In dem letzen Beitrag hatte ich um die zeitliche Schätzung des Heilungsverlaufes gebeten. Vielen Dank für die Teilnahme.
Die Ergebnisse:
Antwort | Stimmen | Prozent | |
---|---|---|---|
6 Monate | 0 | 0% | |
1 Jahr | 0 | 0% | |
2 Jahre | 3 | 16% | |
3-5 Jahre | 12 | 63% | |
Mehr als 5 Jahre | 3 | 16% | |
10 Jahre | 1 | 5% | |
mehr als 10 Jahre | 0 | 0% |
Ausgangspunkt war die oftmals gestellte Frage: Wann ist die Entzündung weg?
In dem vorgestellten Fall ist zur Dauer der röntgenlogisch erkennbaren Heilung ein Zeitraum von fast genau 7 Jahren vergangen.
Meine Antwort an den Patienten lautet auf diese Frage: Die Heilung dauert in der Regel genau so lange, wie der Zeitraum der Entstehung bis zur Manifestation der Entzündung.
Wir wissen allerdings fast nie, wie lange genau der letzt genannte Zeitraum war.
Der Zeitraum von 7 Jahren entspricht nicht dem im Paper „Good clinical practice: Die Wurzelkanalbehandlung“ genannten Zeitraum.
Was können Ursachen sein?
Der Fall wurde 2005/2006 begonnen zu behandeln. Die DGZ Stellungnahme ist vom Jahr 2004/2005. Es sind also keine wesentlichen Unterschiede im Jahrgang vorhanden.
Die Revision unter mikroskopischer Kontrolle war für mich zum damaligen Zeitpunkt sehr schwierig. Es war meine erste Thermafilrevision mit verkeiltem Carrier. Die Desinfektion erfolgte mit NaOCl 5%, CHX, und EDTA 17% und Ultraschallaktivierung.
Die Aufbereitung der Kanäle erfolgte mit Profile und ProTaper. Die Behandlung verlief zweizeitig und es wurde CaOH als Med. verwendet.
Mich überrascht der langsame Heilungsverlauf im Verhältnis zum Artikel der DGZ.
Die Aufbereitung, bzw. der shape ist nicht das, was ich als gut bezeichnen würde. Damit müsste auch die Desinfektion im apikalen Kanalbereich weniger effektiv sein.
Weniger Volumen an Desinfektionsmittel und der Transport per Kanüle dahin war von mir weniger überwacht als heute. Aber es heilte.
Ein weiterer oder anderer Grund könnten die apikalen Sealer-Puffs durch die erste endodontische Behandlung und Thermal WF sein. Im Bereich dieser mir leider nicht bekannten Sealerreste könnte ein verlangsamte Heilung eingetreten sein.
Überpresstes Wurzelfüllmaterial ist für Schilder 1967 ein Hinweis für die erfolgreiche dreidimensionale Wurzelfüllung.
(Schilder, H. (1967). “Filling root canals in three dimensions.” Dent Clin North Am: 723-744.;)
Es gibt in der Literatur Angaben, daß die Heilung bei Sealer Überpressungen um 32% geringer ist.
(The impact of sealer extrusion on endodontic outcome: A systematic review with meta-analysis.; Aminoshariae A, Kulild JC.; Aust Endod J. 2020 Apr;46(1):123-129. )
Ein Grund um biokompatiblere Sealer zu nutzen?
Möglicherweise, aber auf Wurzelspitze finden wir Fälle die schneller ausheilten, beispielsweise hier.
Ein weiterer Fall aus meiner Praxis um 2006, zeigte die apikale Heilung ohne Sealerextrusion im Bereich von 5 Jahren. Leider kam es zu einer VRF nach ca. 13 Jahren. Auch hier ein etwas längerer Heilungsverlauf.
Ich kann nicht einschätzen, warum das so ist. Aber es erscheint mir eine Verquickung mehrere Dinge zu sein – 1. Röbildauswertung -Heilungsphase oder auch Stagnation wird oftmals Fällen zu schnell vermutet, 2. Behandlerfähigkeiten, wie in dem Fall von mir und möglicherweise 3. gewebetoxische Materialien und 4.Schwierigkeiten und Biofilmpersistenz in Revisionsfällen.
Vielen Dank für diese aufwändige Zusammenstellung, ich teile Deine Einschätzung. Endo, speziell die Revision, ist eine Behandlung mit vielen Variablen. Manche können wir beeinflussen, manche nicht…
LG Bernard
Hallo Olaf,
in der Literatur ist das Phänomen des späten endodontischen Heilung aufgearbeitet. Ich kann nicht sicher sagen, ob der Artikel, den ich meine, im IEJ (mein Tipp) oder doch im JOE erschienen ist. Ist schon ein paar Jahre her. Das Fazit (in einem Satz aus dem Gedächtnis wiedergegeben): Meist heilt es innerhalb von bis zu 4 Jahren, aber manchmal dauert es bedeutend länger.
Liebe Grüße
Ha – Wi
Schöne Fallpräsentation!
Was genau meinst Du mit „Aufbereitung/Shape gut?“
Was würdest Du heute da anders machen?
Liebe Grüße Johannes