OK Molar mit 10 Kanälen

Von Ronald Wecker

Schmerzpatient von dieser Woche.

Im Notdienst (Praxis in einer großen deutschen Stadt) wurde der Zahn 16 trepaniert.
Eigentlich sollte der Zahnnerv abgestorben sein. Trotzdem blutete es massiv nach Trepanation.
Immerhin konnten  3 Kanäle „gefunden“ werden.

Wieder zu Hause Vorstellung beim Hauszahnarzt.
Hier erneute Trepanation und die Vermutung dass etwas nicht stimmt. Überweisung wegen Verdacht auf das Vorliegen einer Perforation.
So kam der Patient zu uns.

Die mitgeschickten Röntgenbilder sprechen eine deutliche  Sprache:

Im Vergleich zum Bild von 2008 liegt eine völlige Zerstörung des Pulpakammerbodens vor, das alio loco eingebrachte Messinstrument zeigt eine nicht mittenzentrierte Lage.

Präoperatives Rö-Bild

Rö-Bild alio loco 2008

Messaufnahme alio loco 2009

Nach entsprechender Aufklärung, Erläuterung des Heil-und Kostenplans wurde durch Umorganisieren noch am gleichen Tag ein Behandlungstermin ermöglicht.

Das ganze Ausmass der Perforation zeigt sich nach der Entfernung der provisorischen Verschlussfüllung .
Der Pulpakammerboden fehlt vollkommen, alle Kanaleingänge weisen Überhänge des Pulpakammerdachs auf. Instrumentiert scheint lediglich der palatinale Kanal zu sein.

Zugangskavität und Ledermixeinlage

Perforation des Pukpkammerbodens

Der Knochen im Bereich der Perforation säuberlich an 5 Stellen perforiert. Zum Teil ISO Durchmesser 50, wie die später zur Schaffung eines kollagenen Widerlagers verwendeten Plugger zeigen.

Versäuberte Perforationsränder

Kollagen vor dem Einbringen

Nach Reinigung der Perforationsränder, großvolumiger CHX-Spülung und Entfernung der in den periapikalen Knochen eingepressten Reste der medikamentösen Einlage wurden die Perforationen im Knochen mit Kollagen verschlossen, um eine Extrusion des MTA zu verhindern.

Kollagenes Widerlager eingebracht

Perforationsverschluss mit MTAEs erfolgte die Abdeckung der Perforation mit MTA.

Ein Folgetermin wurde ebenfalls kurzfristig vereinbart.

Der Anruf am nächsten Tag beim Patienten ergab eine völlige Beschwerdefreiheit des behandelten Zahns. „Vielen Dank für die hervorragende  Behandlung“.

Soweit, so gut.

Dann die Mitteilung des Patienten, er wünsche die weitere Wurzelkanalbehandlung von seinem Hauszahnarzt durchführen zu lassen.
Die Überweisung habe nur die  Perforationsdeckung zum Ziel gehabt.
Und ob ich versichern könne, dass  es  nun gefahrlos möglich sei, mit der Wurzelkanalbehandlung weiterzumachen.
Und ob es nicht die Möglichkeit gäbe, daß ich in der geplanten Sitzung den 4. Kanal gerade soweit darzustelle, dass dann der Hauszahnarzt die eigentliche Wurzelkanalbehandlung durchführen könne.

Der Hauszahnarzt, der kein Mikroskop besitzt.

Gefrustet gehe ich nach Hause.

4 Gedanken zu „OK Molar mit 10 Kanälen

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