Im Nachhinein ist es immer einfach, zum richtigen Ergebnis zu kommen, allerdings…

Im Nachhinein ist es immer einfach(er), zum richtigen Ergebnis zu kommen, aber dieser Fall ist ein schönes Beispiel dafür, ein paar Grundregeln der Diagnostik sowie den gesunden zahnärztlichen Sachverstand nicht aus den Augen zu verlieren. Der Fall – ein zum Zeitpunkt der Erstvorstellung 15 jähriges Mädchen wird vom Hauszahnarzt überwiesen, weil sich der in Wurzelkanalbehandlung befindliche Zahn 13 als therapieresistent erweist, die vorhandene Schmerzproblematik sich nicht bessern möchte. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob wir wirklich als Problemlöser und Helfer fungieren sollen oder er einfach nur froh ist, die Patientin loswerden zu können. Darauf deutete schon sein Überweisungsschema in der Vergangenheit hin, aber das ist ein anderes Thema.

Zahn 13 bei Erstvorstellung

Zahn 13 ist füllungsfrei. Die erfreulicherweise sehr geringe Trepanationsöffnung ist nicht verschlossen. Das übliche Spiel – der Zahn schmerzte wiederholt nach endodontischer Behandlung und wurde schlussendlich offengelassen. In der von uns angefertigten Röntgenaufnahme ragt der Zahn 11 (Zustand nach WSR) ins Bild. Ein apikales Geschehen an Zahn 11 ist im Gegensatz zu Zahn 13 (sic!) erkennbar und bestätigt sich im angefertigten Zahnfilm.

Unsere initiale Behandlung erfolgt zwangsläufig an Zahn 13. Es findet sich bei der Inspektion des Zahnes keinen Anhaltspunkt, der die unklare Schmerzsituation erklären könnte, weshalb die Revision der Wurzelkanalfüllung an Zahn 11 vorgeschlagen wird. Die Patientin bzw. die anwesende Mutter – die Familie stammt aus Russland, lebt aber schon seit vielen Jahren in Deutschland, die Deutschkenntnisse sind sehr gut – stimmt zu, zumal die Patientin berichtet, sie habe initial den Zahnarzt darauf hingewiesen, das die Beschwerden von ihrem Frontzahn ausgehen.

Die Behandlung sowohl von Zahn 13 wie auch von Zahn 11 verläuft in unseren Händen unauffällig im positiven Sinne. Nach initialer Behandlung des Zahnes 11 verschwindet die Beschwerdeproblematik und taucht, soviel sei vorweggenommen, bis zum heutigen Tage nicht mehr auf.

Vorgestern nun stellt sich die Patientin nach 19 Monaten zur WF- Kontrolle wieder in unserer Praxis vor. Beide Zähne 13 und 11 sind klinisch unauffällig, an Zahn 11 zeigt sich eine vollständige knöcherne Konsolidierung der apikalen Defektsituation.

Ein erfreuliches Ergebnis.
Bleibt nur die Frage, ob der kariesfreie und füllungsfreie sowie periapikal unauffällige Zahn 13 wirklich für die Schmerzproblematik in Regio 11 verantwortlich war…

2 Gedanken zu „Im Nachhinein ist es immer einfach, zum richtigen Ergebnis zu kommen, allerdings…

  1. Hallo Ha-Wi,

    ein bedauerlicher Fall, in dem anscheinend der falsche Zahn initial behandelt wurde.
    Welchen Sealer hast Du bei 13 verwendet? Ich frage, da ich die Formveränderung der Überpressung mit der Zeit bemerke. Die wurde, wie mir scheint, über die Monate deutlich kleiner!
    Gruß, Harald.

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