1 1/2 Stunden – Teil I

von Bonald Decker

Letzte Woche rief mich ein Freund an, der seit Jahren als Mund-Kiefer-Gesichtschirurg in eigener Praxis tätig ist.

Er bat mich das Au-Pair-Mädchen seiner Familie weiterzubehandeln, dem er vor einigen Tagen einen OK-Molaren aufgrund starker Schmerzen trepaniert habe. Laut seiner Aussage habe der Zahn eine massive Karies (gehabt), die (zum Grossteil) entfernt wurde. Nach erfolgter Trepanation, Vitalextirpation und medikamentöser Ca(OH)2-Einlage sei der Zahn nun mit einem Schaumstoffpellet und einem provisorischem Material verschlossen…

nach diesen Informationen bat ich ihn, dass die junge Dame bei nächster Gelegenheit einen Termin für 1 1/2 Stunden in unserer Praxis vereinbaren solle…

“EINEINHALB STUNDEN???”

klang es mir aus dem Handy entgegen…

Mir war klar, dass ihm dieser Zeitaufwand enorm und wahrscheinlich überzogen vorkommen musste. Bei der Betrachtung der klinischen und radiologischen Situationen war mir jedoch sehr schnell klar, dass ich mit meiner ersten zeitlichen Einschätzung nicht übertrieben hatte…

Nach knapp 90 Minuten war die Patientin vorab eingehend über die Behandlung und Alternativem aufgeklärt, der Quadrant mittels Kofferdam isoliert, der Zahn kariesfrei, mit einer adhäsiven Aufbaufüllung versorgt (das Anlegen der Matrize dauerte alleine gefühlte 15 Minuten), 4 Wurzelkanalsysteme präpariert und mit einer medikamentösen Einlage versorgt. Nach Verschluss der Zugangskavität mit einer zweischichtigen provisorischen Füllung (ohne Watte- od. Schaumstoffpellet ;-) ) war der Behandlungstermin beendet.

Wie wohl der befreundete MKG-Chirurg reagiert wenn er “erfährt” das die Behandlung noch nicht abgeschlossen ist?

Ich weiss es zum jetzigen Zeitpunkt nicht… werde es aber wohl erfahren und hoffe, dass er (wie ggf. auch andere) bei der Betrachtung der Bilder erkennt, warum eine solche Behandlung zeitlich umfangreich ist.

Ein Gedanke zu „1 1/2 Stunden – Teil I

  1. Hallo Bonald,
    da warst Du wohl 1 Stunde schneller als ich gewesen wäre:-)))
    Der überweisende Kollege ist wahrscheinlich der “Durchschnittszahnarzt”, der für die GKV , Herrn Lauterbach die Zeitstudien macht und nun völlig baff ist, wie DU mit der wertvollen Zeit umgehst:-))))) Gruß Stefan

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