von Bonidald Wicker
Der Patient möchte beide Zähne erhalten. Die Prognose ist kritisch. Würden Sie einen Erhaltungsversuch unternehmen?
Das Ergebniss der Umfrage:
Nein 57%
Ja 43%
Die knappe Mehrheit der Abstimmer haben sich gegen den Zahnerhaltsversuch entschieden.
Zum besseren Verständniss möchte ich nun einzeln auf die Zähne 37 und 47 eingehen. Beginnen möchte ich mit 47 ( Grund: Schmerzsymptomatik) .
Die Diagnose ergab für 47 Endo-Paroläsion (primär endodontische Läsion mit sekundärer parodontaler Läsion*). Es war keine Sensibilität messbar und laut Patientenangaben wurde eine Wurzelbehandlung vor einigen Jahren durchgeführt. Ähnliche vertikale Knocheneinbrüche waren lediglich am Zahn 37 messbar. Der allgemeine parodontale Zustand entsprach einer adulten P. marginalis mit einem generellen PSI Score von 3, außer S6 und S4 mit 4 durch die Zähne 37 und 47.
Die Prognose von 47 wurde von uns als kritisch eingestuft und dem Patienten wurden die möglichen Behandlungen vorgestellt.
- Extraktion und anschließende Implantation nach Augmentation.
- Endodontische Therapie und Hemisektion der distalen Wurzel, evtl Extraktion der Weisheitszähne im Falle kritischer Plaquanlagerungen.
- Endodontische Therapie mit SRP (Scaling und Root Planing) ggf. offenes Verfahren
Scaling und Root Planing sind bei einer Läsion primär endodontalen Ursprungs kontraindiziert. Die massive subgingivale Plaquebesiedelung im vorliegendem Fall bedürfen wahrscheinlich einer zeitnahen Entfernung. Mit einem offenen Verfahren könnte die Schädigung am Wurzelzement geringer ausfallen. Die SRP wird nach der endodontischen Therapie geplant.
Demnächst mehr.
- Primäre endodontale Läsionen
- Primäre endodontale Läsionen mit sekundärer parodontaler Beteiligung
- Primäre parodontale Läsionen
- Primäre parodontale Läsionen mit sekundärer endodontaler Beteiligung
- Echte Kombinierte Läsionen
Zitat 1:
“Die Diagnose ergab für 47 Endo-Paroläsion (primär endodontische Läsion mit sekundärer parodontaler Läsion*)”
Zitat 2:
“Scaling und Root Planing sind bei einer Läsion primär endodontalen Ursprungs kontraindiziert.”
Zita 3:
“Die Prognose von 47 wurde von uns als kritisch eingestuft und dem Patienten wurden die möglichen Behandlungen vorgestellt.
[…]
Endodontische Therapie mit SRP (Scaling und Root Planing) ggf. offenes Verfahren”
Frage:
Warum ist ein SRP geplant, wenn doch richtigerweise erkannt worden ist, dass dieses bei korrekter Diagnose kontraindiziert ist? Ein PZR die das “P” verdient schließt die Entfernung klinisch erreichbarer subgingivaler Beläge mit ein. Das kann doch parallel laufen? Ich würde das schon vor der Behandlung machen lassen, damit im Falle einer Extraktion (kann ja immer mal indiziert sein, falls man eine Fraktur etc. entdeckt) eine schönere Wundheilung stattfinden kann. Kann auch zur DD bezügl. der Schmerzgenese genutzt werden (-> Ausschlussdiagnostik).
Wenn der Pat. über Kosten, Nutzen und Prognose informiert ist und sich über den “Versuch des Zahnerhaltes” im Klaren ist, spricht meines Erachtens auch nichts dagegen diesen Versuch mit aller Konsequenz zu unternehmen.
Viele Grüße
Kevin
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