Eine Beitrag aus ÄND
Sicherlich auch für uns Zahnärzte interessant, die prinzipielle Entwicklung betrifft ja auch die dentale Profession
NDR berichtet über Aufkauf von Augenarztpraxen durch Investoren
Über den Aufkauf von Augenarztpraxen durch internationale Finanzinvestoren berichtet am heutigen Dienstagabend die Sendung „Panorama 3“ im NDR-Fernsehen. In dem Beitrag wird gezeigt, wie in mehreren Städten und Landkreisen in Deutschland bereits monopolartige Strukturen in der augenärztlichen Versorgung entstanden sind.
Den Recherchen zufolge dominieren drei große, von Finanzinvestoren geführte Augenarztketten mittlerweile die Versorgungsstruktur. Demnach arbeiten beispielsweise in Kiel inzwischen mehr als die Hälfte aller ambulant tätigen Augenärztinnen und -ärzte für das Unternehmen Sanoptis. Es hat seit 2019 mehrere regionale Augenarztketten in Schleswig-Holstein übernommen.
Ähnlich sieht es laut NDR etwa in und um Augsburg in Bayern aus. Der Fernsehbeitrag zeigt, dass dort etwa 15 Praxen und Kliniken zum Sanoptis-Konzern gehören. Das Unternehmen sei erst 2018 von einer Londoner Private-Equity-Gesellschaft gegründet worden und sei mittlerweile anscheinend die größte Augenarztkette in Deutschland, berichtet der NDR. Genaue Daten seien aber nicht bekannt. Auf Fragen von „Panorama 3“ zu verschiedenen Zahlen – etwa zu gekauften Praxen, durchgeführten Operationen und zum Umsatz – habe Sanoptis mitgeteilt, es beantworte „derartige Anfragen grundsätzlich nicht “.
Weitere Beispiele für offensichtlich marktbeherrschende Stellungen hat der NDR in Nordbayern ausgemacht. Dort – in und um Nürnberg und Fürth – beschäftige die Ober-Scharrer-Gruppe (OSG) einen Großteil der Augenärztinnen und -ärzte. Auch in Osnabrück scheine dies so zu sein. Insgesamt hat die OSG nach eigenen Angaben 125 Standorte in Deutschland und beschäftigt etwa 300 Augenärztinnen und -ärzte.
Auf die Frage von „Panorama 3“ nach möglichen regionalen Monopolen habe die OSG auf die Gesamtzahl aller in Deutschland in Praxen und Krankenhäusern tätigen Augenärzte verwiesen, berichtet der NDR. Davon seien nur knapp 3,8 Prozent in ihrer Unternehmensgruppe beschäftigt. Auf die Frage zu konkreten Landkreisen und Städten sei die OSG in ihrer Antwort nicht eingegangen.
Die dritte große Augenarztkette, die der Beitrag unter die Lupe nimmt, ist Artemis. Sie hat ihre Zentrale in Nordhessen. Dort, im Lahn-Dill-Kreis mit mehr als 250.000 Einwohnern, arbeiten den Recherchen zufolge offenbar fast alle Augenärztinnen und -ärzte für die Firmengruppe. Auch in anderen Teilen Hessens gehören ihr viele Praxen und Kliniken, zeigt der Beitrag. Artemis führt dort nach eigenen Angaben etwa die Hälfte aller Augenoperationen durch, ist aber auch durch Zukäufe in anderen Bundesländern gewachsen, etwa in Hamburg oder im Rheinland.
Der Ärztliche Direktor und einer der Gründer von Artemis, Kaweh Schayan-Araghi, sagt im Interview mit „Panorama 3“, seine Kette sei vor allem deshalb gewachsen, weil sie in der Region viele Praxen älterer Augenärztinnen und -ärzte übernommen habe, die ansonsten Schwierigkeiten gehabt hätten, Nachfolgerinnen beziehungsweise Nachfolger zu finden. So trage Artemis dazu bei, die Versorgung zu sichern.
Insgesamt sind laut NDR in Deutschland mehr als 500 Augenarztpraxen im Besitz von internationalen Private-Equity-Gesellschaften. Das seien etwa dreimal so viele wie vor drei Jahren. Geschätzt arbeite mittlerweile etwa ein Fünftel aller ambulant tätigen Augenärztinnen und -ärzte in Ketten von Finanzinvestoren. Genaue Zahlen gebe es allerdings nicht, da die Firmen keine konkreten Daten veröffentlichen müssten.
Ob weitere Investoren eine Mehrheit der Arztpraxen einer Fachrichtung in bestimmten Regionen erworben haben, sei deshalb ebenfalls unklar, heißt es im Bericht. Weder die Bundes- noch die Landesregierungen hätten dazu Daten. Das Bundesgesundheitsministerium teilte dem NDR auf Anfrage mit, es sei ihm nicht bekannt, „ob und inwieweit eine beherrschende Marktkonzentration augenärztlicher Versorgungsstrukturen“ in einzelnen Bereichen vorliege und „worauf etwaige Konzentrationstendenzen zurückzuführen“ seien.
Das Bundeskartellamt teilte laut NDR auf Anfrage mit, dass es in den vergangenen Jahren die Zukäufe der großen Augenarztketten nicht kontrolliert habe, da offenbar jede einzelne Übernahme unterhalb von relevanten Umsatzschwellen gelegen habe. Sollte es jedoch Hinweise darauf geben, dass es zu marktbeherrschenden Stellungen einzelner Unternehmen in einigen Regionen komme und zudem Probleme drohen würden – wie etwa steigende Preise oder eine schlechtere Behandlungen von Patientinnen und Patienten –, könne es möglicherweise eine sogenannte „Sektoruntersuchung“ einleiten, so das Kartellamt.
Die Sendung „Panorama 3“ läuft am heutigen Dienstag, 5. April, um 21.15 Uhr im NDR Fernsehen.
05.04.2022