von Ostidald Wucker
Der 30-jährige Patient kam auf Empfehlung durch Patienten.
Er stellte sich in unserer Praxis mit einem beginnenden submukösen Abszeß und einhergehenden akuten Beschwerden am Zahn 26 vor. Vorausgegangen war eine Wurzelbehandlung und kurz danach die Wurzelspitzenresektion, da die Beschwerden nach der Wurzelbehandlung nicht abgeklungen sind. Nach dem chirurgischen Eingriff hatte er ca. ein Jahr Beschwerdefreiheit. Bis letzte Woche.
Der Patient wünscht die Schmerzbehandlung und die Erhaltung des Zahnes.
Der Ausgangsbefund ergab eine stark erhöhte Perkussionsempfidlichkeit, Lockerungsgrad 0, erhöhte Sondierungstiefen zirkulär 3-4mm. Der Kronenrandschluss muss als insuffizient eingestuft werden, da eine negative Stufe von 1mm bukkal mit Randspalt vorhanden ist.
Röntgenlogisch zeigte sich ein Instrumentenfragment bukkal, retrograde Füllungen an der mesiobukkalen, distobukkalen und palatinalen Wurzel. Mesial, distal und palatinal besteht der Verdacht einer P. apicalis. In der Regio 28 ist ein metalldichter Fremdkörper zu sehen.
Das angefertigte DVT bestätigte u.a. den Verdacht der P. apicalis an 26 und 27.
Folgende Fragen stellte der Patient:
Extraktion und Implantation 26?
Sollte der Zahn 27 ebenfalls gleich mit entfernt werden um diesen mit zu ersetzen?
Wie lange funktioniert ein Implantat im OK (mit int. oder ext. Sinusbodenelevation)?
Wie würden Sie beraten ?
Die aktuell gebräuchlichen Implantatsysteme sind Grundlegend doch seit 30 Jahren in Benutzung und funktionieren auch zu X % ( kenne mich zu schlecht darin aus), wir könnten in diesem Fall also davon ausgehen, dass das Implantat mit 60 Lebensjahren bei diesem Patienten verloren geht – und dann? Und wer weiß was vielleicht für Neuerungen in 5 Jahren auf den Markt kommen ( wenn die neue Endo vielleicht nur so lange erfolgreich ist) , ich würde zum Zahnerhalt plädieren, sofern der Patient genug zeitliche und finanzielle Mittel hat.
1. 26 und 27 haben ein unbehandeltes Kanalsystem
2. die WSR an 26 und 27 sind im klassischen 45 Grad Winkel reseziert der nicht mehr aktuell ist
3. die restauration an 26 ist insuffizient
Ideal wäre folgendes vorgehen:
1. EKR 26
2. orthograde revision von 26 und 27
3. def. Versorgung von 26 und 27
Pat darüber informieren das Aufgrund der “falschen” WSR Technik ein erneuter Eingriff ggf nötig ist
Dem gegenüberzustellen sind die kosten für 2x Atraumatische ex 2x Impl, ggf. Sinuslift inkl Knochenersatzmaterial und 2x Krone
Lieber Ostidald,
ich würde zur Extraktion raten, weil mir die Behandlung zu kompromissbehaftet erscheint. Versuch der Zahnerhaltung nur dann, wenn das Geld beim Patienten keine Rolle spielt… Ich denke auch nicht, dass es hier um die Erhaltung DES Zahnes geht, sondern ich sehe da mittelfristig auch Zahn 16 und 17 Probleme bereiten, wenn auch hier mit besserer Prognose, da noch nicht reseziert.
Herzliche Grüße,
Harald