Fotografie mit dem Dentalmikroskop – Eine Einführung (6)

Welche Kamera sollte ich an mein Dentalmikroskop anhängen?

Prinzipiell gibt es 4 unterschiedliche digitale Kamerakonzepte, die Anwendung gefunden haben. Diese möchte ich im Nachfolgenden kurz vorstellen:

  1. Digitale Kompaktkameras – im Englischen als “Point and Shoot Camera” bekannt. Sie verfügen über eine fest verbautes Objektiv, das nicht getauscht werden kann. Diese Kameras waren die ersten digitalen Kameras, die in breiter Basis am Dentalmikroskop genutzt wurden. Das ist jetzt 20 Jahre her und ihre Verwendung am OPM darf als überholt gelten. Wenngleich, wie Jörg Schröder regelmäßig zeigt, die Bildqualität einer Nikon Coolpix sich, wenn alle Parameter stimmen, durchaus immer noch mit aktuellen Kameramodellen messen kann. Und das, obwohl 20 Jahre in der Entwicklung der Digitalfotografie eine Ewigkeit darstellen. Gefühlt mindestens 10 Generationen.
  2. Digitale Spiegelreflexkameras – im Englischen als DSLR – Digital Single Lens Reflex – Cameras bezeichnet. Das zu fotografierende Bild wird im Stadium der Bildbelichtung über einen hin und herklappbaren Spiegel auf die Sensorebene projiziert, während es für den Zeitraum der Bildkomposition in den Sucher umgelenkt wird. Der Fotograf sieht also exakt das Bild, das später auch als digitales Abbild zu sehen sein wird. Bis auf den Moment der Aufnahme, da ist der Sucher abgedunkelt, weil in dieser Zeit das Licht auf die Sensorebene trifft. An die Kamera können verschiedene Objektive angesetzt werden, die über einen Bajonettverschluss eingerastet werden.
  3. Digitale Systemkameras – eine nichtssagende Bezeichung, besser trifft es der englische Begriff MILC – Mirrorless Interchangeable Lens Camera. Demnach ebenfalls eine Kamera mit Wechselobjektiven, die jedoch ohne den Klappspiegel der Spiegelreflexkameras auskommt und bei denen der optische Sucher durch einen Miniaturmonitor ersetzt wurde, der dem Fotografen ein Video Live-Bild ausgibt. Wurden MILC- Kameras zu Beginn von den “Profis” als “Spiegelreflexkameras zweiter Klasse” verächtlich belächelt, so haben sich diese heutzutage als bessere Alternative weltweit durchgesetzt. Ihr Siegeszug war so gewaltig, dass die ehemaligen Platzhirsche und Fastmonopolisten Canon und Nikon mittlerweile sogar um ihre Existenz, zumindest jedoch um ihre Vorherrschaft bangen müssen. Nikon zum Beispiel hat vor kurzem seine Kameraproduktion in Japan eingestellt. Man stelle sich vor, Mercedes als Erfinder des Automobils würde bekanntgeben, man würde zwar noch weiter LKW´s bauen, jedoch die Autoproduktion von Personenwagen stark einschränken und ausserdem von nun an nur noch im Ausland produzieren.
  4. Abschliessend ergänzend sollen noch die digitalen Videokameras erwähnt werden. Die zu Beginn ihre Berechtigung hatten, wollte man neben Fotos auch bewegte Bilder aufnehmen. Wozu die ersten digitalen Fotokameras am Mikroskop gar nicht oder nur in geringer Videoqualität in der Lage waren. Umgekehrt lieferten Videokameras nur grottig schlechte (Stand)-Fotos, die für eine qualitativ hochwertige Dokumentation nicht in Frage kamen. Wer Beides wollte, musste früher zweigleisig fahren. Heute liefern die Fotokameras eine exzellente, zumindest jedoch für den dentalen Bereich vollkommen ausreichende Videoqualität frei Haus. Mehr Geld auszugeben für eine teure Profi-Filmkamera im Markt ist unnötig, zumal der Workflow, die Videoproduktion betreffend, unterm Strich wesentlich komplizierter, deutlich zeitaufwendiger (und mit einer sehr großen Datenmenge, die verarbeitet und auch langfristig aufbewahrt werden muss – Stichwort Festplattenspeicherplatz) verbunden ist, selbst wenn die Qualität der Video-Standfotos heute als sehr gut eingestuft werden kann.

Wie nun entscheiden ?
Wer nun eine Fotokamera ans Dentalmikroskop schrauben möchte, der ist heutzutage mit einer MILC-Camera sehr gut beraten. Moderne Kameras dieser Art haben nur Vorteile gegenüber den DSLR-Kameras. Geringeres Gewicht, geringere Größe durch Wegfall des Spiegels im Spiegelkasten. Und ein geringeres Risiko für Bildunschärfe durch Verwackeln, weil der sogenannte “Spiegelschlag” prinzipbedingt nicht vorhanden ist.

Auch wenn prinzipiell eine ganze Reihe unterschiedlicher Kameras der verschiedensten Hersteller grundsätzlich für die Nutzung am Dentalmikroskop in Frage kommen so haben sich aus guten Gründen Kameras der Firma Sony im Markt etabliert. Für rund 400 Euro erhält man zum Beispiel mit der Sony A 6000 eine absolut alltagstaugliche Kamera, die eigentlich allen dentalen/endodontischen Wünschen gerecht wird. Ob es diese oder vielleicht dann doch besser eine teuere Kamera aus gleichem Hause sein sollte und wo die relevanten Unterschiede liegen, darüber schreibe ich in der nächsten Folge.

Ein Gedanke zu „Fotografie mit dem Dentalmikroskop – Eine Einführung (6)

  1. Habe die Sony A 6000. Klare Empfehlung.
    Bin auch der Meinung, dass man mit der “intelligenten und überragenden Automatik Plus tm” dieser Kamera extrem gute Fotos machen kann.
    Die ISO wechselt die Kamera dabei automatisch (von unter 600 bis über 2000), als ich es als Kamera-Neuling wahrscheinlich könnte.
    Also für die Montage am Zeiss Pico eine wirkliche Empfehlung!
    Grüße
    CM

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