Unauffälliges Röntgenbild

von Donald Becker

Die 44 jährige Patientin wurde vom Hauszahnarzt überwiesen, nachdem vor wenigen Wochen im Notdienst alio loco die Trepanation des Zahnes 16 durchgeführt worden war. Der Zahn 16, damals ganz offensichtlich stark pulpitisch, so dass auf Grund der vorhandenen starken Blutung die Behandlung nicht weitergeführt werden konnte, ist nun weitestgehend schmerzfrei, allerdings kann die Patientin noch nicht auf dem Zahn kauen.

gs_dr_16-1-von-1Im angefertigten Röntgenbild zeigt sich der Zahn 16  unauffällig, zumindest gibt es keinen Hinweis auf die vorliegende anatomische Besonderheit.

Frage an die Leser: Um welche Besonderheit, die so ausgeprägt ist,  dass ich den Ausdruck “Die Mutter aller …..” zur Beschreibung des Sachverhaltes heranziehe, handelt es sich in diesem Falle ?

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Was liegt vor ?
Wie solte mit dem Zahn verfahren werden ?
Welche diagnostischen Maßnahmen sind sinnvoll ?
Prognose des Zahnes ?

Die Auflösung kommt hier an dieser Stelle am kommenden Dienstag.

9 Gedanken zu „Unauffälliges Röntgenbild

  1. Hmmmm, das ist jetzt aber fies…

    zuerst würde ich mal reinschauen und evtl. falls nötig ein kleinvolumiges DVT hinterherschießen.
    Vom zweidimensionalen Bild erschließen sich mir im Moment keine Besonderheiten, weshalb die Frage nach dieser hier im Speziellen rein spekulativ sind.
    Mutter aller… ?
    evtl. Perforationen, Dentikel, akzessorischer Kanäle etc.

    Da kann man nur raten ;-)

  2. Die “Mutter aller Perforationen” (MOAP). So könnte ich mir auch die nicht fortsetzbare Behandlung, wegen “Hyperämie”, erklären. Alternativ paßt zu dem Bild auch Resorbtion (MOAR).
    Spannend :-) v.A. die Prognose und der spätere Verlauf.
    Beste Grüße

  3. Ich würde auf “Mutter aller Perforationen in die Furkation” tippen, die Aufhellung im Furkationsbereich sieht zu verdächtig aus ( zu lokal begrenzt im Vergleich). Oder die palatinale Wurzel ist ein richtiger Mammutbaum, vielleicht sogar mit besonderem Kanalsystem, oder die DB Wurzel ist mit einer Dentinbrücke mit dieser verbunden.

    Wir sind gespannt.

    Gruß Gregor S.

  4. Die Mutter alle: Resorptionen???
    Laut RÖ könnte man eine externe (zervikale) Resorption an der palatinalen Wurzel vermuten.
    Die Beschreibung (starke Blutung) könnte auf eine interne hinweisen.
    Ich bin gespannt!

  5. Fragen:
    distalexzentrische Rö-Aufnahme?
    vom Überweiser oder eigene Rö-Aufnahme?
    Bekanntgegebener Kenntnisstand vom Überweiserbrief oder durch eigene Untersuchung?
    —————————————————————————————————
    ohne Kommentare gesehen zu haben wäre dies mein Konzept – nicht bei stark kommunikations-beschränkten und nur Schmerztherapie-basierte BEMA-honorierte Flüchtlingsversorgung :-(((
    —————————————————————————————————
    Rö-Diagnostik:
    17
    – Verdacht auf C distal 17 (oder Burnout-Effekt)
    16
    – apic. Aufhellung pal.,
    – Aufhellung in der Trifurkation
    – Verdacht auf ext. Resorption pal. Wurzel distal im koronalen Drittel
    – Verdacht auf große Perforation im Bereich der Trifurkation bei Trep alio loco
    ——- und wenn schon so gefragt wird und bei skeptischer Betrachtung der Rö-Aufnahme:
    – Verdacht auf 2. palatinale Wurzel
    – Verdacht auf 2. mb Wurzel
    – Verdacht auf Kanalverzweigungen mb Wurzel apicales Drittel
    – Verdacht auf interne Resorption mb Wurzel apicales Drittel
    —————————————————————————————————-
    A – weiteres Vorgehen IN DIESER Reihenfolge:
    – eigene Anamnese,
    – visuelle Kontrolle Mundöffnung, 16 offen gelassen/ provisorisch verschlossen, Qualität?
    Füllungsqualität?, Luft in den Sulkus pusten/ Sichtkontrolle der Wurzeloberflächen
    – Perkussionstest (Sondengriff horizontal und vertikal)
    – Okklusionstest (aufgelegte Fingerbeere sowie Okklufolie, Medio-, Latero- und Protrusion)
    – Sonde: approximal-horizontal auf m/ d Interdentalpapille drücken, druckdolent?
    – Zahnseidentest: Approximalkontakte vorhanden? Interdentalpapillen m/ d druckdolent?
    – zirkuläre Taschentiefenmessung (ca. 20 Punkte: 2 x bm approximal, 3x mb Wurzel, 2x Bifurkation mb-db Wurzeln, 3x db Wurzel, 2x bd approximal, 2x pd approximal, 4x p Wurzel, 2x pm approximal),
    – wenn Rö-Aufnahme distalexzentrisch, dann weitere Aufnahmen orthograd & mesialexzentrisch
    ——-
    B – weiteres Vorgehen je nach Befundlage/ Erhaltungswunsch für den Zahn seitens des Patienten
    – Kostenbeprechung, HKP für weitere Diagnostik
    – möglicher Kostenrahmen für Zahnerhalt 16
    – gegenwärtig abschätzbare Prognose, Risiken, Alternativen (Impl., Brücke, Prothese, Lücke)
    ——-
    C – BEVORZUGT in dieser Reihenfolge
    – intrakanaläre Diagnostik unter Koda
    – ggf. DVT – bei Perforation und ibs. bei überzählingen Wurzeln dringend empfohlen
    ——
    D – vorläufige Diagnosen*, Therapieplanung, Kostenkalkulation, Prognose, Alternativenabwägung
    * Resorption p Wurzel?, Trepanationsperforation Trifurkation?, Kanalstruktur mb Wurzel?, 2. mb Wurzel?, interne Resorption mb Wurzel?, 2. pal. Wurzel?, …
    ——————————————————————————————————-
    Weiteres Vorgehen spekulativ, da zu viele unbekannte Variablen.

  6. Der Zahn 16 steht vermutlich rotiert im Kiefer oder weist eine aberrante Anatomie auf, die palatinale Wurzel liegt deutlich distal der bukkalen Wurzeln. Dazu die von Gregor schon erwähnte Transluzenz im Bereich der Furkation und die ausgedehnte Opazität distal oberhalb der provisorischen Füllung, die auf eine großvolumige Medikamenteneinlage schließen lässt. Es liegt der Verdacht nahe, dass es bei der Trepanation zu einer deutlichen Aushöhlung und letztlich Perforation gekommen ist, weil die Orientierung gefehlt hat.

  7. Ich vermute eine apikale Veränderung der palatinalen Wurzel. Daher auch die Perkussionsempfindlichkeit. Zusätzlich vermute ich ein großes oder verändertes apikales foramen, ggf. aufgrund einer externen Resorption? Anatomische Besonderheit ? daher die starke Blutung .
    Mutter aller…. versteckten Zysten?
    Mutter aller… venösen Malformationen? :)

    Bin gespannt !

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