Prognose eines Wirtschaftswissenschaftlers

von Christian Danzl

Am Wochenende habe ich eine Fortbildung der eafz besucht. Der Vortrag war von einem Professor der Wirtschaftswissenschaften.
Unter anderem hat er eine Prognose zum deutschen Gesundheitswesen abgegebenen:

  • es wird mehr und mehr zentrale Versorgung geben, also MVZ
  • die Zahnheilkunde wird  – zumindest teilweise – langsam aus dem Kassensystem ausgegliedert werden
  • der Beitragssatz der GKK wird, um kostendeckend zu sein, auf ca. 25% steigen müssen
  • die PKVen werden die Vergütung weiter senken
  • bei PKV und GKV wird der Trend zu Einzelverträgen  gehen
  • der Verdrängungswettbewerb wird stärker werden

Auf die Frage, wo denn die (ca.) 10 Prozentpunkte Beitragssteigerung, die uns erwarten, hingehen werden, meinte er nur:
“Die werden wohl in die Pharmandustrie gehen…”

Was bedeutet das für uns Behandler?

“Sehen Sie diese Veränderung als Chance!”, werden wir wieder hören.

Das kommt mir irgendwie bekannt vor:

“Sehen Sie dieses Durchfallen als Chance! Als Chance, dass Sie diesen Stoff nochmals verinnerlichen können.”

Das hörte eine meiner Kommilitoninen von ihrem Prüfer, als sie im Physikum die Physiologische Prüfung nicht schaffte…..

Was werden wir dagegen tun?
Da werde ich wohl auf den gestrigen Eintrag verweisen müssen. :-(

2 Gedanken zu „Prognose eines Wirtschaftswissenschaftlers

  1. Die Analyse ist sehr treffend, denn wir erleben ja bereits das Meiste des Prognostizierten im Präsens.

    Mir fehlt dabei eigentlich nur noch der zu erwartende weitere Anstieg der Mehrwertsteuer um mindestens 3 weitere Prozente.

    Was wäre dagegen zu tun?

    Es wäre so einfach… wenn wir eben nicht Deutsche wären.

    1. Abschaffung der (spätestens dann) unnötigen berufsständischen Körperschaften mit Fall der meisten überholten berufsständischen Beschränkungen und Rückgabe des “Sicherstellungsauftrages” an die gesetzlichen Krankenkassen bzw. an die staatlichen Organe.

    2. Damit Möglichkeit des freien Agierens auf einem freien Markt (z.B. zeitlich unbeschränkte Tätigkeit in mehren Praxen, Bildung von Kapitalgesellschaften (AG) oder Bildung von Gesellschaften mit Haftungsbegrenzung (GmbH, Ltd.), die gegenüber MVZn “Waffengleichheit” in unternehmerischer Hinsicht bieten, einfachere Bildung überörtlicher Berufsausübungsgemeinschaften oder kooperierender Netzwerke, eventuell auch Anbindung gewerblicher Tätigkeiten).

    3. Abschaffung amtlicher oder pseudo-amtlicher “Gebührenordnungen” und Einführung einer freien Honorarkalkulation mit Möglichkeit zur Vereinbarung von Pauschal- oder Stundenhonoraren.

    4. Abschaffung des “Umsatzsteuerprivilegs” , damit Öffnung des Vorsteuerabzugs und Anerkennung der Praxis als Unternehmen.

    Aber in Deutschland geht es eben nicht ohne Umverteilungsorganisationen, die von vornherein das eine oder andere Prozent des zur Verfügung stehenden Geldes für die eigene Verwaltung auffressen, ohne Bürokratie, die so essentielle Dinge wie die Größe eines Praxischildes oder die rechtlich einwandfreie Form eines Kostenvoranschlages (in dreifacher Ausfertigung mit zwei Zusatzblättern) festschreibt, ohne die umbeschränkte persönliche Haftung mit der Verpflichtung der stetigen persönlichen Leistungserbringung (, die es zukünftig immer schwerer machen wird, ohne erhebliches Eigenkapital Investitionen zu tätigen oder gar Praxen neu zu gründen), ohne “amtliche Gebührenordnung”, die versucht komplexe Behandlungsziele in 50 Einzelleistungen aufzusplitten, weil es dann in der Abrechnung “besser aussieht” und die in Wirklichkeit nichts anderes ist als eine staatliche Preiskontrolle.

    Der gestrige Beitrag zeigt es uns ganz deutlich: wir haben in Deutschland bestimmte Prinzipien, “ethische Verpflichtungen” und den Glauben an den allvermögenden, es immer besser machenden Staat so internalisiert, dass wir z.B. so unzureichende Dinge wie BEMA und GOZ tagtäglich zur Bewertung unserer Arbeit nutzen, sei es völlig unkritisch (“die Leistung A können sie aber neben Leistung B nicht abrechnen, auch wenn sie sie erbracht haben…”), sei es durch den Versuch des “Hinbiegens” über Zuzahlungsklauseln oder wildeste Analogzifferkonstruktionen.

    Die Politik hat uns seit den 80ern zu “Dienstleistungserbringern” degradiert, wir haben es in 20 Jahren nicht geschafft uns zu echten “Dienstleistern” zu entwicklen. Statt Qualität, Preis, Service steht oft immer noch Richtlinienkonformität, Abrechenbarkeit, Erstattungsfähigkeit im Vordergrund.

    Natürlich bieten diese Veränderungen Chancen, aber nur denen, die ihre ökologische Nische beizeiten besetzt haben, die so anpassungsfähig sind, dass sie die Veränderungen lebend überstehen oder die stark (intelligent, flexibel) genug sind, einen neuen Lebensraum für sich zu erobern.

    Die Reaktion auf Veränderungen, die ein Überleben sichert, ist Evolution im Ursinne. Und wie Darwin schon wußte: “only the strong survive…”.

  2. Pingback: Veränderung als Chance ? Die Zukunft im Gesundheitswesen » dentapress

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