Wer noch einen Funken zweifelhafte Hoffnung hatte, die Politik würde sich der Zahnärzte annehmen, der dürfte hier eines Besseren belehrt werden.

Antwort eines MdB auf eine Anfrage eines zahnärztlichen Kollegen

Wer noch einen Funken zweifelhafte Hoffnung hatte, die Politik würde sich der Zahnärzte annehmen, der dürfte hier eines Besseren belehrt werden.

 

Sehr geehrter Herr XXX,

Sie bekommen von mir als Ihrem Wahlkreisabgeordneten eine Antwort. Aus organisatorischen Gründen, beantwortet nur der Abgeordnete, in dessen Wahlkreis derjenige, der uns eine Zuschrift sendet, wohnt, diese.

Um es gleich vorweg zu nehmen: ich, und soweit ich weiß, auch alle anderen in Berlin befindlichen Abgeordneten der CDU-Landesgruppe, werden dem kompletten Gesetzespaket, das sich über zahlreiche Einzelgebiete erstreckt und mehr als 600 Seiten umfasst, zustimmen. Wir tun dies aus Verantwortung für das Land und seine Menschen. Menschen, die derzeit je nach Familienstand infolge vielfacher Kurzarbeit mit 67% oder 60% ihres Nettoeinkommens auskommen müsse, die darum bangen , ob ihr Arbeitsplatz erhalten bleibt, die sich sorgen, ob sie ihre Miete noch bezahlen können oder die aufgrund der Selbstständigkeit aktuell keine Einnahmen erzielen und darauf angewiesen sind, dass ihnen der Staat mit einem wenige tausend Euro umfassenden Sofortprogramm unter die Arme greift.

Wir erleben viel Solidarität durch individuellen Verzicht und die Bereitschaft, Opfer zu bringen, wo es keine hundertprozentige Entschädigung gibt. Das darf man auch von jedem Bürger und jeder Bürgerin erwarten. Das dürfte auch in dem von Ihnen geschilderten speziellen Fall der Erstattung von Verdienstausfall bei nicht durchgeführten zahnärztlichen Behandlungen so sein.

Deren Einschränkung durch nicht uneingeschränkte zur Verfügungstellung von Schutzkleidung ist nicht anders zu lösen, da wir diese ganz überwiegend für Akutbehandlungen benötigen. Was zahnärztliche Behandlungen anbelangt, sollte jeder nur die durchführen lassen, die aufgrund einer Schmerzsituation unaufschiebbar sind. Routinemassnahmen sind jedoch nicht aufgehoben, sondern aufgeschoben. Der gegenwärtige Einnahmeausfall wir also später wieder ausgeglichen.

Dem heutigen Paket nicht zuzustimmen, wäre verantwortungslos, auch wenn damit nicht jedes Detailproblem oder jede vermeintliche Ungerechtigkeit beseitigt werden kann.

Mit freundlichen Grüßen”

6 Gedanken zu „Wer noch einen Funken zweifelhafte Hoffnung hatte, die Politik würde sich der Zahnärzte annehmen, der dürfte hier eines Besseren belehrt werden.

  1. Vielleicht sollten wir aufgrund von völliger Inkompetenz und Machtlosigkeit unserer Standesvertreter zumindest unsere Kammerbeiträge bis auf weiters aussetzen…

    LG,

    Markus

  2. Wir sind auf uns allein gestellt, das war schon immer so!
    Als nächstes kommt die Neiddebatte ins Spiel: Der porschefahrende, auf Sylt residierende Silberrücken-Zahnarzt hat doch eh genug!
    Danach werden die (Teil-) Verursacher der Krise als Helden dargestellt und gefeiert.
    Abschliessend freut sich das Volk über weiter einschneidende Maßnahmen in ihrer Freiheit und wir Zahnärzte dürfen uns mit noch mehr schwachsinnigen Auflagen, Überwachung und Bürokratie herumärgern…
    Wir verzichten auf Kurzarbeit, das wollen wir unseren Mitarbeiterinnen nicht antun.
    Es bleibt ein Kraftakt für alle – in guten wie in schlechten Zeiten.
    Aber ich erwarte von niemandem etwas, so bleibt die Enttäuschung auf einem niedrigen Level.

  3. Moin HaWi, wir wollen aus gegebenen Anlass einen ähnlichen Brief verfassen und an verschiedene Stellen schicken. Haben den Text fast fertig. Hast du den Ausgangstext des Kollegen? Würden unseren Text gerne noch anreichern, falls wir etwas vergessen haben sollten.
    Grüße und danke vorab.
    Bleibt alle wohlauf!
    Christoph

  4. Zurückstecken ist ja auch ok, das tun wir glaube ich alle, so gut es geht, indem wir z. B. versuchen, Kurzarbeit zu vermeiden o. ä.
    Aber die Antwort und Argumentation des MdB ist doch arg schlicht; oder verzichten die MdBs aus Solidarität auch auf einen Teil des Gehaltes?
    Sollen wir dann künftig 16 h am Tag arbeiten, um den Einkommensausfall aufzuholen?

    • was genau ist an Kurzarbeitergeld das Problem? es geht angesichts der zu erwartenden Dauer der Auswirkungen der Pandemie darum die nächsten 8-12 oder mehr Monate zu überstehen. gesundheitlich und wirtschaftlich. in dieser Reihenfolge.ich kann die praxis aus eigener kraft ohne externe Unterstützung einschliesslich aller Kreditmöglichkeiten (die ich und nur ich wieder zurückzahlen muss) maximal 5-6 Monate überstehen. wenn ich ohne Schutzausrüstung dastehe ist die praxis zu. wer zahlt? ich. wenn keine Patienten kommen? ich zahle. wenn die ma sich krank melden? ich zahle bei Umlage 1 immer noch die Differenz von 20 %. und die Soz.Vers..Und derzeit bei KuG 100% Soz.Vers. vom Staat übernommen. Und 60 oder 67% des Netto für die ma bei KuG Null. Sonst die Differenz zu den gearbeiteten Stunden. wenn Patienten kommen. und material da ist. und man unter kofferdam arbeiten kann.und Desinfektionsmittel zur verfügung steht.

      nun kann man noch eigenes kapital in die praxis pumpen. angesichts der Dauer (siehe oben) nicht sehr erfolgversprechend. jedenfalls für die meisten. und wenn die ma gekündigt werden, finden sie niemals einen ähnlich gut bezahlten Job. zumindest nicht unsere. und der markt wird übervoll sein. nicht mit Arbeitgebern die suchen, sondern mit ma die suchen. und es wird nur noch wenige Praxen geben. komplette Drehung um 180 grad. und jetzt frage ich mich: was ist an KuG schlecht für die Ma? Unsere haben es verstanden und alle die Vereinbarung unterzeichnet, damit wir die Kurzarbeit erst einmal anzeigen können. und nur zur Verdeutlichung: bei KuG haben nur die ma geld. die Arbeitgeber müssen weniger geld zahlen. haben selbst aber kein einkommen.

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