Geschichten aus dem Endozän – Ein ärztlicher Kollege berichtet

In einem medizinischen Forum habe ich die Tage folgende Anekdote gefunden.
Es berichtet ein Dermatologe:

Pat war nach Op in USA, dort einfache Wunde nässend . Kollege untersucht , macht Sono und Röntgen. Reinigung, Pflaster, ca 1 Stunde in Praxis. Super schöne Einrichtung und Service etc

Honorar: 33 000 Dollar / Auslandsversicherung übernimmt 25000.

Wow – soviel kann ärztliche Kunst wert sein
Pat jetzt sehr demütig zurück.

Dermatologe in Bayern14.70 / Quartal / brutto
60 offene Sprechstunden/ Quartal ohne Honorar
allinclusive .

Fühl mich wertlos und ausgebeutet und bin unmotiviert .
keine ärztliche Kunst möglich.

Wir hatten neulich Notdienst.
Die Patienten kommen mit Schmerzen, es erfolgt Schmerzausschaltung durch endodontische Maßnahmen. Die Patienten präsentieren sich nach der Behandlung schmerzfrei.
Aber.
Es darf so gut wie keine endodontische Leistung abgerechnet werden.

Keine VITE, keine WK, nicht einmal die Med. Nicht einmal die eingehende Untersuchung darf abgerechnet werden, egal wie schwierig und zeitaufwändig die Diagnostik sich darstellt.
In Fällen, in denen beim devitalen Zahn bereits die Trepanation vom Vorbehandler abgerechnet wurde, nicht einmal diese, selbst wenn sie nicht suffizient durchgeführt worden war.
Und auch keine Anästhesie ? Weil der Zahn ja, weil devital, nicht wehtun „kann“.

Wie schreibt der Kollege:
Fühle mich wertlos und ausgebeutet.
Dito.

3 Gedanken zu „Geschichten aus dem Endozän – Ein ärztlicher Kollege berichtet

  1. Mal abgesehen davon, daß das Honorar in den USA in meinen Augen nicht nachvollziehbar hoch ist verstehe ich dich natürlich.
    Ich vergleiche mein Honorar gerne mit den Tierärzten.
    Unser Nachbarhund wurde operiert, weil er einen großen Kauknochen verschluckt hatte.
    OP-Dauer 1 Stunde. Kosten: 2100 Euro.

    Pferd vom Freund wurden 2 Zähne entfernt.
    OP-Dauer 1 Stunde. Kosten: 2500 Euro.

    PZR beim Hund.

    Dauer 45 Minuten. Kosten: 430 Euro.

    • Die Summe in USA ist nicht nachvollziehbar hoch ? Da sind wir uns einig. 25000 Euro wurden von der Versicherung bezahlt. Während bei uns in D Kleckerbeträge wie 82 Cent für das Anästhesiemittel nicht erstattet werden ?!?!? Verrückte und ungerechte Welt, oder ?

  2. Es ist absurd, keine Frage. Ein befreundeter Überweiser zog sich in Kalifornien eine kleine Schnittwunde zu. Im Krankenhaus scheute man sich vorm Nähen wg. möglicher Narbenbildung. Deshalb Steristrip geklebt. 5000 Dollar.
    Das Problem: Da drüben herrscht Wildwest, aber alle machen mit. Oder können sich keinen (Zahn-)Arzt leisten.
    Hier Überregulierung, das andere Extrem. Solange der Staat ein vitales Interesse hat, die Preise künstlich gering zu halten (Beamte, Beihilfe), ändert sich nichts. Höchstens nach unten.
    In der Mitte läge die Wahrheit vielleicht, wird aber zu meinen Berufszeiten nicht mehr passieren, jede Wette…

    LG B

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