von Hans – Willi Herrmann
Ende 2008 habe ich auf dem Weg zu einem Vortrag einen Kollegen in seiner Praxis besucht.
Er führte eine Wurzelkanalbehandlung an einem ungewöhnlichen Patienten durch: Einem Hund.
Nicht dass er das häufig täte, es hatte sich zufällig ergeben. Die Besitzerin hatte ihn angesprochen, ob so was machbar und sinnvoll sei. Der Hund war sehr jung, er hatte sich beim Kauen auf etwas Hartes den Backenzahn frakturiert. Er schonte sich auffällig und verweigerte die Nahrung. Offensichtlich bereitete ihm das Fressen große Schmerzen. Mit einem wurzelkanalbehandelten Zahn könnte er eventuell noch viele Jahre weiter kauen. Ein ihr bekannter Tierarzt könne die Narkose vornehmen. Ob er es versuchen wolle.
Gesagt, getan.
Da lag er nun, der Hund, als ich zur Behandlung stieß.
Und irgendwie hatte das Ganze schon etwas Bizarres.
Während in Deutschland nachwievor über die Sinnhaftigkeit von Kofferdam diskutiert werden muss und viele hunderttausendmal im Jahr mit paraformaldehydhaltigen Mitteln gearbeitet wird, liegt hier ein Mischlingshund zur Wurzelkanalbehandlung und diese Behandlung wird durchgeführt unter Kofferdam und unter Zuhilfenahme eines Dentalmikroskopes.
Der Hund ist, seine Wurzelkanalbehandlung betreffend, auf der Höhe der Zeit in der Zahnmedizin.
Wieviele Patienten in Deutschland können das Gleiche sagen ?
Nach der Wurzelkanalbehandlung wurde der Zahn noch mit einer Kompositfüllung versehen.
Der Hund hat das Ganze gut überstanden.
Er frisst wieder ohne Probleme.
Für ihn war es fast schon Routine.
Es war schon sein zweiter Backenzahn, der endodontisch behandelt wurde.