Revival

von Ronald Wecker

Dieser obere seitliche Schneidezahn hat vor etwas mehr als 8 Monaten während eines „Trampolinaufenthaltes“ des damals 8-jährigen Besitzers eine laterale Dislokation erfahren.

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Nach Betrachtung des am Unfalltages angefertigten Röntgenbildes und aufgrund fehlender Kaltsensibilität war alio loco  eine endodontische Behandlung angeraten worden. Es war der Verdacht geäussert worden, dass der Zahn eine Horizontalfraktur erlitten habe.

7 Tage nach dem Unfall stellte sich der junge Patient bei uns vor. Klinisch zeigte sich der 12 leicht mobil, die Sondierungstiefen lagen bei maximal 3 mm, der Klopfschall war normal. Der Zahn war leicht achsial perkussionsempfindlich, eine palpatorische Druckdolenz fehlte. Die Sensibilität auf Kälte und elektrischen Reiz war negativ.

Eine Wurzelquerfraktur konnte nicht bestätigt werden.

Aufgrund fehlender Hinweise auf eine Pulpanekrose und vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es nach traumatischen Zahnschädigungen zu transienten Sensisbilitätsverlusten kommen kann, wurde entschieden, den Zahn regelmässig zu kontrollieren und erst dann endodontisch zu intervenieren, wenn es klare Hinweise auf eine Pulpanekrose gibt.

2  Monate nach dem Trauma gab es weder klinische noch radiologische Hinweise auf eine  Pulpanekrose. Zahn 12 reagierte erstmals positiv auf den elektrischen Reiz.

In dieser Woche stellte sich der Patient erneut zur geplanten Kontrolle vor. Zahn 12 reagiert positiv und nicht zeitverzögert auf Kälte und elektrischen Reiz. Das Röntgenbild zeigt ein vorangeschrittenes Wurzelwachstum.

Die Mutter war ob des guten Ausgangs der Geschichte erleichtert und der Behandler sehr zufrieden, durch Nichtstun an der richtigen Stelle das Ergebnis positiv gestaltet zu haben.

5 Gedanken zu „Revival

    • Über transienten Sensibilitätsverlust zu lesen, ok. Ihn live zu erleben, klasse. Allerdings ist es zum Teil schwierig, Eltern, die bereits „vorinformiert“ waren, vom Nichtstun zu überzeugen.

  1. Hallo, wie wäre das Vorgehen, falls sich der Zahn dunkel verfärbt und die Sensibilität nicht zurück kommt, auch wenn röntgenologisch ein durchgängiger, nicht verbreiterter PA-Spalt zu sehen ist und der Zahn nicht schmerzt? Mir geistert noch immer der Begriff der „sterilen Nekrose“ (z.B. durch Trauma) im Kopf herum. Oder wäre in dieser Konstellation eine Endo notwendig/unausweichlich?
    Viele Grüße,
    Elwood

    • Eine Diskoloration kann ebenso wie ein Sensibilitätsverlust transient sein. Fehlende Sensibilität ist kein Nachweis für eine Pulpanekrose. Sollte sich zunächst im 2D und dann im 3D Bild keine apikale Pathologie zeigen und bestünden keine klinischen Symptome sehe ich keine Indikation für eine endodontische Intervention.

      Herzliche Grüße

      Jörg Schröder

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