Recall eines Misserfolges, bzw. Glücksfalles

Misserfolge sind oftmals die lehrreichsten Fälle.
In der zahnmedizinischen Ausbildung wurden Instrumentenfrakturen als größter Fauxpas dargestellt. Dementsprechend sind viele Zahnärzte sensibilisiert.
Eine Instrumentenfraktur galt und gilt teilweise noch heute als größte Schande. Leider eine völlig unsinnige Haltung.
Heute muss man mit diesen Fällen offensiv umgehen. Wichtig ist – den Patienten informieren, davor über die Möglichkeit und danach, falls es passiert ist!

Ich kenne keine/n endodontisch tätigen Kolleg/in/en, der kein Instrument frakturiert hat. Und ganz wichtig: Niemand macht mit Absicht etwas schlecht.

Über so einen Fall einer Instrumentenfraktur möchte ich berichten. Ich bekam letztens ein Zufalls- Nebenbefund-Recallbild.

Und da war es sofort wieder, das Gefühl. Das Gefühl, wenn es einem in der Behandlung eiskalt den Rücken herunterläuft. In diesem Fall zweimal. Die absolute Hölle. Zweimal ein Instrument frakturiert. Die zweite Fraktur war absolut vermeidbar, was es noch viel schlimmer machte.

Die Patientin hatten wir aufgeklärt, daß die Therapie schwierig wird aber nicht unlösbar ist. In der ersten Behandlung sind dann zwei Instrumente frakturiert.

In diesem Fall war ich der Meinung mit Pathfile und Profile die Krümmungen ohne größere Kanaltransportation aufzubereiten. Zusätzlich zur SAF war der Eddy bei mir 2015 Standard. NaOCl 3% und Zitronensäure 10% waren die von mir eingesetzten Spüllösungen.

Die Aufbereitung des Zahnes 45 versuchte ich im VTVT (variabel Tipp, variabel Taper)- Modus mit Path- und Profile. Die 20.04, 25.02 und 30.02  waren auf Arbeitslänge. Die 25.04 fakturiert beim ersten Einsatz.
Mit Handinstrumenten konnte ich mich nach einiger Zeit etwas an dem Fragment vorbei mogeln. Was mich dann geritten hat eine vrogebogene Pathfile einzusetzen, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls frakturierte diese schnell, was eigentlich klar war.
Es gelang die Pathfile zu entfernen. Ein Teil der Profile konnten entfernt werden. Das frakturierte Instrument ganz zu entfernen oder vollständig zu passieren mißlang.
In der abschließenden WF konnten wir an Hand der Sealerextrusion hoffen, daß auch die Desinfektion in diesen Bereichen zumindest teilweise vorhanden war.

Nun sahen wir den Fall zufällig wieder. Ein Röntgenbild von 45 wurde angefertigt. ( VD Pulpitis…) Ein Glücksfall für die Patientin.

6 Gedanken zu „Recall eines Misserfolges, bzw. Glücksfalles

    • Der Fall erfüllt mich nicht mit Stolz. Oder anders gesagt, Die Patientin hatte unglaubliches Glück.
      Das Passieren von Instrumenten ist immer eine Option und manchmal besser als die substanzvernichtende Entfernung!
      Gruß
      O.

    • Mit vorgebogenen Pilotfeilen #06 beginne ich das Fragment circumferent abzutasten. Dafür gehen bei mir 6-8 Feilen drauf. Sobald ich etwas „stecken“ bleibe, versuche ich weiter mit dezentem Druck zu sondieren. Wenn ich diesen Punkt habe wo das Instrument stecken bleibt, wiederhole ich das mit #08, #10, danach wieder #08, ggf. #06, immer wieder wiederholend, so weit man kommt.

      Bei einer Krümmung, wird das bei einem NiTi Instrument nahezu immer die Innenkurvatur sein, weil das NiTi-Fragment sich gerade stellt. An dieser Stelle setzt oftmals auch die Instrumentenentfernungsversuche an. Deshalb dort als erstes probieren. Wenn Drehbewegung, dann immer Nichtschneidend – also linksherum. Dies aber erst ab #010. An der Außenkurvatur entsteht schnell eine Perforation!

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