Späte Erkenntnis

von Jörg Schröder

Die Entfernung nach periapikal verbrachter Guttapercha gehört zu den regelmässig zu lösenden Problemen. Mein dafür von mir bevorzugte Instrument in engen bzw. normal weiten Kanalsystemen ist ganz klar die Hedströmfeile.

Den wichtigen Umstand, die Feile immer bis auf EFL 0,0 einzubringen und mit kleinen Durchmessern zu beginnen, um ein Abreissen der apikalen oder periapikalen Guttapercha zu vermeiden, hatte ich hier schon häufig erwähnt. Zu der Frage, wo ich die Hedströfeile bei gekrümmten Kanalverläufen einsetze, habe ich mir noch nie Gedanken gemacht.

Anbei ein Behandlungsfall, bei dem ich beide Varianten ausprobiert hatte. Nur eine funktionierte und vielleicht habe ich eine Erklärung, warum.

Nach initialem Reduzieren der Guttapercha kam es aus MB1 zu einer spontanen putriden Exsudation. Das erste Spülen mit NaOCl zeigte einen bukkal gelegenen Hohlraum. Dennoch hatte ich zunächst die Idee, den palatinal gelegenen tropfenförmigen Querschnitt zu nutzen, um die Hedströmfeile bis auf 0,0 zu bringen. Erst das bukkale Einsetzen war schon mit der 20er-Hedströmfeile beim ersten Versuch von Erfolg gekrönt.

Meine Erklärung:

Das über die bukkal gelegene Aussenkurvatur eingebrachte Instrument wird von der Kanalwand ständig nach palatinal gedrückt, sodass die Guttapercha in den zwischen MB1 und MB2 vorhandenen schlitzförmigen Hohlraum verdrängt werden kann. Somit dringt das Instrument weiter nach apikal vor, bevor es die Guttapercha perforiert bzw. in die Guttapercha eindringt.

Zwar wird auch die Innenkurvatur das ähnlich machen, nur befindet sich bukkal der Guttapercha kein Platz. Somit muss die Feile apikal durch die Guttapercha/Sealermischung bewegt werden, während sie sich, von der Aussenkurvatur nach palatinal gedrückt, an der Guttapercha vorbei arbeiten kann.

Die auf dem klinischen Bild zu sehende Distanz zwischen Guttapercha und Hedströmfeile erklärt sich wahrscheinlich dadurch, dass nach dem Entfernen der Druck der Wand wegfällt und das Rückstellvermögen der Feile das „Abstehen“ von der Guttapercha verursacht.

In der Zukunft werde ich überprüfen, ob meine Rückschlüsse zutreffen, oder nicht.

Immer wieder schön zu sehen, wie gut die Immunabwehr den periapikalen Teil der Guttapercha „versäubern“ kann.

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