von Jörg Schröder
Die 45 Jahre alte Patientin wurde aufgrund eines radiologischen Zufallsbefundes vor einer geplanten prothetischen Neuversorgung an uns überwiesen.
Zahn 47 zeigt im Fremd-OPG eine scharf abgegrenzte, weichgewebsdichte, homogene Verschattung im Bereich der distalen Wurzel. Klinisch ist Zahn 47 vollkommen beschwerde- und symptomfrei. Die Sondierungstiefen liegen zwischen 2 und 2,5 mm. Der Zahn ist normal beweglich, weder palpatorisch druckdolent noch perkussionsempfindlich. Der Randschluss der leicht subgingival präparierten Vollkeramikkrone ist nicht ideal, da leicht überkonturiert. Anamnestisch konnten zu Beginn des Beratungstermins keine besonderen Vorkommnisse erhoben werden.
Die vergrößerte Betrachtung des 1 Woche alten OPG brachte eher Verwirrung als Klarheit. Die Aufhellung zeigt klar einen knochendichteren Saum. Distal des 47 finden sich darüber hinaus weiter kleiner, nicht mit dem Zahn in Zusammenhang stehende Aufhellungen.
Wie kann ein weiteres Vorgehen aussehen? Probetrepanation ohne Anästhesie, da der elektrische Sensibilitätstest aufgrund der Versorgung mit einer Vollkeramikkrone mit subgingivalen Kronenrändern nicht durchführbar ist? Abwartendes Verhalten? Weitere Bildgebung?
Das in der Folge angefertigte DVT brachte es an den Tag. Da auch im 3. Quadranten eine prothetische Neuversorgung erfolgen sollte, wurde ein hochauflösendes DVT 4×8 cm zur Abbildung des gesamten unteren Zahnbogens angefertigt.
Die Darstellung der Periapikalregion lässt an Zahn 47 in allen Ebenen durchgehende Parodontalspalten erkennen.
Im koronalen Schnitt zeigt sich apikal und bukkal der Wurzeldes 47 ein mit einer sicheren Knochenschicht abgegrenzter waagerecht verlaufender aufgehellter Zylinder, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit iatrogen verursacht wurde.
Auf Nachfrage ( wurde im Bereich des rechten Unterkiefers jemals ein chirurgischer Eingriff unternommen?) berichtete die Patientin über eine viele Jahre zurückliegende Umstellungsosteotomie im Unterkiefer. Bei den weiter distal gelegenen kleineren scharf abgegrenzten Aufhellungen handelt es sich sehr wahrscheinlich um nicht vollständig ausgeheilte Defekte nach Entfernung der Osteosyntheseschrauben.
Eine endodontische Therapie des 47 wurde daher nicht empfohlen.