Adventskalender 2015 – 15. Dezember

von Hans – Willi Herrmann

Letzte Woche habe ich das Kriterium für die Aufnahme eines Hilfsmittels in die Kategorie „Adventskalender 2015“ benannt: die regelmäßige, sprichwörtlich tagtägliche, oder gar obligate Anwendung.

Es gibt aber noch ein anderes Kriterium, das zur Aufnahme berechtigt: Wenn ein Hilfsmittel irgendetwas besser kann als alle bisherig verwendeten.

XP_Endo-1Dies trifft auf das FKG XPEndo– Instrument zu.

Eine sehr dünne, sehr flexible NiTi- Schlaufe, die nicht der Aufbereitung, sondern der Reinigung dient.

Das Handling ?
Gewöhnungsbedürftig.

Wobei, stimmt nicht ganz.
Das Handling im Wurzelkanal ist einfach.
Rotieren lassen, 900 RPM, immer im Kanal auf und abbewegen.
Fertig.

Gewöhnungsbedürftig ist das Einführen in die Wurzelkanäle.
Weil das Instrument im Urzustand gerade ist, sich aber nach Herausnehmen aus der Kunststoffröhrchen- Zwangsverpackung krümmt und dadurch das Einführen in den Wurzelkanal erschwert wird. Es wird die Anwendung von Kältespray empfohlen, um das „transforming“ zeitlich zu verzögern.  Anfangs müht man sich auf diese Weise beflissentlich ab, um dann irgendwann dazu überzugehen, auf dieses „Vorbereiten“ ganz zu verzichten und durch Ausrichten der Instrumentenspitze zum Kanaleingang hin das Einführen des Instrumentes zu ermöglichen. Klappt in der Regel wesentlich besser als das Crypto- Management und geht wesentlich schneller.

Aber warum der ganze Aufwand ?

Weil – ich mit Calciumhydroxid arbeite.

Und jeden, der dies tut und – nach mehreren Minuten  Ultraschall- oder schallaktiviertem Spülens  durch das Dentalmikroskop in die Tiefe des Wurzelkanals blickt, um dann immer noch weiß nach oben blitzend CaOH2 Reste im Kanal vorzufinden- der Frust packt.

Selbst der Eddy kann daran nichts grundsätzlich ändern.
Genaueres dazu beim nächsten Mal, denn natürlich gehört er ebenfalls in diesen Adventskalender, aber Fakt ist.  Es kommt immer wieder vor, dass selbst nach 60 Sekunden Beschallung eines Kanals sich, je nach Kanalanatomie, immer noch Calciumhydroxidreste vorfinden lassen.

Oder – jetzt kommt das XPEndo- Instrument ins Spiel – sich mit Hilfe dessen noch Calciumhydroxidreste aus dem Kanal befördern lassen.

Großes Plus.

In die andere Waagschale muss allerdings der stolze Preis von rund 31 Euro pro Instrument geworfen werden. Da erscheinen plötzlich die 5 Euro für einen Eddy- Ansatz fast schon vernachlässigbar gering.

Aber es ist natürlich genau umgekehrt.
Wenn man bei einem Spülansatz wie dem Eddy die Frage der Wirtschaftlichkeit in den Raum stellt, ja angesichts seines Preises stellen muss, dann braucht über das XPEndo- Instrument gar nicht weiter nachgedacht werden. Eigentlich schade, denn es kann was.

Aber selbst für mich als Hardcore- XPEndo Fan und bei aller Sympathie für das Instrument, ist dieser Gedankengang des „Sorry, aber das ist zu teuer und das zahlt mir keiner“ nachvollziehbar.

Irgendwann, irgendwo, irgendwie ist auch für den leidensfähigsten Hiob die Grenze des „Die Materialien gehen im Honorar auf, weil  im Vergleich zur Gesamtsumme vernachlässigbar gering“ weit überschritten.

Dabei wäre die Lösung des Problems ebenso einfach wie naheliegend.
Und es ist, für den Falladaschen „Kleinen Mann“ und dessen gesunden Menschenverstand nicht nachvollziehbar, warum diese Dinge in die noch nicht allzulang zurückliegende GOZ 2012 – Reform nicht integriert wurden:

Es bedarf  einer aufwandgerechten Vergütung der dem Patientenfall geschuldeten Materialien. Kostenneutral selbstverständlich, aber die Auslagen des benötigten Materialbedarfs sollten gedeckt sein.

Jeder, wirklich jeder Handwerker hat dies.
Eine Schraube, eine Schelle, ein Rohr, jedes benötigte Kleinteil.
Was verwendet wird, wird berechnet.

Warum auch nicht ? Und dazu kommt der aufwandspezifische Arbeitslohn. Fertig ist die Laube.

Trägt im Übrigen zur Kostentransparenz bei. Und kein Handwerker und erst recht nicht der Kunde käme auf die Idee, diese Kostentransparenz aufzugeben gegenüber eines Pauschalhonorares, in dem alle verwendeten Materialien im Arbeitslohn aufgehen.

Ich stelle mir gerade die kürzlich im Rahmen unseres Praxisumbaus in Anspruch genommenen Elektro – und Sanitärinstallateure vor, wenn ich Ihnen den Vorschlag gemacht hätte, für ihre Arbeit ein Pauschalhonorar zu zahlen, in dem auch noch alle verwendeten Materialien abgegolten seien. Die Berechnung des Pauschalhonorares ergäbe sich aus der durchschnittlichen Schwierigkeit aller Arbeiten dieses Typus und man ginge davon aus, dass pro Jahr nur eine bestimmte Anzahl dieser Arbeiten anfallen würden.

Es könne und würde demnach im Einzelfall nicht garantiert werden, dass die in unserer Praxis geleistete Arbeit durch das entsprechend vorab festgelegte Honorar adäquat vergütet würde. Müsse es auch nicht, der Handwerker habe ja im nächsten Fall, beim nächsten Kunden die Chance, mit dem vorab und grundsätzlich vereinbarten Pauschalhonorar besser hinzukommen.

One more thing.
Wie Inspektor Colombo.
Er war schon fast aus dem Zimmer, sie kennen das, „eine Sache hab´ich noch“.  Ganz beiläufig eine letzte Finte gesetzt, die Verdächtigen aufs Glatteis geführt:

Sollte gegen Ende des Jahres auf Grund hoher Inanspruchnahme vieler Kunden die Anzahl der zugeteilten Arbeiten überschritten werden, dann müsse der Handwerker diese Arbeiten umsonst oder mit reduziertem Honorar erbringen. Aufträge ablehnen, was in einem solchen Falle naheliegend wäre, dürfe er  nicht. Falls Reparaturen notwendig seien, dann müsse er diese auch durchführen. Selbst wenn dies bedeutet, auf sein Honorar zu verzichten und  darüber hinaus alle entstehenden Kosten aus eigener Tasche zu zahlen.

Und jetzt stellen sie sich bitte das Gesicht der Handwerker vor, wenn ich Ihnen dies, ohne eine Miene zuverziehen, allen Ernstes vorschlagen würde.

Nur für einen kurzen Moment.
Lassen sie das Szenario auf sich wirken.
Was denken die wohl ?

Jetzt bin ich aber ganz schön abgewichen.
Wie kamen wir eigentlich auf das Thema ?

Richtig. XPEndo.
31 Euro pro Einmalinstrument.

Ich prophezeie, das Instrument wird, um beim Medium Fernsehen zu bleiben und mit Frau Geiss zu sprechen, verkaufszahlenmäßig in Deutschland „nicht der Burner“.
Ich sag´s noch mal: Eigentlich schade. Das Instrument kann was.

Disclaimer
Es besteht beim Autor kein Interessenskonflikt in Form von eigenen finanziellen Interessen oder finanziellen Interessen Dritter, die von einer positiven Berichterstattung profitieren oder eine negative Darstellung behindern.

 

 

 

 

 

Ein Gedanke zu „Adventskalender 2015 – 15. Dezember

  1. Die selbe Aussage tätigte ich auch nach den ersten drei Fällen mit der XP Endo, und meiner Resignation das man an das Instrument glauben muss, um es bei dem Preis einzusetzen. Ursprünglich hatte ich die Hoffnung das FKG damit wirklich die Konkurrenz zur SAF gelungen ist, aber mehr als Debris aus imaginären Isthmen zu lockern traue ich der XP nicht zu. Calciumhydroxid ist unter dem Mikroskop wie die Pest, und selbst wenn man denkt nach 3 min mit EDTA oder Zitrone „muss dieser Rest doch endlich von dieser einen Stelle an an der Wand“ endlich weg sein der irrt leider gewaltig. Sealerreste wurden in meinen Händen und Fällen leider nicht sonderlich gut entfernt. Als ich den “ großen Befürwortern in den USA“ meine Meinung mitteilte, wurde ich auf die baldige 2. Version der XP ENDO verwiesen ( soll stabiler sein und auch speziell für Revisionen), und ich solle die Feile „mehrmals nehmen und sterilisieren um die Kosten übersichtlicher zu machen, auch wenn der Hersteller das nicht gerne sieht“… Solange die Feile nach dem Steri immernoch wie ein Schweineschwanz gebogen sei, sei doch alles in Ordnung… Angeblich soll es chinesische Plagiate in Federstahl geben, hat irgendwer schonmal sowas gesehen?

    Ich bin gespannt was kommt, auch mit EDDY!

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