Zahnersatz aus China? Das war der Anfang, nicht das Ende – Teil 2: Gedanken dazu

von Christian Danzl

Was H.W. Herrmann am 14. Juni geschrieben hat, entspricht ziemlich genau meiner Meinung. Hier meine eigenen Gedanken zu diesem Thema:

Etliche „Original“-Geräte, die wir in Deutschland für viel Geld von bekannten Herstellern kaufen, sind bereits „Made in China“.

Der Hersteller spart also Geld in der Produkion. Was wir dann teuer bezahlen, bleibt im (Zwischen) Handel und als Gewinnmarge irgendwo hängen.

Dass viel Geld „irgendwo“  hängen bleibt, hat auch zur Folge, dass auf einigen Gebieten keine Entwicklung mehr erfolgt. Wenn die Herstellungskosten eines Gerätes nur noch 10% des Kaufpreises ausmachen (dürfen) – und da sind wir noch im Bereich westlicher Produktion, der Rest Handelsspanne ist (wo auch immer), kann kein Geld mehr für Entwicklung da sein.

Beispiel Endometrie.

Seit etlichen Jahren kosten die ungefähr 1.200,- €

Was können sie?

Sie zeigen uns an, wenn wir mit einem WK-Instrument, welches wir auf einer Seite in den Zahn einführen, auf der anderen Seite wieder verlassen.

Mehr oder weniger zuverlässig. Es gibt aber immer wieder unterschiedliche Messwerte oder Fehlmessungen, wenn der Kanal zu feucht ist, wenn eine Metallkrone drauf ist, wenn ein anders Desinfiziens im Kanal ist.

Wenn ein Behandler sagt, daß „sein“ Gerät sehr zuverlässig funktioniert liegt es zum Großteil an dessen Erfahrung, aus der Masse der Daten (falsche und richtige Messungen) die sinnlosen auszublenden.

Und weniger an der tollen Entwicklung, die diese Geräte in der letzten Zeit erfahren haben (ich warte nur bis es ein iPhone App für 0,79 € „lite“, die genauso gut misst wie die bisherigen Geräte, und eine Vollversion für 4,99 €, die den Kurzschluss über Metallkrone oder Flüssigkeit erkennt und meldet. Das Kabel für die Messung gibt es dann für 29,- € beim Apple-Zulieferer).

Nächstes Beispiel.

Polymerisationslampen.

Eine Lichtquelle, die blaues Licht abgibt (nativ oder gefiltert), ein Zeitschalter, der nach vorbestimter Zeit das Licht wieder ausschaltet, eine Stromquelle und evtl. ein Lichtleiter, der das Licht dahinbringt, wo es hin soll.

Nichts anderes als eine (Taschen)Lampe mit Abschaltautomatik.

Würde man die Einzelteile im Electonicversand (Also im Einzelhandel! Hier sind bereits Herstellungs-, Handels-, Export-, Fracht-, Importkosten abgegolten) bestellen, käme man – großzügig gerechnet – locker mit 20,- € hin.

Vom namhaften Hersteller zahlen wir dafür im Schitt 1.000,- €

Und nach einem Jahr macht der Akku dann die Grätsche, weil man ihn – auf Nachfrage beim Hersteller „nicht richtig ge- und entladen“ hat (das kommt aber nicht mehr vor, da man dafür jetzt QM installiert hat, was genau solche Sachen vermeidet!).

Da braucht sich niemand wundern, wenn man sich nach billigeren Alternativen umschaut.

Allerdings, und da schliesse ich wieder an die ersten Zeilen an, muss ein Billig-Gerät aus China nicht zwangsweise eine Kopie sein.

Etliche Geräte sind, wie gesagt, sowieso schon „Made in China“.

Jetzt fragt sich der interessierte Zahnarzt, ob „die Chinesen“ die Geräte, die sowieso schon „Made in China“ sind, nochmals kopieren um sie dann nochmal billiger herzustellen?

Es würde reichen, wenn die Fertigungsmaschinen, die für einen namhaften westlichen Hersteller 10.000 Stück auswerfen, nach Beendigung des Auftrages ein paar Wochen weiterliefen, um den eigenen Markt zu versorgen – dabei könnte auch ein gewisser Anteil in den Direkt-Export laufen. So könnte man erklären, dass es „Billig-Geräte“ gibt, die genauso aussehen und genauso gut (oder schlecht) funktionieren wie die Originale. Das ist aber eine reine Vermutung.

Ich als Provinzzahnarzt kann es aber nicht ausschliessen.

So und nun der Aufruf an Handel und Industrie:

Dass viel Geld eingenommen werden muss um Angestellte und Entwicklung zu bezahlen ist hier jedem klar, der eine Praxis führt, uns geht es genauso.

Jedoch kommen sich viele, die für ihr Geld hart arbeiten müssen, einfach nur veräppelt vor, wenn man für eindeutige Billig-Produkte horrende Summen ausgeben muss und denn richtig abgezockt wird, wenn man einen Ersatzakku dazu braucht.

Dann schaut man sich nach Alternativen um.

Auch wenn man unter Umständen mit der billigen Alternative nur scheinbar billiger fährt und langfristig draufzahlt – aber das, und genau das – haben wir schliesslich von den Krankenkassen gelernt.


			

2 Gedanken zu „Zahnersatz aus China? Das war der Anfang, nicht das Ende – Teil 2: Gedanken dazu

  1. Es ist schon der Hammer, wenn man mal die elektronische Bucht durchstöbert und dann z.B. Lampen entdeckt, die es auch in Katalogen deutscher Dentaldepots gibt. Allerdings für das doppelte Geld. O.K. – nicht von einem „renommierten“ Hersteller. Aber Licht ist Licht, die physikalischen Gesetze gelten auch in China.

  2. Hallo Christian,

    ich muss Dir widersprechen.
    Du schreibst:

    „Dass viel Geld „irgendwo“ hängen bleibt, hat auch zur Folge, dass auf einigen Gebieten keine Entwicklung mehr erfolgt. Wenn die Herstellungskosten eines Gerätes nur noch 10% des Kaufpreises ausmachen (dürfen) – und da sind wir noch im Bereich westlicher Produktion, der Rest Handelsspanne ist (wo auch immer), kann kein Geld mehr für Entwicklung da sein.“

    Es ist doch genau umgekehrt.
    Wenn eine Produktentwicklung und die damit verbundene Forschung durchgeführt werden soll, ist dafür eine entsprechende Summe notwendig.
    Dementsprechend muss das Originalgerät teurer sein als die Kopie.

    Wer die Kopie kauft, sanktioniert eine solche Vorgehensweise und vernichtet möglicherweise zukünftige Forschung.
    Das kann nicht im Sinne von Zahnarzt und Patient sein.

    Problematisch wird es allerdings, wenn vorhandende niedrigere Produktionskosten aus Gründen der Gewinnmaximierung nicht weitergegeben werden. Hier ist irgendwann die Geduld auch des tolerabelsten Zahnarztes erschöpft.
    Siehe auch dazu das Analogon des China – ZE: Einsparungen, die an den Patienten weitergegeben werden, sind im Sinne des Systems. Einen solchen Zahnersatz als Inlands -ZE zu titulieren und die Einsparungen beim Händler/Zahnarzt zu belassen, ist es nicht, wird strafrechtlich verfolgt.

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