Selektive Revision

Das DVT dient im Vorfeld einer endodontischen Behandlung nicht nur dem Erkennen besonderer Anatomie, sondern hilft mitunter auch, den notwendigen Behandlungsaufwand so klein wie möglich zu halten.

Denn nicht immer bedürfen alle Kanalsysteme eines mehrwurzeligen Zahnes einer Revision. So kann nicht nur hartsubstanz- und restaurationsschonend behandelt werden. Auch ist der finanzielle Aufwand für den mitunter nicht privat versicherten Patienten deutlich geringer.

So auch in nachfolgendem Behandlungsfall.

Die endodontische Erstbehandlung erfolgte vor 2 Jahren.

Ein MB2 konnte damals vom überweisenden Kollegen nicht dargestellt werden. Im DVT zeigte sich neben dem nicht aufbereiteten MB2 im mittleren Drittel noch eine weitere Kanalstruktur. MB2 und MB3 mündeten in einem gemeinsamen und weiten Foramen. Aufgrund der im frontalen Schnitt deutlich erkennbaren schrägen Wurzelform münden MB2 und MB3 deutlich früher als MB1. Nach Anlegen der Zugangskavität konnte MB2 recht rasch am Ende des von MB1 nach palatinal verlaufenden Isthmus dargestellt werden.

MB3 entsprang demselben Isthmus und konfluierte im mittleren Drittel mit MB2.

Wie immer wird das Recall zeigen, ob die Behandlung am Ende erfolgreich gewesen war.

6 Gedanken zu „Selektive Revision

  1. Muss man nicht davon ausgehen, dass potentiell alle anderen Wurzelkanäle – ausgehend von den unbehandelten mb2+mb3 – bakteriell besiedelt bzw. infiziert sind?

    • Das ist sicher eine theoretische Möglichkeit. Daher zählt für mich die klinische Inspektion. Ist der Eingang zu DB und P unter mikroskopischer Vergrößerung biofilmfrei? Falls ja, sehe ich das Risiko als vertretbar , weil sehr gering, an. Und sicher ist der Patient über eine etwaige zweite Intervention aufgeklärt.

  2. Hallo Jörg,
    wären die Kanäle mb2 (hier auch mb3) und mb1 gleich lang und nahe beieinander, so dass ggf. Isthmen zwischen beiden verlaufen könnten, so wäre meiner Ansicht nach die Revision auch des mb1 geboten.
    – Wie siehst Du es?
    – Oder hast Du mb1 komplett revidiert und nicht nur koronal neu abgedichtet?
    (Ich konnte es auf dem Prä-Post Rö-Bilderpaar nicht eindeutig erkennen.)

  3. Hallo Jörg,

    Interessanter Ansatz. Hand aufs Herz – in wie vielen Fällen machst du bei so einem vergleichbaren DVT Befund und positiver IKD eine Teilrevision unabhängig vom finanziellen Aspekt. Oder spielen nicht noch weitere Faktoren eine Rolle, zB. postendodontische Versorgung ZE vs. Versieglung only.

    Danke und LG AR

    • 2-4 Mal pro Jahr. Sicher spielen auch die von Dir genannten Aspekte eine Rolle. Aber wie schon gesagt: Es ist eine Entscheidung des Patienten. Ich stelle immer in Aussicht auch die vollständige Revision durchzuführen und betone immer, dass es unter Umständen im weiteren Verlauf zu einer erneuten Intervention kommen könnte.

      Nun aber einmal weg von der Endodontie und hin zur Restaurativen:

      Wie oft hat einer der hier Mitlesenden bei einem Zahn von einer vollständigen Überkronung oder auch einer Teilkronenversorgung abgesehen und eine weit über die Indikation “großflächige Füllung” hinaus gehende plastische Restauration durchgeführt? LGJ

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