Die ersten 5 Patienten. Alle Endos.
4 Molaren, ein Prämolar.
Alle schwierig.
3,5 Stunden Arbeit.
Zur Abrechnung kommen: Ä1, 03, vipr, Anästhesie, Rö2, BMF, Trep1
Keine 01. Obwohl jeweils aufwändige Untersuchungen notwendig waren, um die Schmerzursache herauszufinden.
Keine WK, obwohl durchgeführt, keine NITI- Instrumente, obwohl eingesetzt, keine Med, obwohl appliziert, keine Füllungen, obwohl damit die Kavitäten und Defekte nach Kariesexkavationen verschlossen wurden. Vom OP-Mikroskop und Apexlokator will ich gar nicht erst reden.
Kein Arztbrief, obwohl geschrieben, weil er nicht gleichzeitig mit einer Ä1 abgerechnet werden kann, die zur Abrechnung kommt, weil ich eine 01, obwohl durchgeführt, nicht abrechnen darf.
Dieses System ist krank. Pervertiert. Und kein Politiker denkt auch nur eine Sekunde daran, etwas zu ändern.
In München ist vor kurzem ein Kunde vor Gericht gescheitert. Es ging um 900 Euro Kosten für den Schlüsseldienst. Wenige Minuten Arbeit. Rechtskräftig, der Kunde hatte unterschrieben.
Ich kenne keinen Handwerker und schon recht nicht im Rahmen eines Notfalles, der nicht alles, was er an Leistung erbringt, nicht auch in Rechnung stellen darf.
Warum also werden Ärzte und Zahnärzte deutlich schlechter gestellt als Sanitärinstallateure ?
Wie also behandelt unsere Gesellschaft ihre Ärzte und was schliessen wir daraus in Schlussfolgerung ?
Am Ende des Notdienstsonntags, nach 7 (ohne Ausnahme schwierigen) Endos, einer Abzessinzision und ein noch 2 oder 3 kleineren Vorkommnissen stehen exakt 600,63 Euro in der Tagesstatistik. 6,5 Arbeitsstunden ohne Nachbereitung wie Dokumentation etc. , die kommt noch hinzu. Und keine Sekunde Pause zwischen den Behandlungen, Arbeiten NON STOP.
Und 80 Minuten Fahrzeit oben drauf.
Nachtrag 03.08.2020
Einer der Notdienst Endo – Patienten, der sehr ängstliche Patient mit der tiefen Aproximalkaries an Zahn 27, sein Kontrolltermin wäre heute 18 Uhr, steht kurz nach 10 Uhr unangemeldet in der Tür. Er bräuchte eine Krankmeldung. Was denn mit seinen Schmerzen sei ? Die seien Gott sei Dank weg, aber er habe heute abend Spätschicht und er fühle sich irgendwie schwach, er könne unmöglich arbeiten gehen. Als ich die AU verweigere, sinkt seine Laune schlagartig. Er fordert die Unterlagen für den Hauszahnarzt, möchte wissen ob er in den nächsten Tagen wieder Schmerzen bekommen könnte, was er tun solle im Falle eines Falles und vieles mehr. 20 Minuten dauert die Aktion, eine Ä1 steht am Ende auf dem virtuellen Krankenschein.
Super auf den Punkt!
Jetzt die spannende Frage: Hat irgendwer – auch im Hinblick auf die gegenwärtigen Ereignisse während der Corona-Krise – noch einen Hauch von Vertrauen in eine Verbesserung der genannten Umstände durch unsere Standesvertretung?
Grüße
CM
Kann man das nicht auch noch anderswo (evtl. verfremdet) veröffentlichen? Denke, dass würde auch andere Menschen interessieren.
Es ist eine Farce! Vermutlich sollst Du das unter der Rubrik “soziale Verpflichtung” verbuchen. Niemand will amerikanische Verhältnisse, aber so wie von Dir beschrieben, das kann es auch nicht sein. Das ist übrigens der Grund, weshalb ich (in Berlin mit seinen vielen Praxen geht das) seit etwa 20 Jahren die Notdienste abgebe an interessierte Kollegen. Keine Ahnung, wie sich das rechnen soll.
Wir haben seit 2 Jahren ein System, das den Notdienst verpflichtend für die Praxis vorschreibt. Es muss eine bestimmte Anzahl von Punkten pro Jahr pro Praxis abgeleistet werden. Soziale Verpflichtung? Gerne, aber dann bitte mit adäquater Anerkennung. Heisst Politik und Patienten, die das zu schätzen wissen. Und vor allem nicht mit Vorschriften, das im Notdienst weniger als minimal gemacht werden darf, nach aussen hin aber das große Rad des “Wir machen und bezahlen alles” gedreht wird.
Bei uns kauft man sich gegen einen geringen Obulus vom Notdienst frei. kostet etwa 50€ im Monat. Die KZV hat einen Nachtnotdienst eingerichtet, der als zentrale Anlaufstelle für (gefühlt) halb Süddeutschland fungiert und seit ein paar Jahren auch an Sams- Sonn- und Feiertagen agiert. Da sitzen dann hoch motivierte junge Kollegen und innen und warten auf Kundschaft.Die KZV rechnet das ab und es ist win-win-win.
Die Einen haben Ihre Ruhe und die Anderen sammeln Kharmapunkte, Vergütung und Berufserfahrung.
Würde ich auch nehmen, wenn es das gäbe. Wie geschrieben hatten wir bis vor 2 Jahren die Möglichkeit, den Notdienst abzugeben. Dies dürfen wir jetzt nicht mehr.
Bedarf es in der speziellen Situation der Praxis notwendigerweise einer Kassenzulasung?
Ohne KZV gäbe es ja dann auch keine Notdienst assoziierte Frustration…
Der Notdienst wird kammerseitig geregelt. Auch Privatzahnärzte müssen bei uns an der Notdienstversorgung teilnehmen.
In München geht die Anzahl der Dienste deutlich zurück weil Alldent die hauptanlaufstelle für Pat geworden ist
Kette, Kommerz und Kleinstadt passen – zumindest noch – nicht zusammen,
und deshalb stellt man offensichtlich die Notversorgung per Zwang sicher.
Die Kombination aus Zwang und Zahnarzt ist scheinbar gerade schwer angesagt…..