Bitte einmal mit Allem

von Elwood Blues
Dieser Fall hat von Allem (von jeder Fragestellung) etwas zu bieten.
Deswegen stehen zur Erstvorstellung, vor Allem die Fragen nach Problemstellungen während einer eventuellen Behandlung, der Prognose des langfristigen Zahnerhaltes und der Alternativen zur Debatte. 
Röntgenaufnahme im Rahmen der Erstvorstellung der Patientin:Zahn 12 und 13 mit LEO im Brückenverbund:
  • Zustand nach WF vor 6 Jahren, jeweils Insertion von vermutlich rigiden Stiften und WSR vor 2 Jahren (alles alio loco).
  • danach immer wiederkehrende, teils andauernde, Schmerzsymptomatik.
  • Fistel ausgehend von Zahn 12.
  • Perk +, Vipr -, Taschentiefe (6 Messpunkte) max. 3 mm, Lockerungsgrad jeweils I
  • Z.n. WSR in deutscher Uniklinik (inkl. Demo für die Studierenden während der OP). 

Ein DVT ist nicht vorhanden, in der Einzelaufnahme scheint allerdings zumindest Zahn 12 sehr schräg reseziert worden zu sein, evtl. ist eine leichte Drehung des Zahnes 13 zu vermuten, ein Zementspalt zwischen Stiften und Wurzelkanalwand ist nicht sicher auszumachen.

Fragestellungen:

  1. Können die Kronen zuverlässig trepaniert werden und sind diese erhaltungswürdig oder müssen diese zwingend entfernt werden?
  2. Lassen sich die Stifte entfernen?
  3. Ist eine Fraktur der Wurzel sicher auszuschliessen?
  4. Lässt sich das Wurzelkanalsystem vollständig erschliessen?
  5. Liegen unter Umständen Instrumentenfragmente im Kanalsystem?
  6. Wie lässt sich eine sichere Obturation apikal gewährleisten (Zahn 12 mit deutlich erweitertem Foramen, Zahn 13 vermutlich ebenfalls)?
  7. muss ggf. mit MTA gearbeitet werden?
  8. Wie ist der langfristige Zahnerhalt einzuschätzen?
  9. Welche Alternativen sind denkbar und sinnvoll / ergibt ein endodontischer Erhaltungsversuch Sinn?

Sicher scheint nur eines zu sein:

Die Prognose ist ungewiss!
Ich werde über zu treffende Entscheidungen berichten.
Wo sehen Sie Unwegsamkeiten und Probleme und wie würde Ihr Behandlungsregime in diesem Fall aussehen?
Welche Alternativtherapie würden Sie empfehlen?

Bitte nutzen Sie die Kommentarfunktion!

Beste Grüße, Elwood Blues

2014-03-13-Praxis

12 Gedanken zu „Bitte einmal mit Allem

  1. Den Fall betreffend frage ICH mich folgendes:

    Wie alt ist die Patientin ?
    Will die Patientin den Zahnerhalt um jeden Preis, also ungeachtet einer nicht vorhersagbaren Prognose ?

    Wie sind die PA – Befunde ? (zum Ausschluss VWF), wie die Lockerungsgrade ?
    Wieviel Zahnsubstanz steht noch nach Entfernen von Krone und Stift ?

    Für das praktische Arbeiten ist von Bedeutung, an welcher Stelle genau die Wurzel endet. Dies ist mittels Rö nach ELM durch modifizierte GG – Bohrer einfach und zuverlässig zu verifizieren.

    Die im Beitrag genannten Fragen sind für mich nicht vorrangig. Klar darf keine VWF sein, die Stifte müssen rausgehen (davon gehe ich aus), auf Länge kommt man, sicher muss man mit MTA arbeiten. Ich sehe aber immer wieder solche Zähne mit dennoch langfristiger Erhaltungsfähigkeit.

    • Hallo Herr Herrmann, Elli hat folgendes verlautbaren lassen:
      Patientenalter: 45 Jahre
      Zahnerhalt ist erwünscht, allerdings nicht um jeden Preis,
      Taschentiefen max. 3mm zirkulär, Lockerungsgrad 0-1, Restzahnsubstanz fraglich, Kronenränder scheinen kariesfrei.

      Frage: wie ist das Vorgehen durch mod. GG-Bohrer die Genaue Länge zu bestimmen?

      Elli geht auch von einer länger bis langfristigen Erhaltungsfähigkeit aus.

  2. Was möchte denn die Patientin?

    Ich bin der Meinung das die Kronen zu 100% runter müssen.
    Dann kann man anhand vom Substanzverlust ermitteln kann ob der Zahn noch restaurierbar ist.
    Bei verblokten Zähen ist es gut möglich das der 12 nur noch in situ ist weil 13 ihn stützt.

    Meine vorgehen in diesem Fall:
    1. Abformung für LZPV
    2. EKR und Stiftentfernung nach Zeitaufwand an 12 (wenn Ferrule vorhanden)
    2.1 Falls kein Ferrule vorhanden eher ex
    3. EKR der restlichen Brücke 13 – ?
    4. Herstellung/Einsetzen vom LZPV und erneute Beratung

    • Hallo Georg, Elli sagte, dass die Patientin den Zahnerhalt wünscht, doch nicht um jeden Preis, die Lockerungsgrade waren vielversprechend (0-1). Dir Kronenränder schienen klinisch kariesfrei zu sein

  3. Kann mich meinen Vorrednern nur anschließen – wichtig – aufwändige Behandlung zu trotz großem Aufwand auch nicht erfolgreich enden kann. Ich für mich wollte einen Erhaltungsversuch- ziehen kann man immer noch wenn man sieht, dass es nicht machbar ist! bin ja mal gespannt!

    • Genau, mit der Patientin wurde ein erster sog. „Explorationstermin“ vereinbart, um die Erhaltungswürdigkeit zu prüfen. Viele Grüße, Elli…ich werde berichten

  4. Verstehe ich die Fragestellung 1+2 richtig?
    Die Kronen drauf lassen, trepanieren und durch
    dieses Loch versuchen die Stifte zu entfernen?
    Das halte ich für wenig sinnvoll. Ich frage mich,
    wie man das überhaupt schaffen will. (ich gehe hierbei
    davon aus, dass die Stifte nicht nachträglich durch
    die Kronen durch gesetzt wurden)
    Beim 13 würde ich mir den Versuch mit viel Optimismus
    noch eingehen lassen. Beim 12: was, wenn da ein gegossener
    Stift-Stumpf Aufbau drauf ist?

    Ich halte beide Zähne für nicht mehr erhaltungswürdig.
    Alle zahnerhaltenden Maßnahmen wurden bereits 1x durchgeführt,
    daher austherapiert.

    Ich bin gespannt, wie die Geschichte weiter geht.

    • Hallo Jojo, vielen Dank für deinen Kommentar, Elwood ist da etwas anderer Meinung wie er mir sagte. Elwood geht davon aus, dass auch Zähne unter gewissen Umständen erhalten werden können, auch wenn bereits alle zahnerhaltenden Massnahmen bereits 1x durchgeführt worden sind. Und Elwood glaubt fest daran auch einen Stift durch die Trepanationsöffnung einer Krone entfernen zu können, das sei zwar etwas „gefrickel“, aber vorstellbar.

      Ich werde ihn mal nötigen den weiteren Verlauf zu posten!

      Beste Grüße,
      Seb

  5. Wenn die Kronen kariesfrei sind, die Ästhetik nicht bemängelt wird, was spicht gegen eine mikrochirurgische Therapie? Ich sehe da eigentlich in der Situation nur Vorteile: sehr minimalinvasiv, ZE bleibt indentisch erhalten, eindeutige Abklärung von Cracks, bei technisch guter Durchführung gute Erfolgsprognose, viel geringere Kosten als Revision,Stift und ZE neu….
    Und wenn in ein paar Jahren die Wurzeln doch frakturieren, kann man immer noch implantieren….

    • Hallo Sebastian,
      Elwood leht die WSR ab (er nimmt an, dass du eine WSR mit mikrochirurgischer Therapie meinst). Er sieht die Probleme eher intrakanalär, ggf. sogar in verbliebenen Geweberesten rings um die Stifte. Elwood sagt, er sei nicht in der Lage das Problem so zu lösen.
      Viele Grüße,
      Seb

    • Hallo Sebastian, vielen Dank für Deinen Kommentar, Elwood sieht keinen Vorteil in der WSR, er vermutet die Ursache der LEOs eher intrakanalär, deswegen lehnt er, wie er mir sagte, auch eine minimalinvasive WSR ab.
      Gruß, Seb

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