich dem Patienten eine Chance auf Ausheilung von sicher um 90% versprechen können (shit happens). Hier gilt es doch um nicht mehr, als einen bakteriellen Infekt, der nie wirklich konsequent behandelt wurde, endlich definitiv auszuheilen.

    Schön finde ich an diesem Fall, dass er wieder einmal sehr deutlich macht, dass Kollegen, die ansonsten wahrscheinlich wenig zögerlich wären, diese Zähne zunächst der Zange und gleich anschließend der Implantologie zuzuführen, plötzlich um Zahnerhalt im – aus welchenm Gründen auch immer – leider real existierenden Grenzbereich bitten, wenn es ans Eingemachte geht.

    Herzliche Grüße

    Rüdiger Osswald

  2. Sehr geehte Damen und Herren,

    „…. Macht ein Revision in Ihren Augen Sinn? Würden Sie es „versuchen“? Was würden Sie machen, wenn es Ihre Zähne wären?…. Nach eingehender Beratung und Abwägung der Vor- und Nachteile einer Revision folgten wir dem Wunsch des Patienten nach einem Erhaltungsversuch. …. .“

    Ich würde dies bei den hier zur Verfügung stehenden Informationen auch als Versuch deklarieren. Im Blog wurde viel über DVT geschrieben, gerade in diesem Fall würde das fehlende DVT die Diagnostik/Risikoabschätzung erweitern. Die infektiöse Situation ließe sich vermutlich eingrenzen. Nach Abschluß der endodontischen Behandlung stellen sich die Fragen der prothestischen Versorgung (Qualität/Quantität des adhäsiv verankerten Wurzelstiftes sowie die Art und Weise der Kronenversorgung). Unter Umständen können hier weiter „Stolpersteine“ für eine optimale Versorgung liegen.

    In der Summe tendiere ich in diesem Fall eher zu der (aufwendigen) Implantation und prothetischen Versorgung. Vermutlich würde sie zeitlich auch länger dauern und finanziell aufwendiger sein. Ich würde mich hier für die langfristigere Erfolgswahr-scheinlichkeit gegenüber dem Vorwurf des „Versuchs“ entscheiden. Trotz allem wünsche ich Ihnen -und dem Patienten- viel Erfolg und verbleibe

    mit freundlichen Grüssen
    Jens Junge

  3. Pingback: Kanonenrohre (II) | Wurzelspitze

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