Dürr Vistascan – 3 Wochen Praxistest

von Hans – Willi Herrmann

3 Wochen haben wir nun den Dürr Vistascan und die dazugehörigen Speicherfolien in der Praxis in Verwendung.

Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen, die natürlich nicht vollständig sein, kann, denn es fehlt der direkte Vergleich mit dem Kodak 6100 Sensor.

Wie war nun das Arbeiten mit den Speicherfolien ?

Zunächst einmal, und das kann man sicherlich als großes Kompliment stehen lassen, vollkommen unauffällig.
Die Speicherfolien sind in ihrer Handhabung (abgesehen davon, dass Sie etwas dünner sind und nicht in unsere Rinn – Halter passen) absolut identisch mit dem analogen Röntgenfilm.
Und das von der ersten Aufnahme an. Keine Umgewöhnung, keine Schwierigkeiten. Okay, es gibt eine Einschränkung. Am Anfang habe ich  Ewigkeiten gebraucht, bis ich die Speicherfolie aus ihrer Schutzhülle hatte.
Was für eine Fummelei.
Heute, nach 3 Wochen, geht das Ganze innerhalb von 5 Sekunden über die Bühne  und ich kann mir gar nicht mehr erklären, warum ich zu Beginn soviel Zeit dafür gebraucht habe.

Apropo Zeit. Das ist eines der Kriterien, wenn es um den Vergleich Sensor – Speicherfolie geht. Fakt ist: Es dauert 2 Minuten, bis das Bild auf dem Monitor ist. In einem optimierten Workflow schafft man es vielleicht auf 90 Sekunden runterzukommen, aber alles was darüber hinausgeht im Punkte Zeitersparnis wird sehr sehr schwierig. 1: 0 also für den Sensor, der nach rund 10 Sekunden das Bild zur Verfügung stellt. Im Vergleich zum analogen Film sind wir aber deutlich schneller. In ziemlich exakt der Zeit, die benötigt wird, um aus dem Röntgenraum wieder herauszukommen, steht das fertige Bild auf dem Monitor zur Verfügung. Rund 4  – 5 Minuten Zeitersparnis gegenüber analog. Schöne Sache.

Dann die Sache mit der Auflösung. Wie ich schon zu Beginn des Praxistestes schrieb, ist die Auflösung der Speicherfolie nicht (wie erhofft) Lichtjahre besser als die des analogen Films. Soll heißen – ohne Bildbearbeitung ist das Bild leicht schlechter als das (optimale) analoge Bild, mit automatisierter Bildbearbeitung (Endo – Knopf) ist das Bild leicht besser als der analoge Film. Bis heute fehlt mir der direkte Vergleich zum Kodak 6100, aber von dem, was ich bei Kollegen schon gesehen habe, finde ich den Kodak Sensor leicht im Vorteil. Vielleicht trügt mich mein Eindruck, aber bis zum Beweis des Gegenteils sage ich:  Advantage Kodak 6100.

Dann wäre da der Punkt Strahlenbelastung.  Fakt ist, dass das digitale Röntgen nur unwesentlich niedriger in seiner Belichtungszeit liegt als wir seit 1994 mit unseren analogen Filmen röntgen. Eine einzige Belichtungsstufe niedriger. 90 Prozent Strahlenreduktion, das habe ich noch im Ohr, war der Wert, der von den Firmen, die digtales Röntgen im Markt etablieren wollten, genannt wurde. Nichts davon trifft zu. Hier wurde von Marketingseite mit den Ängsten der Patienten Druck ausgeübt. Und wenn man jetzt noch in die Überlegungen miteinbezieht, dass ein Röntgensensor eine kleinere Belichtungsfläche besitzt, demnach möglicherweise für das gleiche zu diagnostizierende Gebiet mehr „Zahnfilme“ gemacht werden müssen, dann bleibt von der Strahlenersparnis nicht mehr viel übrig.

Apropo Sensorgröße. Die Speicherfolie, die wir fast ausschließlich eingesetzt haben, entspricht in ihrer Fläche dem bekannten 3* 4 cm Zahnfilm.  Wie sieht das mit den Sensoren aus ? Sie sind entweder kleiner von der Filmfläche her und/oder sie sind in ihren Aussenmaßen deutlich größer als Rö – Film und Speicherfolie. Speicherfolien gibt es im Übrigen in eine ganzen Reihe unterschiedlicher Größen, zu kleinen Preisen. Deshalb ist es kein Problem, sich unterschiedliche Größen in der Praxis bereitzulegen.
Und der Scanner unseres Praxistests verarbeitet sogar OPG -Folien. Eine Umrüstung analog- digital der gesamten Praxis ist also damit von einer Sekunde auf die andere möglich und dass, ohne das ein Röntgengerät getauscht werden muss.

Olaf Löffler hatte die Ergonomie angesprochen.
Fakt ist: Der Sensor ist immer dann von Vorteil, wenn es, wie in der Endo, um sofortige Bilder, geht. Auch für Zahnstaten ist die Handhabung des Sensors wesentlich besser, weil schneller. Andererseits ist das Platzieren des Sensors in einer Reihe von Fällen ein Kreuz und man darf ruhig einmal als Advocatus diaboli die Frage stellen, ob der Vorteil der sofortigen Verfügbarkeit des Bildes auch deshalb eine große Rolle spielt, weil man mit dem Sensor deutlich, ja wirklich deutlich  öfter bei der Aufnahme daneben liegt als mit der Speicherfolie, bei der dieser unangenehme Zwischenfall so gut wie nie vorkommt. Womit wir auch wieder bei Thema Strahlenersparnis wären.

Worüber muss noch gesprochen werden ? Die Kosten natürlich und an dieser Stelle setzt sich die Speicherfolie natürlich haushoch von ihren Sensorkonkurrenten ab. Sensor hingefallen, 3500 Euro zum Fenster rausgeschmissen, über dieses Horrorszenario kann der Speicherfolienanwender nur müde lächeln. Bei 65 Euro pro Folie lässt sich ein Totalverlust doch wesentlich leichter verschmerzen als beim mehr als 50 fachen.

Ich halte das, gelinde gesagt, für eine Milchmädchenrechnung. Eine Speicherfolie ist nämlich ein Gebrauchsartikel. Sie leidet unter ihrer Benutzung und, wenn man Pech hat, ist schon nach kurzer Zeit ihre Oberfläche mit Punkten und Kratzern „verunreinigt“ und zwar unwiderruflich. Und glauben sie mir, ich habe versucht, so schonend wie möglich mit den Folien umzugehen, trotzdem waren schon nach einer Woche auf einer der Folien Kratzer zu sehen. Die Oberfläche der Speicherfolien ist empfindlich und Kofferdamklammern sind eine harte Prüfung. 1000 Bilder pro Folie ? Ich halte das für unrealistisch. Meine Gegenrechnung. Eine Folie pro Monat. Und in diesem Szenario ist die Ersparnis gegenüber dem Sensor, der nach 3 Jahren den Geist aufgibt, deutlich geringer, als zunächst vermutet.

Trotzdem wäre die Speicherfolie für die Allgemeinzahnarztpraxis meine erste Wahl. Sie ist deutlich universeller als der Sensor. Einen Sensor würde ich, zu gegebener Zeit und wenn das Ergebnis überzeugt, zusätzlich kaufen. Er ist für mich sinnvolle Ergänzung, nicht jedoch Entweder – Oder Alternative.

Ach – und noch ein letzter Punkt.
Mag sein, dass man, als Zahnarzt und damit fachkundig, auf dem Röntgenfilm alles genau so erkennen kann wie mit den digitalen Medien.
Der Patient jedoch kann es nicht.
Wenn ein Bild mehr sagt als 1000 Worte, dann ist nur das überlebensgroße Monitorbild des digitalen Zahnfilms in der Lage, den Patienten wirklich inhaltlich zu erreichen.

Und das ist ein echtes Plus der digitalen Technik.

6 Gedanken zu „Dürr Vistascan – 3 Wochen Praxistest

  1. Noch ein Plus für die Speicherfolie:
    Verschiedene Größen sind kein Problem: Kindergröße, Bissflügel (Gr. 0 und Gr. 3)
    (Geht beim Sensor auch, ist aber erheblich teurer)
    Ansonsten kann ich nur zustimmen.
    MFG

  2. Das mit dem Speicherfolienverschleiß ist ähnlich wie mit der „Fummelei“ beim Herausschieben der Speicherfolie. Hier gibt es eine Lernkurve. Die Aussage über 1000 Zyklen ist in einem reellen Praxistest bei der Verwendung von Dürr Rechtwinkelhalter entstanden.
    Mit freundlichen Grüßen
    Frank Kiesele
    Produktmanager Bildgebende Systeme
    DÜRR DENTAL AG

    • Sehr geehrter Hr. Kiesele,

      vielleicht könnten Sie ja Bild 1, Bild 250, Bild 750, Bild 1000 des Praxistests hier einstellen. Wäre sicher interessant, wie sich die Qualität sich im Laufe der Zeit verändert.

      Mit freundlichem Gruss
      v. Stetten

  3. Hallo,
    ich stehe vor der Anschaffung eines digitalen Rö-Systems, da mein Trophy Sensor den Geist aufgibt und die PC-Hardware (Steckkarte) ebenfalls auf dem letzten Loch pfeift. Dei Kosten für defekte Sensoren sind mir zu hoch, auch wenn das Thema „nur“ alle 4-6 Jahre zuschlug.
    Hat Jemand mal belastbare Vergleiche der Bildqualität von Dendex und Dürr Systemen gemacht? Wie ist der Vergleich im Handling? Leider kann ich den professionellen Beratern des Depots nicht so recht trauen, bzw den Herstellerinformationen die letztgenannten zur Verfügung gestellt werden.
    Ich wäre für Informationen zu dem Thama sehr dankbar (kai.schwarze@t-online.de) , würde auch gerne meine Erfahrungen sinnvoll weitergeben, wenn es für Fragen des digitalen Röntgens ein Forum gibt.
    MfG
    Kai Schwarze, Nordhessen
    kai.schwarze@t-online.de

  4. Wenn man den nicht zu 100% bei der Beratung auf sein Depot verlassen möchte, helfen beispielsweise auch die Zahnärztekammern (Röntgenstellen) weiter. Die haben die Bilder massenhaft vor sich auf dem Tisch liegen!

    Meine Erfahrung:
    Tubus mit Speicherfolie, OPG/FRS mit Sensor!

    – Speicherfolie gewinnt aus diversen Gründen:
    – Unterschiedliche Größen (0, 2, 4)
    – Ich habe eine bereits fehlerhafte Speicherfolie mal etwas weiter traktiert. Ich war erstaunt, was die !neueren! Folien mittlerweile aushalten.
    – Flexibilität/Handhabung
    – Kein Kabel. Damit auch kein Kabelbruch möglich. Selbst beim aktuellen Kodak 6100 schienen brüche an der Tagesordnung zu sein.
    – Angenehmer für den Patienten!!! GANZ WICHTIG!
    – Spezielle Haltersysteme mittlerweile auf dem Markt. (z.B. Rinn auf IDS 2011 vorgestellt)
    – Preis einer Speicherfolie, freie Größenwahl möglich.
    – Qualitativ in jedem Fall besser wie ein Film, vorausgesetzt: Richtige DPI einscanqualität ist gewählt, richtige Belichtungszeit, regelmäßige Reinigung/Wartung des Gerätes nach Herstellervorgaben

    Dürr beherrscht meiner Meinung nach den Markt. Gendex Denoptix und Denoptix QST können noch nicht einmal Speicherfolien löschen. Die Aufnahmen müssen erst auf einen Lichtbildbetrachter gelegt werden…! Kodak CR 7400 = alt und überholt. z.B. Dürr VistaScan Mini top und ein fach nur einfach. Noch besser in der Handhabung wie der Dürr VistaScan Perio. Der Mini korrigiert sogar schräg eingezogene Filme und begradigt die Darstellung. Auf der IDS 2011 hat Kodak einen neuen Folienscanner vorgestellt. Der scheint sich qualitativ auf Höhe der Dürr Produkte zu bewegen. Kodak hat auf der Speicherfolie nun einen Chip verbaut. Man kann damit die „Speicherfolie“ für einen Patienten „reservieren“ und mit einem speziellen Lesegerät unter 1000 Speicherfolien wiederfinden. Nette Idee…

    Zur Dosisreduzierung:
    Betrachtet auf einen Kodak Ultra Film mit einer Standardbelichtungszeit von 08-1 s. kann die Speicherfolie schon einiges reduzieren. In dem Fall würde ich wohl zwischen 0,12 und 0,20 s. verwenden.

  5. Pingback: Dürr Scanner – Welcher ist der Richtige ? | Wurzelspitze

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