Endo – Engel

von Hans – Willi Herrmann

Nicht immer endet eine Überweisung zur endodontischen Behandlung auch tatsächlich in einer Wurzelkanalbehandlung.

Am Freitag kam ein Patientin zu Nachkontrolle, die sich vor ein paar Wochen in unserer Praxis mit starken Aufbissbeschwerden an Zahn 16  vorgestellt hatte.
Die Untersuchung ergab Hinweise darauf, dass die Beschwerdeproblematik mit einer Infraktur, einem Riss in der Zahnhartsubstanz in Zusammenhang stehen könnte.

Aus diesem Grund wurde mit der Patientin vereinbart, eine kürzlich durchgeführte Füllung zu entfernen und mittels dem Dentalmikroskop nach verborgenen Rissen zu suchen.

In der Tat fand sich eine Infraktur eines Zahnhöckers.

Der Zahn wurde mit einer dentinadhäsiv verankerten Kunststoffrestauration versehen. Die Nachkontrolle ergab, dass der Zahn „tausendmal besser sei als vor der Behandlung“ und die Wurzelkanalbehandlung nun nicht mehr notwendig sei.

Einen anderen Weg, Wurzelkanalbehandlungen zu vermeiden, beschreibt ein kurzes Video, das den Einsatz von Engelsymbolen zur Vermeidung von Wurzelkanalbehandlungen schildert.
Unter dem Gesichtspunkt der Kostenersparnis ein (mir bislang vollkommen unbekannter) interessanter Ansatz, wenn man bedenkt, dass eine solche Behandlung ja defacto keine Kosten verursachen kann und somit eine enorme Entlastung der Krankenkassenbudgets ermöglicht.
Es muss nur funktionieren.

Zum Video gehts hier.

6 Gedanken zu „Endo – Engel

  1. Der Glaube versetzt bekanntermaßen Berge. Da passt das Evangelium vom „ungläubigen Thomas“ vom heutigen Sonntag:

    (Joh 20,25 ) „Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“

    Das ist gesunde Skepsis… wenngleich immer noch kein wissenschaftlicher Ansatz. Denn auch wenn es einmal funktioniert, muss es nicht zwangsweise richtig sein.

    In der Zahnmedizin ist der „Post-hoc-ergo-propter-hoc-Trugschluss“ bedauerlicherweise mittlerweile als „Wirksamkeitsbeweis“ allgegenwärtig und öffnet als „Erfahrungszahnheilkunde am Einzelfall“ auch anderen obskuren Praktiken Tür und Tor. Viele Zahnärzte sehen sich heute leider nicht als Wissenschaftler sondern als „Praktiker“ oder „Behandler“, aus der Heilkunde oder Heilkunst wird Empirie und Handwerk.

    Glaube und Aberglaube unterscheiden sich im Verhältnis des Menschen zur transzendenten Wirklichkeit: Während der abergläubische Mensch mit magischen Praktiken Einfluß auf das Schicksal nehmen will, hält der Glaubende die Unsicherheit und Verzweiflung aus im Vertrauen auf Gott.
    Daher hängt in meiner Praxis eine Figur der Heiligen Apollonia, die Schutzpatronin der Zahnleidenden und der Zahnärzte. In manchen schwierigen Situationen war ein Stoßgebet sicher hilfreich… machte aber meine Instrumente, meine Kompetenz und meinen Rezeptblock nicht überflüssig.

  2. Ach Thomas, wir teilen ja unsere Leidenschaft für Religion und Humanismus.
    Aber das hier geht zu weit, was der Engelszahnarzt da macht.
    Ich weiß nicht, wer der größere Scharlatan ist: der Engels Zahnarzt oder die Endoinitiative des DAZ….
    Im Übrigen halte ich es gern mit Thomas: mein Unterschied zu ihm ist aber leider, daß mich noch keiner von meinen Zweifeln per Magie befreit hätte:-(((
    Herzliche Grüße aus dem grauen Berlin Stefan

    • Stefan,
      natürlich ist das weder humanstisch noch religiös, was da beschrieben wird: es ist wohl am ehesten „obskurer Okkultismus“.

      Und doch kommt das allenthalben in der „paramedizinschen“ Zahnheilkunde vor. Mein Sarkasmuss sei mir verziehen, angesichts meiner vielen Notdienste, die mich allenthalben damit konfrontieren.

      Du kennst mein zahnmedizinisches Credo:

      „Die Heilkunde wird eine Wissenschaft sein, oder sie wird nicht sein! Mir ist sonnenklar, dass da, wo die Wissenschaft aufhört, nicht die Kunst anfängt, sondern rohe Empirie und das Handwerk.“
      Berhard Nauyn, 1905, Deutsche Revue; 30: 343-355

  3. Wie immer, wenn du etwas schreibst, hat es Hand und Fuss. Meistens. Nur kleine Ausnahmen:
    Zum einen würde ich Thomas nicht als gesunden Skeptiker bezeichnen. Zum anderen waren die Heilmethoden Jesu nicht evidenzbasiert. Dennoch hat sein Handauflegen mehr als einmal funktioniert. Vielleicht nicht bei einer Pulpitis,…. ;-)
    Ich brauche meine Kompetenz, meine Instrumente und meinen Rezeptblock einzig und allein deshalb, weil MEIN Glaube keine Berge versetzt. Vielleicht ist das aber bei anderen anders, z.B. bei den Homöopathen…

    Herzliche Grüße.

    • Harald,
      wir wissen seit Thomas, dass die selig sind, die nicht sehen und doch glauben ;-).

      Aber es kommt, damals wie heute, darauf an, wem man nichtsehend glaubt.

      Thomas war mindestens 3 Jahre mit Jesus unterwegs und zweifelt dennoch an seiner Auferstehung. Er ist eben jemand, der es genau wissen will: Schon beim letzten Abendmahl sagt er, auf die Ankündigung Jesu, er gehe ihnen voraus, um ihnen einen Platz bei Gott zu bereiten: „Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst Wie sollen wir dann den Weg kennen? (Joh 14,5)“. Er ist es, der Jesus die Erklärung abgewinnt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“

      Für eine Metaanalyse der Heilerfolge Jesu ist die Studien- und Datenlage einfach zu dünn. ;-)

      Aber: bei allen Heilerfolgen kommt es weniger auf Deinen Glauben als Arzt an, als auf den Glauben Deines Patienten. Und das ist als „Placebo“-Effekt schon wieder wissenschaftlich abgesichert.

      Beste Grüße vom Lande,
      Thomas

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