Unterfüllt & überextendiert

von Jörg Schröder

Unterfüllt und überextendiert? Für mich war das in den Anfängen meiner endodontischen Tätigkeit unverständlich und ein Widerspruch.

Hier ein schönes Beispiel. Zahn 12 wurde alio loco endodontisch versorgt. Der Zahn zeigte auch noch mehr als einem Jahr nach der Obturation klinische Symptome und eine periapikale Pathologie.

Die Obturation erscheint länger als die Aussenkontur der Wurzel.

Die Entfernung der Wurzelfüllmasse erfolgte in bewährter Weise. Nach Abtragen der Guttapercha im oberen Kanaldrittel mittels glattem Ultraschallansatz (ET 25 von Acteon) wurde die Guttapercha mit einer Hedströmfeile ISO 20 unter endometrischer Kontrolle bis zur Anzeige 0,0 eingebracht. Anschliessend wird die jeweils nächst größere Hedströmfeile in beschriebener Weise eingebracht. Bei ISO 35 war es dann soweit: Die Guttapercha liess sich vollständig entfernen. Auch der von der Immunabwehr schon deutlich glattgeputzte periapikal gelegenen Teil konnte so entfernt werden.

Wichtig ist das allmähliche Größerwerden der Hedströmfeilendurchmesser und das Einbringen bis zur Endometrieanzeige 0,0. Bleibt man kürzer, besteht die Gefahr, dass das periapkale Teil abschert und nach periapikal verbracht wird. Die maschinelle Entfernung birgt die Gefahr der apikalen Extrusion.

Beim “Apical Gauging” wurden die apikalen Dimensionen klar: das apikale Foramen wies einen Querschnitt von ISO 60 auf. Dass die zu klein dimensionierte Guttapercha hier den Weg über das Foramen hinaus nahm, lag auf der Hand.

Und so nahm das Schicksal bei der endodontischen Erstversorgung dieses im Allgemeinen als “einfach” bezeichneten Zahnes seinen Lauf.

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