Ergonomie

von Olaf LöfflerErgonomie

Eines der am wenigsten beachteten Gebiete einer zahnärztlichen Berufskarriere ist die Ergonomie.
Am Anfang des Berufslebens sind Kredite zu tilgen, sind Mitarbeiter zu bezahlen, Umsatzzahlen der Banken zu erfüllen. In der knapp bemessenen Freizeit wird Weiterbildung notwendig um am Ball zu bleiben. Die Familie leidet am darunter, eigene Freiräume werden aufgegeben.
Im Laufe des Berufslebens wird, neben diesem seelischen Stress, der überbelastete Körper reagieren. Bei dem einen kommen die ersten Warnsiganle eher, beim anderen später.
In der Regel werden diese nicht erkannt oder wahrgenommen, jedoch nicht beachtet.

Sehr ernst wird dieses Thema, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, wenn die tägliche Behandlung zur Schmerztortur wird, wenn die Beschwerden auch außerhalb der Arbeitszeit auftreten.
Nun wird nach verschiedensten Therapiemöglichkeiten geforscht. Die Ursache wird oftmals nicht erkannt und nur symptomatisch therapiert. Die Ursachenbeseitigung ist oftmals mit erheblichen Investitionen verbunden.

Die Gedanken dazu sollten jedoch schon beim Kauf von Einrichtungen und Instrumenten aufkommen. Die Industrie zeigt verhaltene Ansätze zur ergonomischen Gestaltung von Geräten und Arbeitsplätzen. Anregungen von Zahnärzten werden jedoch kaum oder spärlich wahrgenommen, oder umgesetzt.
Häufig wird mit einer Namensgebung, wie bei einem großen Mikroskophersteller, das Produkt schon “ergonomisch”. Leider erfüllte es dies im täglichen Einsatz nicht.

Auch wir Zahnärzte müssen umdenken und gezielt die Produkte hinterfragen. Industriemessen bieten die Möglichkeit Produkte optisch und haptisch zu erfassen. Jedoch kaum diese zu erproben.

Wer kauft heute ein Auto ohne dies probegefahren zu haben?

Im Juli  habe ich einen Ergonomie-Kurs besuchen dürfen, welcher von der Firma Morita ausging.
Dr. Neddermeyer stellte das Konzept von Dr.D. Beach vor. An Hand von Phantomköpfen und Behandlungseinheiten ( Morita ) wurde das Beach-Konzept demonstriert und erste Behandlungsversuche damit unternommen. Hauptmerkmal ist die optimale physiologische Positionierung des Behandlers und die konsequent abgestützte Arbeitsweise. Es ist in meinen Augen ein ernsthaftes und sinnvolles ergonomisches Konzept. Allerdings verlangt es eine konsequent indirekte Arbeitsweise. Diese muss erlernt und geübt werden.
Für mich als Dentalmikroskopnutzer war die Umsetzung weniger schwierig, da meine hauptsächliche Behandlungsposition (11-12Uhr) bereits gleich war.

Die Quintessenz des Kurses war:

– Es muss Ergonomie mehr in unser Praxiskonzept einfließen.
– Das Berufsleben wird nicht kürzer und mit konsequenter zahnärztlicher Ergonomie bleibt die Freude am beruf länger erhalten.

Sprechen Sie also beim nächsten Kauf über Ergonomie. Verlangen Sie eine Testmöglichkeit. Ein seriöser Verkäufer ist an einer langfristigen Kundenbindung interessiert und wird diesen Punkten nicht verschlossen bleiben.