HEPI – Index (2) – Im täglichen Ablauf

Ich möchte auf 2 Dinge eingehen, die im Nachgang der Vorstellung des HEPI – Index angesprochen wurden.

Zunächst, der HEPI-Index erhebt nicht den Anspruch ein wissenschaftlicher Index zu sein.

Ich verstehe die Intention, eine endodontische Situation in all ihren Facetten abbilden zu wollen. Natürlich wäre es möglich, einen detaillierten, 30 Punkte umfassenden Index zu erstellen.

Aber – was würde es im Alltag bringen?
An tatsächlichem Nutzen für den Behandler ???

Leute, nicht mal der Nutzen des Kofferdams ist in der Zahnmedizin zweifelsfrei belegt. Es ist an der Zeit, die althergebrachten Denkstrukturen zu hinterfragen, wenn diese seit Jahrzehnten offensichtlich keinen oder einen nur sehr geringen, den Aufwand nicht rechtfertigenden Grenznutzen liefern. Von daher stimme ich zwar den Überlegungen von Andras Csoegor vollkommen zu. Es wäre interessant, einen Prognose-Index zu haben, der möglichst viele Parameter beinhaltet. Allerdings – dies ist (nicht nur in unserer Praxis) nicht durchführbar. Der benötigte Zeitaufwand für die aufgeführten Parameter ist schlicht und einfach zu groß.

Ich suche etwas anderes.
Mittwoch ist unser Untersuchungstag.
Ich sehe in der Zeit von 8 Uhr bis 13 Uhr 10 -12 Personen zur Diagnose/Beratung. Da ist es zwingend notwendig, effizient und resourcenschonend zu verfahren, was die Beratungszeit angeht. Und genau da setzt der HEPI – Index an. Als Screening- Instrument, das problematische und damit beratungsaufwändige Situationen herausfiltert, und in diesen Fällen eine Hilfestellung in der Beratung darstellt.

Betrachten wir erläuternd die 10 Fälle von letztem Mittwoch.

Patientin 1 CG Zahn 26 – 2 Kanäle nicht gefunden

Zahn 26


Prognose 90
Aufwand 60

Überschlag => HEPI Index größer 1
Patient will Behandlung
Behandler will Behandlung

=> Behandlung okay, Erwähnung des HEPI – Index nicht notwendig

Zeitaufwand HEPI – Index 10 Sekunden

Patientin 2 SSch Zahn 16

Zahn 16


Prognose 90
Aufwand 60

Überschlag => HEPI Index größer 1
Patient will Behandlung
Behandler will Behandlung

=> Behandlung okay, Erwähnung des HEPI – Index nicht notwendig

Zeitaufwand HEPI – Index 10 Sekunden

Patientin 3 JPF 25 26 Zweitmeinung

Zahn 25 26


Prognose 60
Aufwand 120

Überschlag HEPI Index kleiner 1
Patient will Behandlung 8
Behandler will Behandlung 1

Überschlag HEPI Index > 1

=> Behandlung okay, Erwähnung des HEPI – Index nicht notwendig

Zeitaufwand HEPI – Index 10 Sekunden

Patientin möchte unbedingt Versuch Zahnerhalt => in der ersten Behandlungssitzung soll die Erhaltungsfähigkeit des Zahnes hergestellt werden

Patient 4 UW Zahn 25

Zahn 25

Prognose 90
Aufwand 60

Überschlag HEPI Index größer 1 –
Patient will Behandlung
Behandler will Behandlung

=> Behandlung okay, Erwähnung des HEPI – Index nicht notwendig

Zeitaufwand HEPI – Index 10 Sekunden

Patientin 5 AF 27


Prognose 60
Aufwand 120

Überschlag => HEPI Index kleiner 1
Patient will Behandlung? 10
Behandler will Behandlung 1

Überschlag HEPI Index größer 1

=> Behandlung okay, Erwähnung des HEPI – Index nicht notwendig

Zeitaufwand HEPI – Index 10 Sekunden

Patientin 6 EF 26 27


Prognose 90
Aufwand 90

Überschlag HEPI Index gleich 1
Patient will Behandlung
Behandler will Behandlung

=> Behandlung okay, Erwähnung des HEPI – Index nicht notwendig

Zeitaufwand HEPI – Index 10 Sekunden

Patientin 7 UD Zahn 24

Zahn 24

Prognose 90
Aufwand 60

Überschlag HEPI Index größer 1
Patient will Behandlung
Behandler will Behandlung

=> Behandlung okay, Erwähnung des HEPI – Index nicht notwendig

Zeitaufwand HEPI – Index 10 Sekunden

Patientin 8 SA Zahn 17


Prognose 60
Aufwand 60

Überschlag HEPI Index gleich 1
Patient will Behandlung
Behandler will Behandlung

=> Behandlung okay, Erwähnung des HEPI – Index nicht notwendig

Zeitaufwand HEPI – Index 10 Sekunden

Patientin 9 BH Zahn 14


Prognose 30
Aufwand 90

Überschlag => HEPI Index kleiner 1
Patient will Behandlung? 10
Behandler will Behandlung -10

Überschlag HEPI Index kleiner 1

=> Genaue Erörterung der Situation notwendig unter Zuhilfenahme des HEPI – Index
Gegenüberstellung HIPI – Index (Herrmann Implantologie Prognose Index)


Prognose 90
Aufwand 30

0,33 vs 3

Patientin möchte unbedingt Versuch Zahnerhalt => in der ersten Behandlungssitzung soll die Erhaltungsfähigkeit des Zahnes hergestellt werden

Patient 10 VT Zahn 15

Zahn 15

Prognose 30
Aufwand 150 (Revision + obliterierte Kanäle + Fragment + besondere Anatomie)

Überschlag => HEPI Index kleiner 1
Patient will Behandlung? 3
Behandler will Behandlung -10

HEPI – Index 0,06

=> Genaue Erörterung der Situation notwendig unter Zuhilfenahme des HEPI – Index
Gegenüberstellung HIPI – Index (Herrmann Implantologie Prognose Index)

Prognose 90
Aufwand 30

0,06 vs 3

Patient möchte zunächst Versuch Zahnerhalt => in der ersten Behandlungssitzung soll die Erhaltungsfähigkeit des Zahnes hergestellt werden

Interessant bei den letzten beiden Fällen. Ähnliche Situation, zumindest auf den ersten Blick im Zahnfilmvergleich. Aber deutlicher Unterschied im HEPI. Viel wichtiger jedoch. Von den 10 Fällen sind 7 auf Grund des HEPI- Screenings unproblematisch in der Patientenaufklärung. Das spart viel Zeit und Mühen. Die Beratungstage sind sehr anstrengend und gegen Ende des Vormittags wird es zunehmend zäher und zäher. Letztendlich waren es 3 Patientengespräche, in denen die vorliegende Situation eine besonders aufwändige Aufklärung bedurfte, die Risiken und die Behandlungsalternativen betreffend. Der HEPI – Index hilft hier, daß man sich auf die schwierigen Situationen fokussiert und er illustriert den Sachverhalt für den Patienten und beschleunigt so ebenfalls die Beratungssituation.

Weiter geht es nächste Woche.
Mit der Frage, inwieweit der HEPI – Index bei unterschiedlichen Behandlern variiert, ob es überhaupt eine gemeinsame Basis geben kann und falls nicht, was dies für die Anwendbarkeit solch eines Indices in der Praxis bedeutet.

2 Gedanken zu „HEPI – Index (2) – Im täglichen Ablauf

  1. Hallo Ha-Wi,
    — Zusammenfassung HEPI (soll für Endo-Behandlung >1 sein); ergibt sich aus:
    Prognose (z.B. 95 % für VitE, 80% für Revision)
    ________ X Einschätzung [Patient (-10>+10) X Behandler (-10>+10)
    Aufwand
    — Der Arbeitsaufwand zum Zahnerhalt: Schwierigkeits-Punkte in 30-er Schritten addieren: OK- Frontzähne 30, Molaren +30, Revision +30, extreme Obliterationen ODER exotische Anatomieen: + 30, Perforation + 30, frakturiertes Instrument +30 – wie auch jede weitere Schwierigkeit.
    .
    In einer Überweiserpraxis, wo Du zur Gesamtsituation des Gebisses/ endodontischer Situation weiterer Zähne Dir ggf. auf die Zunge beißen musst, ist in einer allgemeinzahnärztlicher Praxis genau darauf zu achten: Der fragliche Zahn muss in der Gesamtsituation des Gebisses und der finanziellen Mittel des Patienten bedacht werden. — Dadurch wird der HEPI-Index sehr viel häufiger oder deutlicher unter 1 liegen. Ich weiss nicht, wie die anderen Mitlesenden es sehen, aber ich bewerte Deine 10 dargestellten Fälle wie folgt etwas kritischer (generell wären OPG´s für Gesamtsituation wichtig):
    .
    Patientin 1 CG Zahn 26 – 2 Kanäle nicht gefunden
    zusätzich: überstehende Kronenränder 24, 25, 26, 24 d freiligende Füllung, 26 d C => weitere anstehende Kosten.
    .
    Patientin 2 SSch Zahn 16
    zusätzlich: (Verdacht auf) 17 Abrasionsgebiß => weitere Kosten
    .
    Patientin 3 JPF 25 26 Zweitmeinung
    zusätzlich: parodontal geschädigtes Gebiß – fraglicher Gesamtzustand des Gebisses => erhebliche weitere Kosten zu vermuten — HEPI in der Gesamtsituation vermutich schlechter
    .
    Patient 4 UW Zahn 25
    zusätzlich: keine
    .
    Patientin 5 AF 27
    zusätzlich: Gesamtsituation anhand eines OPG´s wäre besonders interessant
    .
    Patientin 6 EF 26 27
    zusätzlich: Gesamtsituation anhand eines OPG´s wäre besonders interessant
    .
    Patientin 7 UD Zahn 24
    zusätzlich: PA-Taschen 24, 25, 26 !!, große Zahnhalsfüllung 23/ Abrasion => Gesamtgebiß ist noch genauer zu beurteilen
    .
    Patientin 8 SA Zahn 17
    zusätzlich: 16 d C?
    .
    Patientin 9 BH Zahn 14
    zusätzlich: Endo-Zustand 16: HEPI unter 1, parodontal geschädigt 17, 16; vor Endo 14 Gesamtplanung erforderlich
    .
    Patient 10 VT Zahn 15
    zusätzlich: Endo-Zustand 16: HEPI unter 1, parodontal geschädigt 14, 16, 17; 18 retiniert; vor Endo 15 Gesamtplanung erforderlich
    .
    Konsequenz:
    — Der PA-Zustand insbesondere bei Patient 3, 9 und 10 sind auch im Gesamtgebiß zu bewerten.
    — Und zusätzliche Zähne mit HEPI unter 1 sollten miteinander multipliziert werden.

    LG, András

  2. Hallo Ha-Wi,
    mich interessiert sehr, wie eine Sondierungssitzung (Feststellung der Erhaltungsfähigkeit) mit dem Patienten abgerechnet wird, bzw. wie du das machst.
    Danke und herzliche Grüße, Gunnar

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