Hygienefähige Tastaturen in der Zahnarztpraxis – ein Vergleich

von Hans – Willi Herrmann

Über die reine Behandlungstätigkeit hinaus fallen administrative Arbeiten in der Zahnarztpraxis an, sei es die Notwendigkeit der Dokumentation als auch der Erfassung der angefallenen Abrechnungspositionen.  Dies geschieht heute zum größten Teil im Behandlungszimmer, teilweise während der Behandlung. Dadurch kommt es gegebenenfalls zu einer Kontamination der Computertastatur. Und daraus ergibt sich die Notwendigkeit der Reinigung, will man nicht Gefahr laufen, Keime im Sinne einer Kreuzkontamination von einem Patienten auf den anderen zu übertragen.

Normale Computertastaturen sind für eine Reinigung nicht geeignet.
Desinfektionsmittel können Schäden an der Tastatur verursachen und dabei geht es nicht allein um Schäden durch agressive Desinfektionsmittel, sondern vielmehr alleine durch Kurzschlüsse bei Feuchtigkeitszutritt, weil diese Tastaturen nicht gegen Feuchtigkeit abgekapselt sind.

Lösung 1 – Die „normale“ Computertastatur

Schreibgefühl/ Schreibkomfort – sehr gut

Kosten – ab wenigen Euro

Reinigungsfähigkeit  – nicht gegeben

…scheidet also aus. Was wären die Alternativen und wie schneiden diese ab ?

Lösung 2 – Cleankeys – Glastastatur

Kosten: Um 300 Euro (aus der Erinnerung)

Reinigungsfähigkeit – optimal

Schreibgefühl/ –  suboptimal, gewöhnungsbedürftig  – es gibt keine Tasten- nur Schreibflächen. Dementsprechend fehlt jeglicher Druckpunkt und damit auch eine taktile Rückmeldung beim Schreiben. Zwar gibt es ein akustisches Signal beim Schreiben, dass im Sinne einer Rückmeldung das Treffen des Schreibfeldes signalisieren soll, aber das ist nur ein schwacher Ersatz für das fehlende Schreibgefühl. Dennoch  – wenn man sich an die Tastatur gewöhnt hat, dann kann man damit akzeptabel gut arbeiten, man verfasst ja keine Romane, sondern nur kurze Eingaben und dafür ist die Tastatur okay. Ein Touchpanel als Mausersatz ist integriert.

Lösung 3 – Silikon Roll -Tastatur

Kosten: ca. 10 – 15 Euro

Die bei  Pearl erhältliche Tastatur ist wasserdicht.
Und somit desinfizierbar im Sinne von „sie funktioniert ohne Probleme weiter“, wenn man dies tut. Das Schreibgefühl  wurde in der Praxis unterschiedlich beurteilt. Es gab Mitglieder des Praxisteams, die damit lieber schrieben als mit der Cleankeys – Tastatur, was ich für mich nicht bestätigen kann.  Mir war der Druckpunkt der Tasten zu fest und ungenau, zumal die Wackligkeit der Tasten ein reproduzierbares Schreiben zusätzlich erschwerte. Aber auch die scheinbar vorhandene Desinfektionsfähigkeit hält einer genaueren Betrachtung nicht stand. Fakt ist nämlich, dass die herausragenden Tasten eine vollständige Desinfektion nicht zulassen. Man kommt schlicht und einfach nicht in die vielen vorhandenen Ritzen zwischen den einzelnen Tasten. Das Foto zeigt die Staubansammlung der ungenutzten freiherumliegenden Tastatur nach mehreren Monaten. Eine Tauchdesinfektion der gesamten Tastatur wäre denkbar, dass hierfür notwendige Szenario (Bereithaltung und Tausch mehrerer Tastaturen im Wechsel, Einrichten eines ausreichend großen Tauchbades, in dem die (rollfähige)Tastatur eingebracht wird), ist jedoch nicht wirklich praxisgerecht, weil aufwändig.

Lösung 4 – Cherry – Tastatur mit Silikon – Schutzhülle

Kosten ca. 80 Euro.

Schreibgefühl / Schreibkomfort – sehr gut, wie wir es von diesen Tastaturen gewohnt sind. Die Silikonhülle, über deren Preis man besser nicht sinniert oder gar versucht, ihn mit Materialaufwand und Herstellungskosten zu rechtfertigen, behindert nicht beim Schreiben. Die Silikonhülle hält auch lange, Bedenken das nach wenigen Wochen der Überzug undicht und damit nicht mehr zu gebrauchen wäre, sind unbegründet. Das Reinigungsmanko bleibt aber auch hier und wer nach einiger Zeit die Hülle von der Tastatur abzieht, der sieht, wieviel Schmutz sich dort im Laufe der Zeit ansammelt. Lösungsansatz wäre hier ähnlich wie bei der Silikontastatur die Tauchdesinfektion der Schutzhülle in einem speziell dafür vorgesehenen Tauchbad.

Lösung 5 Keywi – Tastatur

Kosten ca. 300 Euro.

Das Schreibgefühl mit der Keywi – Tastatur  ist ebenfalls gewöhnungsbedürftig und mit einer guten Computertastatur wie der Cherry-Tastatur nicht einmal annähernd vergleichbar. Im Gegensatz zur Cleankeys Tastatur sind jedoch kugelsphärenartige, linsenförmige Tasten vorhanden wie bei den guten alten Dieter Rams Braun – Taschenrechnern. Sie verfügen über einen Druckpunkt, es bedarf jedoch einer deutlichen, bewußten Kraftanstrengung, um das Schreiben eines Buchstabens auszulösen. Ein Touchpanel als Mausersatz ist integriert.

Was die Deinsfektionsfähigkeit angeht, so ist diese grundsätzlich gegeben, ähnlich wie bei der Cleankeys- Tastatur. Längerfristig muss sich aber zeigen, ob der Materialmix aus Kunststoff und Silikondichtung den Desinfektionsmitteln trotzen kann, ohne Veränderungen zu zeigen.

Lösung 6 – „Der  Christo – Melitta Wrap“

Einpacken einer handelsüblichen Computertastatur mit einer hauchdünnen transparenten „Melitta“ – Folie.

Nachdem alle Schreibarbeiten beim jeweiligen Patienten gemacht worden sind, entfernt man die dünne Plastikfolie und ersetzt diese durch eine neue. Auch so kann eine Kreuzkontamination vermieden werden. Diese Lösung hat darüber hinaus den besonderen Charme, dass der Behandler, sofern er persönlich  nach Ende der Schreibtätigkeit die Folie entfernt, sich sicher sein kann, dass die neu adaptierte Folie bislang unkontaminiert ist. Dies ist sogar ein Vorteil gegenüber allen bislang genannten Verfahren, den eine per se reinigungsfähige Tastatur garantiert ja nicht automatisch, dass die Reinigung auch wirklich erfolgt ist.

Nachteilig bei der Melitta – Folien Variante ist, dass die Folie bei entsprechendem Lichteinfall spiegelt und, sofern sie nicht fest genug adaptiert wurde, beim Schreiben an den Fingern leicht kleben bleiben kann. Beides ist tolerierbar, aber gegebenenfalls nervig. Je öfter es vorkommt, umso mehr.

Lösung 7 Handschuhwechsel

Einfach, setzt aber – und da liegt bei aller Banalität die Schwierigkeit – höchste Disziplin voraus. Zum Schreiben ausnahmslos die Handschuhe ausziehen und nach dem Schreiben die Handschuhe wieder anziehen bzw. neue Handschuhe anziehen. So verfahre ich, weil es, insbesondere bei warmen Temperaturen deutlich schneller geht. BTW wer so verfährt, hat nach entsprechender Zeit die Kosten für eine hygienefähige Tastatur in Wechselhandschuhe gesteckt.

9 Gedanken zu „Hygienefähige Tastaturen in der Zahnarztpraxis – ein Vergleich

  1. Hallo, HaWi!
    Danke für Deine Zusammenfassung und die Bilder zu den Tastaturen!
    Ggf. ist die Spracheingabe auch eine – allerdings abzuwägende und gründlich zu erlernende – Alternative.
    Vorteil:
    Handschuhwechsel nicht so häufig möglich. Befundeingabe ohne Helferin. Patient hört Befund mit. Disziplinierte, strukturierte ggf. vollständigere Eingaben durch erforderliche gedankliche Strukturierung. [Manche Helferinnen geben leider b und p regelmäßig durcheinander oder am falschen Zahn ein :-(( ]
    Nachteil:
    Ggf. Headset erforderlich. Mundschutz und Schnupfen behindern ggf. die Spracherkennung? Einarbeitungszeit, Disziplin sind nicht jedermanns Sache. Patient hört ggf. mehr als gewünscht mit. Ggf. ungewissheit, ob Sprachbefehle richtig erkannt wurden – Sichtkontrolle am Bildschirm ggf. erforderlich – müsste in Dein Mikroskop eingespielt werden ;-).
    Fazit:
    Je mehr ich darüber nachkenke: Ich glaube die Technik ist noch nicht so weit ausgereift und die Evolution des Menschen ggf. auch nicht. – Hat jemand konkrete Erfahrungen mit der aktuellen Technik – manche Softwarehäuser bieten es ja an?
    LG, András

  2. Apple tastatur Wireless mit Silikon Auflage, passend aufgelegt, mit Sicherheit thermodesinfektortauglich, mehrere auflagen zum wechseln denkbar

  3. Eine Logitech K400 mit drübergelegter Silikonfolie Titan TTN-ST01 funktioniert auch ganz gut. Die Melitta-Folien Lösung hatten wir vorher versucht, ist aber von der Bedienbarkeit gar kein Vergleich zur Silikon-Folie. Preis um die 40 Euro inkl. Touchpad und Folie. Haltbarkeit Folie mehrere Monate. Gut desinfizierbar.

Kommentar verfassen