Anatomie unterer Molaren (2)

von Ronald Wecker

Ein weiteres Beispiel für die Variabilität der Kanalanatomie:

Zahn 36, Revisionsbehandlung vor prothetischer Neuversorgung. Beide mesialen Kanäle konfluieren im mittleren Drittel und dann, weiter apikal auch noch mit dem distalen Kanalsystem, welches kurz darauf abrupt nach bukkal “abbiegt”.

Zunächst ungläubiges Staunen beim Betrachten der Messaufnahme: Das unter endometrischer Kontrolle eingebrachte, vorgebogene NiTi-Instrument erscheint deutlich zu kurz zu sein. Die Längenmessung ist jedoch reproduzierbar, Patency vorhanden und der Papierspitzentest bestätigt die gemessene Arbeits- bzw. 0-Länge.

Die Röntgenkontrolle nach 6 Monaten zeigt unauffällige periapikale Verhätnisse. Der Zahn ist klinisch symptomlos.

Allerdings verbleibt bei mir ein komisches Gefühl zurück. Interessant wie beharrlich sich das im Studium eingetrichterte Vertrauen auf die röntgenologisch “richtige” Arbeitslänge weigert “Abweichungen” von der Norm hinzunehmen.

3 Gedanken zu „Anatomie unterer Molaren (2)

  1. Hallo,
    danke vorab für den interessanten Beitrag. Allerdings zeige ich mich gerne unwissend und möchte gerne wissen was unter einem “Papierspitzentest” zu verstehen ist! Freundliche Grüße!

    • David Rosenberg hat diesen meines Wissens erstmals publiziert. Er beschreibt das intentionelle, kurzzeitige Überschreiten des Foramens mit sterilen Papierspitzen um wenige Zehntel mm. Der Kontakt mit dem periapikalen Gewebe führt zu einem “Ansaugen” von Blut. Die Ausdehnung der durch das Blut verursachten “Verfärbung” der Papierspitze gibt einen Hinweis auf die Arbeitslänge.

  2. Pingback: Anatomie unterer Molaren (5) – Radix entomolaris | Wurzelspitze

Kommentar verfassen