Das GOZ – Menetekel oder es gärt…

von Hans – Willi Herrmann

… in der Zahnärzteschaft.

Anlass ist die neue Gebührenordnung für privatzahnärztliche Behandlungen, die demnächst in Kraft treten soll.

Allerdings  ist es der Grund für die Unruhe nicht, wie man vielleicht vorschnell vermuten könnte,  die Tatsache, dass nach 23 Jahren Preisgleichheit für die jeweiligen Leistungen nun eine Erhöhung des Honorarvolumens von 6 % erfolgen soll.

Was – man muss, um es sich wirklich bewusst zu machen, es langsam aussprechen – einer jährlichen Erhöhung von 0,24 Prozent  entspräche.

Ein viertel Prozent.

Würde man einem Bundes – oder Landespolitiker  vorschlagen, seine Diäten 23 Jahre lang auf dem gleichen Stand zu halten, um sie danach dann zum Ausgleich um 6 Prozent zu erhöhen, man bekäme von diesem eindeutige Gesten mit den Fingern gezeigt.
Je nach Temperament unterschiedliche Gesten, aber eindeutig negativ wären sie alle.

Auch ein Gewerkschaftsfunktionär, dem man  in Lohnverhandlungen eine 0,24 prozentige Lohnerhöhung pro Jahr vorschlagen würde, auf ein Vierteljahrhundert festgeschrieben, würde die Tarifverhandlungen stante pede verlassen und die öffentliche Empörung wäre groß.

Im  Falle der Zahnärzte ist sie nicht existent. Und mit diesem Wissen um die öffentliche Meinungsbildung liess sich bis heute über mehrere Jahrzehnte hinweg wunderbar agieren und regieren.

Aber – und das ist neu – hier geht es nicht um Geld.
Überhaupt nicht.
Nicht mehr.

Und das ist die eigentliche Neuerung.
Und auch eine Gefahr für den Status quo, in dem sich Politik, Versicherer und auch die zahnärztliche Standespolitik als 3. Pfeiler seit vielen Jahren so gemütlich eingerichtet haben.

Wenn es nämlich nicht mehr ums Geld geht, worum geht es dann ?

Es geht zunehmend um nichtmaterielle Werte.
Und das macht die Sache problematisch. Und gefährlich. Denn eigentlich ist das ein Paradoxon:  Zahnärzte, die sich für irgendwas anderes als Geld interessieren.

Was ist denn da los ?
Friert die Hölle zu ?

Eine solche Entwicklung, bürge sie nur ein Fünkchen Wahrheit, sollte jeden Gesundheitspolitik- Profi  nachdenklich werden lassen: „Habe ich den Bogen vielleicht doch überspannt?“

Kurzes Innehalten, dann erleichtertes Kopfschütteln: „Nein, auf die Zahnärzte war immer Verlass und wird immer Verlass sein. Das ist das übliche Gemaule, wie immer, aber kein Grund zur Sorge. Vorsichtshalber sollte aber noch mal die bereits lancierte Pressemeldung über den Zahnersatz, der nächstes Jahr 20 Prozent teurer werden wird, erneut gestreut werden. Finales Totschlagargument. Die V- Waffe im Kampf um die dentale Prägung. Platz, Kusch. Brav, Dr. Hasso, brav ! Und jetzt hols Stöckchen, dann gibts auch eine Belohnung, nein, kein Leckerli, nur ein Knacker mit dem Blechfrosch, das muss reichen.“

Zahnersatz wird teurer und die Zahnärzte sind die Grossverdiener der Nation. Das sauer Verdiente, dem eigenen Geldbeutel entnommen von Jemandem, der zu Unrecht viel zuviel davon hat.
Ein Meinungsbildungsinstrument, dass nachwievor einwandfrei funktioniert.
So vorhersagbar und sicher, dass es seit vielen Jahren zum kleinen Einmaleins der Gesundheitspolitik gehört .

Ministerienintern mit Sicherheit ein permanenter running gag.
Stets für einen internen Lacher unter Entscheidungsträgern gut.
Ein immerwährender Schenkelklopfer, so vorhersagbar und zuverlässig er in der Vergangenheit funktioniert hat und gerade eben wieder funktioniert.

Aber aufgepasst, liebe Machtmenschen in der Hauptstadt – die Zeiten, um mit Robert Zimmermann zu sprechen, sie ändern sich.

Allein, die Tatsache, dass die bislang zumeist erzkonservativen Zahnärzte ihre Obrigkeits-Hörigkeit und ihren Status als CDU/CSU- und FDP- Fanboys aufgeben und darüber nachdenken, ihr nächstes Kreuzchen bei der Piratenpartei zu machen,  ist schon Fanal genug.

Aber es kommt noch ärger.
Nachfolgend 2 Knock Out – Facts zum Thema.

Knock Out Fact 1:
Es finden sich vermehrt Stimmen unter den Zahnärzten, welche die Abschaffung der Bundeszahnärztekammer fordern. Zum Beispiel nach dem Vortrag des Bundesgesundheitsminister Bahr auf dem Zahnärtzetag in Frankfurt vorletzte Woche.

Was war passiert ?
Der Minister kam, erläuterte, wie seine vielen Vorgänger in den Dekaden zuvor, die zukünftige Reform und ging.
Ohne Fragen zu beantworten, er war zeitlich stark eingebunden.

Eine eindeutige und unmissverständliche Demonstration von absoluter Macht, gepaart mit politokratischer Arroganz, wie sie nur jemand ausstrahlen und vorleben kann, der weiss, dass das berühmte Seehofer-Zitat, die Zahnärzte betreffend, vom Boden und der Wand, nachwievor Gültigkeit hat.

Zurück blieben die Delegierten der Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer, es gab niemanden aus den eigenen Reihen, der den seinen vermitteln konnte, wie wichtig diese Reform sei und das man durch heldenhafte Anstrengungen einen Konsens mit der Politik geschaffen und damit Schlimmeres verhindert habe. Und so mancher, nicht nur im Auditorium  fragte sich, wofür  Jahr um Jahr viele Hunderttausende an Euro an zahnärztlichen Kammerbeiträgen ausgegeben werden, wenn letztendlich einzig und allein alles darauf hinausläuft, dass devot die Erlasse der Regierung und der ihr unterstellten Ministerien entgegengenommen und damit defacto widerspruchslos legitimiert werden.

Die obrigkeitshörigen Zahnärzte „haben fertig“ mit der Politik. Das schon länger und jetzt auch mit der Standespolitik. Mit dem eigen Fleisch und Blut. Unfassbar.
Die latente Drohung aus dieser Ecke, tausendmal gehört, wenn wir uns nicht fügen und kopfnickend mitarbeiten, wird alles noch viel furchtbarer, sie ist zahnlos geworden.
Das glaubt keiner mehr.

Fakt ist: Die neue GOZ ist keine Verbesserung.
Im Gegenteil, sie ist ein weiteres Stockwerk tiefer in der Abwärtsspirale der Zahnmedizin. Sie ist nichts anderes als eine zusätzliche versicherungsseitige Daumenschraube, die angezogen wird.

Wer die GOZ 2012 studiert, weiss: Es geht nicht um eine Verbesserung der Zahngesundheit im Sinne der kontinuierlichen Integration des medizinischen Fortschrittes.
Es geht um Kostenersparnis.

Und man betrachte als Indizienbeweis hierzu  lediglich  exemplarisch das Gebahren verschiedener Kostenerstatter, Positionen in der jetzigen GOZ, die seit vielen Jahren, weil medizinisch anerkannt, erstattet wurden, nicht mehr zu honorieren.
Nehmen wir zum Beispiel die subgingivale Konkremententfernung, um konkret zu werden. Gibt es so etwas plötzlich nicht mehr in deutschen Mündern ?
Sind diese Ablagerungen plötzlich nicht mehr pathogen ?
Können all diese Konkremente also belassen werden, weil sie mit dem Zahnhalteapparat des Patienten eine friedliche Koexistenz eingehen ?

Wir wissen alle, dass dem nicht so ist.

Warum also erhalten die Patienten seit einigen Monaten nun Briefe mit standardisierten Textbausteinen, die die Kostenerstattung dieser medizinisch notwendigen und sinnvollen Leistungen ablehnt ?
Weil die Versicherer wissen, dass weder Patient noch Behandler gegen ihre von der Politik gebilligte Übermacht angehen kann.

Diese Verfahrenweise ist nicht neu.  Und wäre es nur das, dann würden vermutlich, wie die letzten 30 Jahre zuvor, alle -durch die Bank oberfeisten- Dentisten am Montag morgen nach einem angenehmen Wochenende auf dem Golfplatz ihren deutschen Oberklassewagen, gleich ob Limousine oder Sportwagen entsteigen und, unterschwellig frustriert angesichts des bevorstehenden öden Tagwerkes, aber ungebrochen tatenkräftig weiter bohrerschwingend “ Ka- Ching !“ in ihre Praxen gehen.

Warum also jetzt der Aufstand ?
Weil die Zahnärzte es offensichtlich endgültig leid sind, in den Medien lesen und hören zu müssen, dass die zahnärztliche Behandlung ab dem nächsten Jahr eben mal 20 Prozent teurer wird, wenn defacto selbst ein stichprobenartiges  Lesen der neuen GOZ offenbart, dass es zusätzlicher Kraftanstrengungen bedarf, um das Niveau von 1988 auch nur halten zu können.  Von der Welle von Erstattungsverweigerungen, die 2012 auf die Zahnarztpraxen zurollen wird, so sicher wie das Amen in der Kirche, ganz abgesehen.
Sich dem Image des Grossverdieners und Halsabschneiders  permanent stellen zu müssen, ist nervig genug, wenn es zutrifft.
Wenn es aber zur Farce, zur zynischen Verhöhnung durch die  grauen Männer wird, was dann ? Dann kippt die Stimmung. Unwiderruflich.

Knock Out Fact 2:
Noch ein Zeichen der Zeit, ein Signal dafür, dass die Stimmung umkippt: Eine Pressemiteilung des DAZ – das ist der Deutsche Arbeitskreis für Zahnheilkunde (DAZ) e.V. mit der Überschrift  „Grundlegende zahnerhaltende Leistungen sollen Jedem zugänglich sein – DAZ versucht, endodontische Basistherapie zu beschreiben“

Eine Standortbestimmung zur Basistherapie in der Endodontie.
Ein sehr interessantes Werk, das  aufmerksam gelesen und analysiert werden sollte.

Basierend auf einer Umfrage, die vom DAZ und vom BVAZ (Bundesverband der Allgemeinzahnärzte) gleichermaßen getragen wurde.

Liebe Politiker, aufgepasst.
Wenn man den BAVZ als Integrationsplattform für den „Hauszahnarzt“ wertet, dann wird man diese Personengruppe gefühlsmäßig eher dem konservativen Spektrum zuordnen. Wohingegen der DAZ über Jahrzehnte hinweg als Sammelbecken linksideologischer Phantasten und weltfremder Gutmenschen angesehen wurde.

Und jetzt das – ein Schulterschluss, über alle politischen Lager hinweg.

Wie kommts ?
Was hat sich geändert ?

Nicht allein das Frustpotential der Zahnärzte.
Viel entscheidender sind die kommunikativen Rahmenbedingungen, die das Internet uns liefert.

Ob Wutbürger bei Stuttgart 21, Studenten in Madrid oder die Occupy Bewegung in New York. Sie alle führt zusammen, eint und  koordiniert das WWW.

Plötzlich ist es nicht mehr Einer alleine, sondern es sind Viele, die gleich denken, fühlen, miteinander sprechen und irgendwann auch zusammen handeln.

To dream the impossible dream, der Kampf gegen Windmühlenflügel, gegen einen übermächtigen Gegner, er muss nicht länger aussichtslos sein.

Und so scheint es nun nicht länger ausgeschlossen, dass die Vielen, die es gibt in unserem Land, die Tag für Tag ohne Murren ihren Job tun in der Zahnmedizin und die diesen Staat damit am Laufen halten und für die  angesichts der vielen Arbeit, der zum Kotzen nicht mehr ertragbare Rahmenbedingungen annehmenden Bürokratie und angesichts der bewußten und menschenverachtenden Fehlinformationen und punktgenau lancierten stimmungsmachenden Falschmeldungen irgendwann einmal sagen: „Es reicht mir jetzt !“  und den Bettel hinschmeissen.

Wir sind nicht mehr allein, wir sind Viele.

Allerdings – und spätestens jetzt entspannt sich wieder der dem politischen Establishment zugehörige Leser dieser Zeilen, noch ist es nicht soweit.

Entwarnung, keine Gefahr.
Relax.

Die Zeit ist noch nicht reif.

Woher ich das weiß ?

Diese Seite ist de facto ein Seismograph der Zahnärztestimmung.

Und noch ist alles gut.
Zumindest solange nicht der Daumen hoch- Botton dieses Artikels 1000 Zustimmungen zeigt.

Unter 1000 Daumen?
Oder ein ausgewogenes Daumen hoch und Daumen runter ?
Liebe Politiker der jetzigen Regierungskoalition, Zigarre raus und die feinen Tropfen ins Glas vorm Kamin. Die doofen Zahnärzte werden abwechselnd Gelb und Schwarz weiterwählen, immer schön abwechselnd, um zu sanktionieren, es „denen“ zu zeigen, während ihr euch feixend über Parteibuchschranken hinweg zuprostet.

Daher mein Tipp. Diese Seite bookmarken. Kann im Übrigen an die Ministerialbürokratie delegiert werden. Um von Zeit zu Zeit zu schauen, wanns aufhört, spaßig zu sein.

So von wegen Montagsdemonstration und so. 1000 Daumen sind die Grenze.
The Berlin wall of dental suffering.

Ich persönlich bin gespannt, ob ich noch erleben werde, dass sich die deutsche Zahnärzteschaft „empört“.

Fakt ist, die Möglichkeiten sind da.
Man wird sehen und darf gespannt sein.

Ob überhaupt ? Und wann.

15 Gedanken zu „Das GOZ – Menetekel oder es gärt…

  1. Der Artikel spricht mir aus der Seele und zeigt einmal mehr, dass unsere teuer subventionierte Standesvertretung außer dem Notstand nur noch sich selbst verwaltet und in keinster Weise adäquat ihre Mitglieder vertritt.
    Ihre Daseinsberechtigung sieht die BZÄK offensichtlich darin, uns die GOZ-Novelle auch noch schmackhaft zu machen, wie man auf folgender Seite nachlesen kann:
    http://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/goz/nov/110830_gebuehrenordnung_fuer_zahnaerzte_vorteile_fuer_al.pdf

  2. Lieber Ha-Wi,
    der DAZ und der BVAZ sind eine reine Zweckgemeinschaft zur Herausgabe einer Zeitschrift für ihre jeweiligen Vereinsmitglieder eingegangen. Für derart relativ kleine Verbände ist die alleinige Herausgabe kaum zu stemmen. Das bedeutet aber nicht, dass wir gleichlautende Meinungen vertreten. Ganz im Gegenteil. Mal so mal so. Das Editorial wird abwechseld verfasst.

    Die Endo-Umfrage hat der BVAZ natürlich mitgetragen, um möglichst viele Rücksender zu generieren, was ja auch gelungen ist. Eine „Basis-Leistung Endo“ wurde jedoch vom DAZ ganz allein formuliert, also ohne jegliche Mitwirkung des BVAZ. Er ist nicht einmal gefragt worden. In der Folge wird es (wieder einmal) dazu kommen, dass ein uns gemeinsam betreffendes und interessierendes Thema im gemeinsamen Heft kontrovers diskutiert wird. Siehe dazu auch mein Beitrag in der kommenden, sehr bald erscheinenden Ausgabe.
    Dass es zu Kontroversen kommen würde, wurde zu Beginn nicht nur vorausgesehen. sondern von beiden Verbänden sogar als befruchtend und damit wünschenswert ausdrücklich begrüßt.

    Herzliche Grüße
    Rüdiger

  3. Hallo HaWi!
    Die GOZ 1988 konnte ich inzwischen problemlos mit Faktor 3,5 durch die Bank weg abrechnen. Mit einem Federstrich wird die durchschnittliche Arbeit wieder bei 2,3-fach angesiedelt – in vielen Fällen ohne Anhebung der Punktzahlen und sowieso ohne Anhebung des Punktwerts.
    Wie in der BEMA, wo die WK per Federstrich 2004 vom apicalen Drittel bis zur apicalen Konstriktion ohne nennenswerte Honorarerhöhung verlegt wurde wo doch die Arbeit an diesem apicalen 1/3 mitunter 90% der Zeit ausmacht.
    So einfach war das bislang – ich hoffe, zum 01.01.2012 nicht mehr!
    András

  4. In Deutschland wird es keine Aufmärsche von Zahnärzten geben, schon die „1000 Daumen Grenze“ wird so schnell nicht erreicht werden – wenn überhaupt (leider). Ich habe gestern mal in einer größeren Runde von Zahnärzten das Thema „GOZ, Streik etc.“ angesprochen, und nur eine (!!!!) Kollegin hat sich dazu geäußert, der Rest starrte still auf den Boden.

    Genau wie Patienten zu uns kommen und sich sagen, „Jemand wird mir schon neue Zähne besorgen, putzen muß ich nicht selbst!“ ist es mit den Zahnärzten: “ Da wird sich schon jemand für mich einsetzen…“

    Alle Zahnärzte müßten zeitgleich ihre Arbeit komplett verweigern um ein Signal zu setzen – aber viele wollen und können das vielleicht nicht. Wer hat schon die Möglichkeit mal schnell den Praxisbetrieb komplett einzustellen und sich entspannt zurück zu legen?
    Was passiert mit den Patienten in der Zeit?
    Wird dann wieder die „Zahnärzte-sind-Reich-Propaganda“ der Politik rausgekramt? Wahrscheinlich…

    Bis dahin heißt es „Daumen“ sammeln um diese dann zu drücken.

  5. Lieber Herr Kollege Herrmann!

    Sie haben in vielen Ihrer o.a. Punkte recht. Allerdings gelich im ersten nicht:
    „[…]die Tatsache, dass nach 23 Jahren Preisgleichheit für die jeweiligen Leistungen lediglich eine Erhöhung des Punktwertes und damit eine Lohnanhebung von 6 % erfolgen soll[…]“

    Es erfolgte mit der GOZ-Novelle eben gerade keine Punktwerterhöhung. Es erfolgte eine zu erwartende „Honorarvolumenerhöhung“. Das ist etwas grundsätzlich anderes und verschäft die Problematik erst noch. Während bei einer Punktwerterhöhung die Zahnärzteschaft tatsächlich für gleiche Leistung mehr Geld bekommen hätte, muss das aufgestockte Honorarvolumen erst noch erarbeitet werden, bevor es zur Abrechnugn kommt. Und viele der zugefügten Leistungen hat die Zahnärzteschaft schon in den letzten Jahren umgesetzt mit analoger Leistungsabrechnung. jetzt ist der Unterschied, dass viele diese Leistungen von den Kostenerstattern im Rahmen der GOZ mit erstattet werden, die vorher die Patienten in den meisten Fällen aus eigener Tasche bezahlt haben.

    Einen „Daumen hoch“ gibt es aber auf jeden Fall von mir :-).

    Herzliche Grüße
    Lutz Riefenstahl

    • Sie haben in vielen Ihrer o.a. Punkte recht. Allerdings gelich im ersten nicht:
      „[…]die Tatsache, dass nach 23 Jahren Preisgleichheit für die jeweiligen Leistungen lediglich eine Erhöhung des Punktwertes und damit eine Lohnanhebung von 6 % erfolgen soll[…]“

      Danke für die Richtigstellung, Herr Riefenstahl,
      Ich hab den Fehler auch nach der Veröffentlichung bemerkt, mich geärgert, dann über den richtigen Begriff sinniert, aber im Praxisalltag gestern vergessen, dies zu korrigieren. Ich werde den Begriff „Honorarvolumenerhöhung“ einpflegen. Und sie haben recht, statt eines Automatismus im Sinne eines „Am Ende des Monats mehr Geld in der Tasche“ ist dies zunächst eine Good Will Erklärung, allerdings zusätzlich schon eingedämpft mit dem Damokles- Schwert der Sanktionierung bei Überschreitung des 6% Volumens.

      Herzliche Grüße

      H.W. Herrmann

  6. Alles soweit korrekt.
    Aber wie kommt es dazu, dass nur eine LZK öffentlich widersprochen hat? Gerade die großen Landeszahnärztekammern, die mehr Macht und mehr Sitze in der Bunderversammlung der BZÄK haben, haben doch nichts gemacht. Ganz im Gegenteil: sogar ihren „linienuntreuen“ MItgliedern noch einen Maulkorb verpasst. Allein das Versagen der BZÄK macht mich wütend genug. Standesvertreter mit derartigen Bezügen und derartiger Leistung gehören einfach abgesetzt. Dr. Engel fordert in der ZM doch sogar noch zum Stillhalten aus, „um die politischen Kreise nicht zu irritieren!“ Ist der Mann noch ganz bei Trost? An der Basis gehts ums Überleben und der kommt mit so etwas!
    Der Rücktritt von Kollegen Frank hat Herrn Engel gerettet. Aber wie kommt es, dass die BV diese GOZ durchwinkt, Ihr einfach mal zustimmt? Hat die keiner gelesen? Wo sehen die Kollegen denn eine Verbesserung? Von der Spitze indoktriniert?
    Wie soll da etwas geschehen, wenn noch nicht einmal im kleinen Kreis eine Übereinkunft erzielt wird. Eine Sonder-Bundesversammlung zur GOZ war angeblich zu teuer, wie schön, dass es sie für Satzungsfragen geben wird!
    Da werden mal Prioriäten gesetzt!
    (Ein Austreten ein LZK aus der BZÄK ist übrigens „problemlos“ möglich)

  7. Lieber HaWi,
    das ist das BESTE und TREFFENDSTE von alles was ich über GOZ_2012 bisher gelesen habe.
    Chapeau.
    Herzliche Grüße
    Gabriel

  8. Lieber HAWi,
    Du weißt, wie sehr mich das DAZ Statement aufgeregt hat.
    Das gleiche Statement, anders betitelt, hätte mich sehr gefreut.
    Es ist gut gewesen, eine Umfrage unter ZÄ zu machen. Und es wäre gut gewesen danach ein Statement über die „praktizierten Therapien im Bereich Endo“ herauszugeben mit einer Einschätzung, daß selbst einfachste Therapien nicht mehr kostendeckend bezahlt werden und daß das Umfrageergebnis zeigt, wie wenig ZÄ sich an den modernen, machbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren wollen und/oder können. Stattdessen sehe ich im DAZ Statement eine Steilvorlage, um das Endoniveau deutlich unter dem wissenschaftlichen Niveau allgemein gültig anzusiedeln: ganz nach dem Motto: „mehr braucht´s nicht“. Ausserdem kommt der Eindruck auf, daß hier Empirie mit wissenschaftlicher Erkenntnis gleichsetzbar ist. Auch wenn andere anderes machen, allein der Hinweis auf devitalisierende Mittel als probates Hilfsmittel, geht deutlich in die falsche Richtung. Herzliche Grüße Stefan

    • Sehr geehrter Herr Kollege Stefan ?,

      auch mir hat das DAZ-Statement nicht gefallen. Wenn auch sicher aus anderen Gründen als Ihnen. Mit etwas mehr Ausführlichkeit und Mut hätte man in meinen Augen im Sinne eines „mehr braucht’s nicht“ nämlich „Basis-Leistung“ leicht durch „Indikationsgerechte Therapie“ ersetzen können. Aber das nur am Rande.

      Mich würde interessieren, auf welche wissenschaftliche Erkenntnisse Sie sich beziehen, die sich über die Empirie in der Endodontie mit Recht erheben (können). Nach meinem Kenntnisstand ist das Einzige, was (neben der Tasache, dass es sich um eine einfache bakterielle Infektionskrankheit in einem seit einem Jahrhundert vollständig beschriebenen anatomischen Umfeld handelt) in der Endodntie mit der erforderlichen wissenschaftlichen Evidenz belegt ist, die Tasache, dass Ca(OH)2 nicht genügend potent ist, um mit eben diesen Keimen als alleinige medikamentöse Einlage fertig zu werden. Alles andere steht in den Sternen, bzw. muss – so traurig das auch ist – als wissenschaftlich nicht ausreichend belegt bezeichnet werden.

      Herzliche Grüße
      Rüdiger Osswald
      PS: Ich lehne devitalisierende Mittel zur routinemäßigen Anwendung auch ab. Man wird damit bei indikationsgerechter Anwendung zwar sicher niemanden vergiften, aber die Gafhr, dass der Patient sich am nächsten Tag nicht wieder vorstellt ist – bei den möglichen Folgen – einfach zu groß. Nichtdestotrotz war ich in 24 Jahren insgesamt dreimal heilfroh, dass es mir als Therapeutikum zu Verfügung stand, weil es dem Patienten eine Narkose erspart hat.

      • Hallo Herr Osswald,
        mein Name ist Stefan Verch. Ich bitte für die Unhöflichkeit um Nachsicht. Sie machen das ganz geschickt, mich zu einer Evidenzdiskussion zu verführen. Die ist hier an dieser Stelle nicht zu führen. Es geht in erster Linie um ein Statement, das für sich in Anspruch nimmt, aufgrund von Befragungen einen Standard für die Endodontie zu beschreiben. Im Gegensatz zu Ihnen fehlt mir die Glaubenskraft, wissenschaftliche Erkenntnisse weltweit in Frage zu stellen, die die Mehrheit der ZÄ für ihr tägliches Tun als wissenschaftliche Basis benutzen. Es freut mich aber, daß Sie hier zu emsig mitlesen. Das bereichert in jedem Fall. Herzliche Grüße aus Berlin Stefan Verch

        • „……wissenschaftliche Erkenntnisse weltweit in Frage zu stellen, die die Mehrheit der ZÄ für ihr tägliches Tun als wissenschaftliche Basis benutzen.“

          Lieber Herr Verch,
          diese Aussage trifft ja – siehe das Ergebnis der Umfrage des DAZ- auf die Mehrzahl der Zahnärzte offensichtlich gerade nicht zu.

          Die gerade in der Medizin nicht zu Unrecht in weiten Bereichen verbreitete (und erfolgreiche!) Empirie, die ja durchaus wissenschaftlich ist und nicht zuletzt die Basis allen Fortschritts in der Medizin darstellt, erfüllt ohne Zweifel die ihr zugrunde liegenden wissenschaftlichen Kriterien. Diese Empirie durch erfolgreichere Wissenschaft zu ersetzten, die sich selbst modern und/oder evidenzbasiert nennt, scheitert sehr offensichtlich nicht nur aber in besonderem Maße die Endodontie betreffend.

          Anders ist nicht zu erklären, dass es trotz der mechanischen Hochrüstung und trotz hunderte von Metern langer Regale voll von endodontischen Zeitschriften und Büchern, die allesamt für sich in Anspruch nehmen, nur wissenschaftlich nicht empirische Forschungsergebnisse zu veröffentlichen, seit mehr als 50 Jahren keinen Fortschritt bei der Behandlung der bakteriellen Endodontitis gegeben hat und beispielsweise immer noch Wurzelspitzenresektionen in unerträglicher Frequenz durchgeführt werden müssen. Ganze Heere von Oral- und Kieferchirurgen leben davon.

          Darüber hinaus ist es ja keineswegs so, dass die Altvorderen ihre empirischen Erkenntnisse nicht im Sinne der Moderne wissenschaftlich überprüft hätten. Gerade bakterielle Infektionskrankheiten betreffend waren sie vor 50-80 Jahren sehr wohl weit genug (und weiter als heute), um die bakterielle Endodontitis betreffend durch prospektive klinische und histologische (!) Studien, die man aus ethischen Gründen heute gar nicht mehr wiederholen könnte, – wieder im Sinne der Moderne – wissenschaftlich exakte Aussagen machen zu können. Man muss sich nur einmal die Mühe machen, diese alten Studien, die man allerdings nicht in Medline findet, zu lesen. Da riskiert man allerdings, mitunter Bauklötze staunen zu müssen…smile….

          Herzliche Grüße
          Rüdiger Osswald

        • Lieber Herr Osswald,
          nun bin ich doch in Ihrer Evidenzdiskussion.
          Und gebe Ihnen gleich mal Recht:
          letztlich werden viele Dinge in unserem Leben empirisch gehandhabt: denken Sie nur an die empirischen Erfahrungen, wie wirkungsvoll ein Fallschirm sein kann…
          Und natürlich hat die Empirie auch in der Medizin ihre Berechtigung.
          Man braucht folglich überall seinen eigenen Menschenverstand, um Dinge für sich einzuordnen.
          Wie gesagt, ich halte mich eher an wissenschaftliche Veröffentlichungen – die einem gewissen Standard der Studien gemeinsam haben – und Erkenntnisse – die man direkt aus den Studien, im Vergleich mit anderen Studien und seinen eigenen Erfarhungen dann werten sollte -UND an empirische Erfahrungen, die möglichst eine sehr große Menge Praktizierender mit großem Erfolg praktiziert hat.
          Und fahre damit sehr gut.
          Dadurch erhoffe ich mir eine größtmögliche Risikominimierung; im Prinzip bleibt aber ein empirisches Risiko, weil ich jede von anderen gemachte Erkenntnis empirisch qua meine Person anwenden muß, ohne zu wissen, ob das eine gute Entscheidung war.
          Den Umkehrschluß zu machen und im Anblick des immensen WSR Bedarfs in Deutschland zu sagen, es liegt an den stumpfen ineffektiven Erkenntnissen der Wissenschaft und sich einen eigenen Weg zu ebnen, die Effektivität der eigenen Behandlung empirisch zu erhöhen, ist mir zu riskant.
          So weit mir bekannt, tun sie das auch nicht: sie vertrauen anderen Wegen, die Sie für sich evidenter einordnen.
          Letztlich ist das aber nicht der Punkt, warum mich die DAZ Studie ärgert – abgesehen davon, daß man Devitaliserungsmittel wirklich nicht mehr braucht : ich habe in 20 Jahren nicht einmal eins gebraucht ; dafür habe ich selbst genügend Nekrosen gesehen, die auf diese Mittel zurückzuführen waren – hier wird ein Standard formuliert, der auf Befragungen des Therapieverhaltens der Kollegen fußt. Dies hätte so klar gestellt werden müssen. Inwieweit man der Studie statistisch glauben darf, erschließt sich mir auch nicht: auch hier hege ich größte Zweifel! In jedem Fall ist also die Intention, eine Beschreibung des „in der Endotherapie Nötigen“ durch diese Befragung zu definieren, so nicht Indikations gerecht und irreführend.
          Hier scheint mir mehr Politik als Zahnmedizin Triebfeder gewesen zu sein. Und das ist Wasser auf die Mühlenblätter der vermeintlichen „Kostenminimierer“ im Gesundheitswesen!
          Schade. Denn eine Beschreibung von Endodontie durch einen Berufsverband ist in diesen Zeiten vonnöten.
          Herzliche Grüße Stefan Verch
          Im Übrigen kommen wir auf analogem Wege beide zu der gleichen Erkenntis, daß es in Deutschland als Ausdruck nicht zum Erfolge führender Therapien zu viele WSR Operationen gibt!

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