Über die unterschiedlichen Endo-Handstücke habe ich hier und hier schon berichtet. Heute möchte ich die verschiedenen Geräte in ihren Eigenschaften näher beschreiben und gegenüberstellen.
Handstück 1
VDW Connect Drive “Artos”
Dentsply X-Smart IQ “Porthos”

Das erste seiner Art.
Und eine Offenbarung, als es endlich auf den Markt kam.
Denn bis dahin war es keinem Hersteller gelungen, einen funktionierenden kabellosen Antrieb für die Reziprok-Bewegung auf den Markt zu bringen. Das Problem für ein solches Akku- Gerät ist es, die ausreichende Leistung bereit zu stellen. Diesbezüglich ist das formschöne (IF Design Award 2016) und mit wertiger Haptik daherkommende Handstück bis heute unerreicht. Es ist kraftvoll und vibrationsarm (dem Punkt kommt später noch eine besondere Bedeutung zu).
Angesteuert wird das Gerät via Ipad-App.
Das sieht cool und modern aus.
Beeindruckt am Messestand.
Im Alltag erschwert es aber eher das Arbeiten.
Umständlich.
Dann der Hygiene-Aspekt.
Am problematischsten jedoch – bei mehreren simultan betriebenen Geräten kommen sich die Geräte in ihrer Ipad-Anbindung in die Quere. Und auch im Alleinbetrieb bricht die Verbindung Ipad <=>Handstück immer mal wieder zusammen. Weshalb wir relativ schnell dazu übergegangen sind, die Handstücke im einmalig festgelegten Modus zu verwenden und auf die Tablets gänzlich zu verzichten.
Für reziproke Instrumente funktioniert das. Weil alle Instrumente mit einer einzigen Parameter- Einstellung betrieben werden.
Für rotierende Instrumente klappt das nicht.
Bedeutet – Diese Motoren – wir haben 3 davon in Benutzung – sind einzig und allein den VDW Reciproc und den Maillefer WaveOne Gold-Instrumenten vorbehalten.
Die schlechte Nachricht – Die VDW Connect Drive/Dentsply X-Smart IQ Motoren sind nicht mehr im Handel erhältlich. Einen Nachfolger aus dem gleichen Konzern gibt es bislang nicht.
Warum ??? Zu oft defekt möglicherweise ? Wir hatten noch Glück im Großen und Ganzen. Nur selten mussten wir die Handstücke zu VDW zum Service geben. Batteriekapazität erschöpft, defekte Ladestecker, Risse im Gehäuse waren unsere Reklamationsgründe. Ich kenne aber Kollegen, bei denen die Handstücke wesentlich öfter als bei uns in Reparatur waren. Ein großes bis sehr grosses Ärgernis.
Handstück 2
Morita TriAuto ZX 2 “Aramis”

Zum Morita TriAutoZX 2-Gerät bin ich auf Umwegen bzw. um ein paar Ecken herum gekommen. Dabei spielte weniger die Tatsache eine Rolle, das wir trotz aller Sympathie für die “reziproken” Instrumente Reciproc und WaveOne Gold auch vollrotierende Nickel- Titan-Instrumente einsetzen, denn für diesen Zweck haben wir eine ganze Reihe akkubetriebener Motoren in der Praxis griffbereit. Vielmehr benötigte ich einen Motor, der es erlaubt, ein reziprokes Instrument im Linkslauf vollrotierend zu bewegen. Das nutze ich nämlich, um Calciumhydroxid-Einlagen aus dem Kanal herauszubefördern.
Das formschöne (German Design Award 2019) und mit wertiger Haptik einherkommende Morita-Handstück kann genau das. Es lässt ich dank eines integrierten Displays gewissermaßen “on the fly” während der Behandlung umschalten. 8 verschiedene individuell einstellbare Modi sind möglich. Geschwindigkeit, Drehmomentgrenzwert, Rechts/Linkslauf und diverse Apexlokator-Funktionen lassen sich auswählen und festhalten. Die Längenmess-Funktion nutze ich nicht. Dafür aber zwei besondere Motor-Funktionen mit Alleinstellungsmerkmal, die ich nicht mehr missen möchte. Die OTR (Optimum Torque Reverse) -Funktion als smarte “Sicherheits”-Funktion, sofern eine bestimmte Drehmoment- Grenze überschritten wurde. Ich nutze diese Bewegung entgegen ihrer ursprünglich zugedachten Rolle zur zielgerichteten apikalen Präparation von Wurzelkanälen. Und damit bildet das Morita TriAutoZX 2 eine gute Synthese aus vollrotierend und reziprok. Gewissermaßen das Beste zweier Welten. Im Normalfall wird das Instrument vollrotierend arbeiten und dadurch können die als Folge der Aufbereitungsarbeit entstandenen Dentinspäne durch den Förderschneckeneffekt der Schneidspirale nach koronal aus dem Kanal herausbefördert werden. Wird der instrumentenspezifische Drehmomentgrenzwert überschritten, wechselt das Handstück in eine Vor/Zurück-Rotation. Entlastet man dann das Instrument, indem man den Druck auf das Handstück reduziert, so wechselt der Motor wieder in die Vollrotation. Behält man hingegen die Druckbelastung bei, ohne das Instrument zu stark in den Kanal hineinzupressen, so sucht sich das Instrument wie von den reziproken Instrumenten gewohnt, von selbst seinen Weg nach apikal. Kurze Druckreduktionen von Zeit zu Zeit ermöglichen den automatischen Dentinabtransport, weil das Handstück wieder in den Vollrotations-Modus zurückkehrt. So kann man sich schrittweise nach apikal vorarbeiten.
Für die dünnen NiTi – Instrumente zur initialen maschinellen Erschliessung des Wurzelkanals nutze ich hingegen fast immer die OPG (Optimun Glide Path)-Funktion des Motors.
Was ist das?
Kurz gesagt – eine richtige Reziprok-Funktion, demnach eine reine Hin und Her-Bewegung, die zum Ende eines Präparationszykluses das Instrument ein wenig aus dem Kanal herausrotiert. Dadurch lässt sich ein Festfressen der Instrumente zu verhindern, auch dieser Punkt wird später, im nächsten Teil dieser Artikelreihe, noch bedeutsam sein. Nur mit der OGP-Funktion lassen sich maschinelle Gleitpfad- Instrumente wirklich bruchsicher einsetzen.
Ein wichtiges Feature und aus meinem Behandlungsworkflow nicht mehr wegzudenken.
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Genau so sehe ich die gerate auch. Ärgerlich war, daß ich kurz nach dem Kauf erfahren musste, daß VDW die Geräte einstellt. Das Längenmeßgerät der VDW Geräte ist mir zu unhandlich und ungenau im Vergleich zum Root ZX. Morita sollte unbedingt Ersatzköpfe zu einem vernünftigen Preis anbieten. Für mich ist das der Hinderungsgrund das Gerät regelmäßig einzusetzen. Da war VDW deutlich besser aufgestellt. Leider war…, wie Du ja geschrieben hast.