Monitörchen

von Oscar von Stetten

2006 auf einer Tagung der SSE in Bern ist das Konzept eines Monitors direkt am DM zur Mitbeobachtung und/oder Fokuskontrolle in mein Bewusstsein getreten. Es war ein Gerät der Fa. Leica, welches mit einem damals revolutionären 7“-TFT-Monitor am Arm, direkt vor dem Behandler hängend, auf der Ausstellung gezeigt wurde. Leider war es damals nicht eindeutig zu eruieren, wo man denn diese Lösung bekommt und ob man diese an Fremdfabrikate adaptieren kann. Und, das ist mir in Erinnerung geblieben, die Qualität war unterirdisch…….

Ich nutze zur Fokuskontrolle/Mitbeobachtung grosse LCD-Panels, dieses Vorgehen hat Vorteile, sicher aber auch Nachteile. Einen kleinen Monitor ans DM zu basteln, mit dieser Idee konnte ich mich bisher nicht anfreunden. Zu gross waren die Einschränkungen der Auflösung, Bildqualität, Skalierung, des Preises. Zudem Full-HD der Standard wird, was Video angeht. Ob 2k, 4k sich jemals in unserem Bereich durchsetzen werden, sei mal dahingestellt. Aber „normales“ Full-HD wird uns zumindest in den nächsten 10 Jahren begleiten. Aber welchen Monitor nimmt man dafür? Einen professionellen Monitor von Marshall für knappe 2,2k€? Na ja, viel Geld. Sehr viel Geld. Versuche mit Autozubehör-Monitoren waren ernüchternd. So ernüchternd, dass ich nicht gewillt war, Löcher in mein ProErgo zu bohren oder Halterungen fertigen zu lassen. Warum Löcher? Damit ich die immer noch nötige Kabellage gut führen kann. Beim Hersteller des Mikroskopes gibt es jetzt wahrscheinlich den einen oder anderen asthmatischen Anfall  ;-)

Als ich mit dem Kollegen Bijan Vahedi nach einer IDS-Festlichkeit noch hungrig über den Kölner Bahnhof schlich, sahen wir zwei Studenten der Medienwissenschaft die Anzeigetafel des Bahnhofs filmen. Auf der Kamera: ein 7“ Monitor mit HDMI-Verbindung! Schnell kam man ins Gespräch und der Monitor der Firma Lilliput 668GL-70NP/H/Y gefiel uns auf Anhieb. Batteriebetrieb ist möglich, HDMI-Eingang und Komponenteneingang. Leider sagten die Studis, dass der Monitor schwierig zu besorgen wäre, in der Bucht um die 350€ kostet und kaum zu kriegen ist.

Zufällig sah ich auf einem Flyer der Firma enjoyyourcamera.de exakt diesen Monitor. Zum Preis von 199.-€. Die Bestellung war schnell aufgegeben und zwei Tage später lag das Gerät vor mir. Der erste Eindruck: Klasse! Sauber verarbeitet, Fernbedienung liegt bei. Ein normaler HDMI-Stecker und kein Mini-HDMI. Das Gewicht: um die 500g.

Akku eingelegt, 2h laden lassen und dann mal Spasseshalber meine 3CCD-Kamera am DM angeschlossen, per Komponentensignal. Super Bild, sehr gute Skalierung, gute Helligkeits/Kontrastwerte.  Full-HD-Bild: genau das gleiche. Die Batterie hält gerade die  5 Stunde durch, mal sehen, wie lange es noch geht. Gut ist, dass der Akku einfach zu wechseln ist. Der Bildschirm verfügt über eine Powersaving-Funktion. Wenn kein Signal anliegt, schaltet er ab. Eines der sehr guten Features: er hat eine Mirror/Flip-Funktion. Wenn man eine Consumer-Cam ohne optische Teile am DM betreibt, dann gibt es ein Problem mit der Orientierung. Dieser Monitor kann diese Fehlorientierung ausgleichen und ein seitenrichtiges Bild anzeigen. Für die Assistenz natürlich von immensem Vorteil zur Mitbeobachtung. Der Monitor besitzt zudem ein Stativgewinde, so dass man ihn ohne Probleme auf einen Schwanenhals setzen kann.

Fazit: nettes Teil zum netten Preis. Schwanenhälse gibt es in vielen Längen, so dass das Konzept auch für Nicht-ProErgo-Nutzer interessant wird, da man den Monitor nicht zwangsläufig am Mikroskopkopf befestigen muss und so die Mechanik des Armes nicht über Gebühr strapaziert.

In einigen Wochen kann ich sicher mehr über die Praxistauglichkeit berichten.

Einen kleinen Ausruf in Richtung der Industrie kann ich mir dennoch nicht verkneifen: es wäre toll, zumindest die Option einer Befestigung solcher Monitorlösungen zu haben. Löcher mit Blenden, gerne auch freigegebene Tragsysteme, wenn die Preise realistisch bleiben (zur Orientierung: Schwanenhals kostet um die 40€). In der ZHK braucht man keine 17“-Monitore o.ä., es reichen kleine. Da wird mit Riesenaufwand an Optiken und allem gearbeitet aber kleine, pragmatische Lösungen sucht man dennoch vergeblich. Bleibt nur zu hoffen, dass mit steigenden Verkaufszahlen auch der Druck wächst, im Kleinen innovativ zu werden.

6 Gedanken zu „Monitörchen

    • Hallo Andreas.

      Ich hatte meinen bei eBay bestellt. ca. 124€ Mwst. aus Hong Kong. 3 Wochen Lieferzeit auf dem Seeweg. Musste ich beim Zoll abholen. Unterschiedliche Modelle. Kein Akku dafür Netzstecker.

      Wenn mein Setup komplett ist berichte ich bei Gelegenheit.

      LG
      Stefan

  1. Hallo Andreas.

    Ich hatte meinen Lilliput bei Ebay bestellt. ca. 3 Wochen Lieferzeit aus Hong Kong.
    Beim Zollamt persönlich abgeholt und die MwSt. bezahlt.
    Schönes Teil. Wenn mein Setup dann mal komplett ist werde ich bei Gelegenheit mal berichten.

    Guckst Du…:
    http://cgi.ebay.de/Lilliput-7-668GL-70NPC-HY-HDMI-YPbPr-Monitor-many-Gift-/390268239936?pt=LH_DefaultDomain_0&hash=item5addccc040

    Allerdings habe ich ein anderes Modell.

    LG
    Stefan

  2. Hallo Oscar,
    wie ist es nun mit der Praxistauglichkeit und wie ist das Ding denn nun am DM befestigt worden?
    Kannst Du Bilder einstellen?
    Würde mich sehr interessieren wo Du die Befestigungsschrauben reingedreht hast ins DM ;-)
    Grüße
    Andreas

    • Die Befestigung ist z.T. leider doch rocket sience. Und es gestaltet sich deutlich problematischer als gedacht. Sobald ich was praxistaugliches habe, kommt noch ein Nachtrag.

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