von Hans – Willi Herrmann
“Kennst Du dieses Gedicht von Eugen Roth schon ?” fragte mich Harald Vögele heute mittag.
Ich kannte es, hatte es aber nicht in meiner Erinnerung präsent.
Vermutlich hatte ich es verdrängt angesichts der beschriebenen Situation. Jammerschade, denn es ist es wert, immer und immer wieder rezitiert zu werden.
Es geht darin um Krankenkassen und deren Erstattungsverhalten.
Und das Bemerkenswerteste ist nicht der Inhalt per se, sondern der Zeitpunkt seiner Entstehung.
Die Lyrik ist von 1935.
Zeitlos ? Aktueller denn je ? Das mag jeder selbst beurteilen:
Ärger mit der Krankenkasse
Eugen Roth, 1935
Ein Mann, der eine ganze Masse
Gezahlt hat in die Krankenkasse,
Schickt jetzt die nötigen Papiere,
Damit auch sie nun tu‘ das ihre.
Jedoch er kriegt nach längrer Zeit
Statt baren Gelds nur den Bescheid,
Nach Paragraphenziffer X
Bekomme er vorerst noch nix,
Weil, siehe Ziffer Y,
Man dies und das gestrichen schon,
So dass er nichts laut Ziffer Z
Beanzuspruchen weiter hätt‘.
Hingegen heißt’s nach Ziffer A,
Dass er vermutlich übersah,
Dass alle Kassen, selbst in Nöten,
Den Beitrag leider stark erhöhten
Und dass man sich mit gleichem Schreiben, Gezwungen säh ihn einzutreiben.
Besagter Mann denkt, krankenkässlich,
In Zukunft ausgesprochen hässlich.
Sollten wir nicht vielleicht jeder Rechnung diese Zeilen beilegen ?
Hälfe vermutlich mehr als alle von Abrechnungs- und Beilhilfestellen geforderten seitenlangen Erklärungen des Arztes,wo doch von vorneherein feststeht, dass dem Patienten die entsprechende Leistung nicht gezahlt werden wird, egal was und wieviel der Arzt schreibt.
Ich glaube ich werde das mal tun und schauen, was passiert.
Undank
Ein guter Arzt weiß gleich oft, wo.
Statt daß man dankbar wär und froh,
Ist man so ungerecht und sagt:
“Der hat sich auch nicht arg geplagt!”
Ein andrer tappt ein Jahr daneben –
Mild heißt’s: “Müh hat er sich gegeben!”
Einsicht
Der Kranke traut nur widerwillig
Dem Arzt, der’s schmerzlos macht und billig.
Laßt nie den alten Grundsatz rosten:
Es muß a) wehtun, b) was kosten.