Was sie im Bild sehen ist kein nostalgisches Weißblech – Kinderspielzeug, welches spätestens seit den Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts durch plastikbasierte asiatische Billig – Varianten ersetzt und dann ganz aus den Kinderzimmern Zentraleuropas verschwunden ist.
Es ist ein “Schmerzkrokodil”.
Jeder Patient von uns, ob klein ob groß, jung oder alt, bekommt es bei der zahnärztlichen Behandlung in die Hand gedrückt.
Mit der Aufforderung, sollte auch nur im Geringsten was weh tun, zu unangenehm sein, aber auch, falls der Patient ausspülen oder was sagen möchte, er das Schmerzkrokodil drücken soll.
Kinderkram, unnütze Spinnerei ?
Halten wir uns doch einmal vor Augen, wie es uns als Patient auf dem Zahnarztstuhl ergeht.
Hilflos, wie ein Käfer auf dem Rücken liegend, vier fremde Hände, Instrumente und Watterollen im Mund sind wir unfähig, uns über ein unverständliches Stammeln hinaus bemerkbar zu machen, wenn uns etwas “auf den Nerv” geht.
Das Schmerzkrokodil – mit lautem Knacken – gibt jedem Patienten die Möglichkeit, dieses Kommunikationsdefizit jederzeit, unmittelbar und nachhaltig zu durchbrechen.
Ein Knack.
Und die Behandlung wird sofort gestoppt und wir schauen, wie wir dem Patienten helfen können.
Seit 1993 arbeiten wir in unserer Praxis mit diesem Kinderspielzeug. Mit extrem hoher Akzeptanz.
Nur ganz ganz selten in all den Jahren kam es vor, dass ein Patient dieses als nicht notwendig abtat.
Fast immer sind die Patienten, gleich ob jung und alt, sehr froh, aus ihrer Hilflosigkeit selbstständig sich jederzeit befreien zu können.
Das entspannt. Lockert. Baut Ängste ab. Verhindert Schweiß auf Händen und Stirn.
Mittlerweile kommen nicht wenige hochgradige Zahnarztphobiepatienten ohne Angst zu uns. Sie sagen teilweise sogar, sie kommen jetzt gerne zum Zahnarzt, was ich für eine leichte Übertreibung halte. Sie wollen nett zu uns sein, weil wir nett zu Ihnen sind, aber machen wir uns nichts vor, wenn da nicht was Wahres dran wäre, dann käme dieser Spruch nicht über deren Lippen.
Auch eine Reihe von Zahnärzten nutzt mittlerweile das Schmerzkrokodil in der eigenen Praxis und sogar in der zahnmedizinischen Fachliteratur (E. Schäfer: Die Therapie endodontischer Notfälle) hat das Schmerzkrokodil Erwähnung gefunden.
Zu den Krokodilen sind im Laufe der Zeit Schmerz – Enten, Hundeknacker (sehr laut), Plastikfrösche (die nichts taugen) hinzugekommen.
Die Krokodile funktionieren interessanterweise am besten, halten am längsten.
Wenn Sie die Idee einmal ausprobieren wollen, würde ich mit einem Schmerzkrokodil anfangen.
Viel Spass. Ihre Patienten werden es zu schätzen wissen. Und es Ihnen danken.
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