Röntgenbefund (2)

von Ostidald Wucker

Das Röntgenbild haben wir hier vorgestellt.

Im Gespräch mit dem Patienten fiel uns auf, daß er sich ununterbrochen die Unterlippe rieb, bzw. die Unterlippe immer hin- und herbewegte. Darauf angesprochen sagte der Patient, dies wäre seit dem Unfall so. Er vermutet, das die Wunde noch nicht richtig abgeheilt ist und deshalb ist es auch noch ein bißchen angeschwollen.

Der Unfall ist ca. 7 Wochen her.

Der Patient wünschte von uns eine Zweitmeinungung zum Zahnerhalt des Zahnes 41.
Sein Zahnarzt hatte ihm die Extraktion und Implantation empfohlen.

Zum Befund: Es wurde ein DVT angefertigt.

In der Unterkiefer Lippe verblieb ein Stück Schneidekante der Oberkieferfrontzähne.
Durch die zufällige achsengleiche Überlagerung konnte zunächst der Verdacht einer Wurzelfraktur mit CaOH Einpressung entstehen. Die metalldichte Struktur (medikamentöse Einlage) im Wurzelkanal reicht nicht an die hyperdense Verschattung des Fragmentes heran. Ein Einpressen in den Frakturspalt ist damit nicht wahrscheinlich.
Eine Perforation labial mit CaOH-Einpressung ins Parodont/Knochen könnte durchaus im Röntgenbild so dargestellt sein.

Im angefertigten DVT ließ sich Lage und Form des Fragmentes feststellen. Die Entfernung desselben wurde dem Patienten unbedingt angeraten.

Die weitere Behandlung des Patienten erfolgt auf Wunsch des Patienten in einer kieferchirurgischen Praxis. Der Zahnerhalt von 41 erschien dem Patienten nicht notwendig.

 

7 Gedanken zu „Röntgenbefund (2)

  1. Drei Sachen verwundern mich hier an der Stelle:
    1. Der Patient wünscht keinen Zahnerhalt von 41? Also keine Endo, sondern nur Ex und Hopp?
    2. Sieht der Zahn 41 klinisch so schlecht aus das eine Endo keinen Sinn macht?
    3. Laut Beschreibung ist zum Zeitpunkt der DVT Aufnahme der Unfall 7 Wochen her. Warum wurden die OK Zähne nicht schon längst versorgt oder sind die Füllungsmaterialien nicht röntgenopak?

    Glückwunsch an alle Kollegen die das Artefakt gleich richtig als Zahnfragment erkannt hatten!

    Gruß Gregor S.

    • Ostidald, bat mich dies zu übermitteln:
      1. Der Patient wünscht keinen Zahnerhalt von 41? Also keine Endo, sondern nur Ex und Hopp?
      -> Der Patient meint der Zahn sei unwichtig, da man/ bzw. er diesen beim Sprechen nicht sieht. Die Kosten für eine Wurzelbehandlung möchte er nicht tragen.

      2. Sieht der Zahn 41 klinisch so schlecht aus das eine Endo keinen Sinn macht?
      -> nein. Der Zahn hat eine gute Prognose mit der entsprechenden Behandlung.

      3. Laut Beschreibung ist zum Zeitpunkt der DVT Aufnahme der Unfall 7 Wochen her. Warum wurden die OK Zähne
      -> kann aus der Sicht Ostidalds nicht beantwortet werden. Nach der DVT Aufnahme wurden lt. Patient prov. Kronen im OK inseriert.

      Herzliche Grüße
      Olaf

  2. Hallo Ostidald,

    danke für den interessanten Fall. Ich hatte so ähnliche Fragen wie Gregor im Sinn. Aber dennoch macht es für mich immer noch keinen Sinn, dass der Patient einerseits mittels DVT prüfen lässt, ob sich 41 erhalten lässt und dann trotz positiver Prognose und Auskunft aber daran kein Interesse mehr hat. Oder hat er vielleicht vermutet, dass ein Erhalt ohne WKB geht? D.h. er verzichtet jetzt aber auch auf das Implantat und lässt ihn sich nur ziehen und lebt mit der Lücke?

    Beim Sprechen sieht man die Lücke vielleicht nicht, aber beim Lachen schon. Seltsam.

    Herzliche Grüße

    Haya

    • Hallo Haya,
      Auf Nachfrage bei Ostidald kam heraus:
      Warum der Patient sich gegen den Zahnerhalt entschieden ist rational nicht nachzuvollziehen. Die Kosten der Zahnerhaltung liegen
      unter den Kosten einer Implantation und Kronenversorgung. Für den Patienten hatte im Moment die Therapie der Oberkieferfrontzähne Vorrang.
      Das DVT wurde nicht nur wegen des UK FZ erstellt, sondern diente auch dem Ausschluss der Wurzelfraktur OK Front.
      Herzliche Grüße
      Olaf

  3. man macht also ein dvt. generell nicht kostenfrei?
    und dann ein Zahnarzt der keine bema wurzelkanalbehandlung machen kann/will weil Implantat sich ja anbietet.
    und ein endodontologe der den zahn erhalten würde aber der Patient wählt aus Kostengründen die teurere alternative oder die Zahnlosigkeit als endzeitlösung

  4. Guten Abend

    Interessant. Hätte nicht geglaubt das dies ein Frakturstück ist. Es müssten ja mehrere – zwischen vier bis sechs – RX + OPG angefertigt worden sein, da kein DVT angefertigt worden ist. Dort das Frakturstück nicht zu erkennen kann ich mir schlecht vorstellen.
    Könnte man die Röntgenbilder vor Therapie inc. Arbeitsdiagnose einsehen?
    Therapiemittel erster Wahl ist sicher Endo + Teilkrone, Alternative vermutlich Klebebrücke. Der Hintergedanke des Patienten (Patientenalter)/behandelten HZA könnte jedoch auch ein KFO im UK-Frontzahnsegment sein. Die KFO könnte ggf. den Engstand auflösen und somit die Lücke schliessen. Für die Implantation könnte sich die mesial-distal Distanz der Lücke aufgrund des Engstandes bei gängigen Implantatsystemen als grenzwertig erweisen.

    Freundliche Grüsse
    JJ

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