von Jörg Schröder
Das DVT. Mal wieder.
Eigentlich schön, vorher zu wissen, was auf einen zukommt. Manchmal erhöht es aber auch den Puls des Behandlers.
Dieser 26 zeigte eine irreversible Pulpitis mit beginnender apikaler Pathologie und zunehmender klinischer Symptomatik.
Welche Kanalsysteme durchfahre ich an einem 26 zuerst? Die mesialen. Weisen diese doch sehr häufig interessante Verläufe auf. Daher stellte sich dieses Mal eine gewisse Erleichterung und Lockerheit bei der Auswertung der 3D-Diagnostik ein. Getrennte Foramina und keine Kommunikationen. Danach der P. Kleine apikale Krümmung nach distopalatinal, aber vorhersagbar beherrschbar. Nun ja, der DB sollte straight forward sein.
Weit gefehlt. Eine unsymmetrische tiefe apikal Aufgabelung in einen längeren DB und einen kürzeren und abrupter gekrümmten DP. Puuh! Das war eine Herausforderung.
Während die Aufbereitung von MB1, MB2 und P in der gewohnten Weise (maschineller Gleitpfad, Längenmessung, Messaufnahme, Masterpoints) erfolgte, war mir klar, dass der DB viel Handarbeit erforderte. Insbesondere der DP, da die Strecke nach der apikalen Aufgabelung eine recht kurze war. Nach Bestimmung der Kanallänge BIS zur Aufgabelung wurde diese Strecke maschinell bis 35/06 erweitert, ohne den Weg zu den Foramina zu beschreiten.
Dann erfolgte eines erstes Scouten mittels deutlich vorgebogenem und auf die vermutliche Arbeitslänge (Bestimmung im DVT!) eingestellten ISO 008 Reamer. Es schlossen sich ProTaper Handinstrumente S1, S2 und F1 an, um den DB zu erweitern. Da DP und DB in etwa 180 Grad entgegengesetzt verliefen, musste ich die vorgebogenen anschliessend nur noch um 180 Grad “verdreht” in den DB einführen, um dann mit der ISO 008 den noch leicht klemmend “gehenden” DP zu instrumentieren. Die Arbeitslänge war laut DVT 1 mm kürzer als der DB und siehe da. Als die eingelaserte Längenmarkierung des Instrumentes die 18-mm-Marke erreichte, zeigte das RootZX-Display der Behandlungseinheit das Erreichen der Arbeitslänge an.
Aufgrund der kurzen Wegstrecke des DB und dem unwahrscheinlichen Gelingen des Einführen zweier Gutteperchapoints, entstand die Idee den apikalen Kanalanteil per Squirting-Technik zu füllen. Dies gelang erst im zweiten Durchgang der Erwärmung, wie der Vergleich von Backfill und WF-Kontrolle zeigt.
Hätte ich die apikale Aufgabelung ohne DVT erkannt? Unwahrscheinlich. Aber mein Puls wäre in gesünderen Regionen geblieben.
Duplizität der Ereignisse – Ich hatte Ende letzten Jahres einen Fall mit gleicher/ähnlicher Konfiguration der distobukkalen Wurzelkanäle. Auch hier ist vermutlich die Dunkelziffer wesentlich höher als wir alle das auf Grund der rein klinisch oder OPM gestützten Sicht vermuten würden.