Gar nicht mal soo einfach.

Normalerweise erfahren die Patienten durch mich von einer vorhandenen Perforation.

Nicht so in nachfolgendem Fall. Hier kam der überweisende Kollege seiner Aufklärungspflicht vorbildhaft nach und informierte die Patientin sofort über das Ereignis. Zudem verfasste er einen alle notwendigen Informationen enthaltenden Kurzbericht an mich.

Einzig das kurz nach der Perforation erstellte DVT war ein kleiner Wermutstropfen.

Die Auflösung ist im Vergleich zum X800M als dürftig zu bezeichnen. Geradeso lässt sich erkennen, dass es apikal zwei Kanalsysteme gibt. Das bukkale Kanalsystem – klinisch deutlich zu erkennen – wird genauso klein dargestellt, wie das stark obliterierte linguale Kanalsystem.

Nachdem die Zugangskavität optimiert wurde, konnte der Dentinüberhang über B mittels Ultraschallfeile entfernt werden. Anschliessend konnte B rotierend aufbereitet werden. Allerdings musste vor jedem neuen Instrument die Zugangskavität vollkommen getrocknet werden, um nicht versehentlich in die Perforation zu gleiten.

L verriet seine Position durch ein wenig eingepresste Reste der medikamentösen Einlage. Nach initialer Lokalisation mittels Microopener und Optimierung des sekundären Zuganges (siehe oben) konnte auch hier das Kanalsystem unter endometrischer Kontrolle vollständig aufbereitet werden.

Während dieser Behandlungsschritte begann ich mir schon Gedanken zur Obturation und dem Verschluss der Perforation zu machen. Zuerst die Kanäle und dann die Perforation? Oder umgekehrt? Und welches Material kommt für den Perforationsverschluss in Frage.

Das Betrachten der kanalähnlichen Via falsa brachte die Idee, die Perforation -weil rundlich – als iatrogenen Kanal zu behandeln. Nach händischer Erweiterung mittels ProFiles auf 40/04 konnte ich nun alle drei „Kanäle“ mittels biokeramischem Sealer und Guttapecrha füllen.

Dabei galt es zunächst durch Ausprobieren die richtige Reihenfolge des Einbringen der Guttaperchaspitzen herauszufinden. Das Ergebnis: zuerst wurde die Perforation gefüllt. Dabei blieb die Guttaperchaspitze ungekürzt, um nicht im Zuge der Erwärmung des Materials die beiden echten Kanalsysteme zu blockieren. Nunmehr konnte die zentral im Zahn gelegene Guttaperchaspitze (im Bild die mit den Längenmarkierungen) quasi als Bande/Leitplanke für den in L zum Einsatz kommenden Guttaperchastift genutzt werden. Nun war das Kavum schon deutlich weniger einsehbar. Dennoch gelang es, wie zuvor ausprobiert, nunmehr auch B zu obturieren. Erneut war die in der Perforation befindliche Guttapercha die Leitplanke.

Letztlich ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis bei einem 3000m Hürdenlauf.

4 Gedanken zu „Gar nicht mal soo einfach.

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