Endlich !!!
Neue Aufbereitungsinstrumente!
Die letzten Jahren war es ziemlich ruhig, was neue Endo-Aufbereitungsinstrumente anging. Klar wurde IDS für IDS immer wieder was Neues auf den Markt geworfen. Zumeist jedoch alter Wein in neuen Schläuchen. Die letzte große Revolution – die reziproken Instrumente – wurden der Öffentlichkeit Anfang 2011 vorgestellt. Gab´s danach noch was Neues ? TruNatomy würde ich nennen, mit dem Fokus auf schmale Präparationen im oberen Wurzelkanalbereich. Ein guter Ansatz, aber in meinem Klientel und unserer Praxis mit rund 90 Prozent Revisionen spielt das Instrument de facto überhaupt keine Rolle. Im September hat die Firma Komet ihr Procodile Q System präsentiert. Und ich gebe zu, auf den ersten Blick fand ich die Änderungen gegenüber der ersten Generation ausgesprochen erfreulich. Änderung 1: Es wird nun eine wärmebehandelte NITI – Legierung verwendet. Bedeutet: Höhere Flexibilität, höhere Ermüdungsbruchresistenz und die Möglichkeit des Vorbiegens. Was hätte ich mir noch gewünscht – einen variablen Taper. Aber genau das ist (noch) patentgeschützt und ich vermute mal, das Komet Lizenzgebühren vermeiden wollte oder andere Gründe gegen die Verwendung dieses Designmerkmals sprachen.
Was nun tun, um die wichtige Flexibilität auch im oberen Teil der Instrumentenschneide sicherzustellen ? Die Lösung – Änderung 2 und zugleich eine echte Neuerung – der Kerndurchmesser des Instrumentes wird zu den breiteren Aussenbereichen hin dünner. Das Instrument ist unten innen im Vergleich zum Aussendurchmesser dick, weiter oben wird dann der Innendurchmesser im Vergleich zum Aussendurchmesser immer kleiner.
Klingt nach einer sinnvollen Maßnahme.
Allerdings “Grau, teurer Freund, ist alle Theorie”, um den Leibhaftigen selbst und Altmeister Goethes bekanntestes Werk zu zitieren. Und so muss sich das neueste Komet – Instrument, welches am Wochenende auf der DGET- Jahrestagung in Berlin den fachkundigen Kollegen präsentiert wurde, aller Vorschusslorbeeren zum Trotz , auch in der Praxis bewähren.
Denn – “Was zählt ist auf ´m Platz”.
Alfred Preißler hat das gesagt. Und sich im Übrigen wie ich auf Goethe bezogen, denn – das korrekte Zitat in voller Länge lautet laut Wikipedia: „Grau is’ im Leben alle Theorie – aber entscheidend is’ auf’m Platz.“
Was mir nun bei meinen Behandlungen aufgefallen ist – Das Instrument ist deutlich flexibler als die VDW Reciproc R25. Das ist definitiv ein Plus. Und in bestimmten Kanälen gibt das Instrument ein taktiles Feedback zurück, dass einen die benötigte Kraft nach apikal gut dosieren lässt. Dieses “angenehme” Phänomen gibt es bei der R25 nicht.
Aber damit enden leider für mich schon die Vorteile.
Und ich muss mich, wo Licht ist, ist auch Schatten, mit den Nachteilen herumschlagen:
Nachteil 1: Das Instrument ist zu flexibel. Zu flexibel??? Man mag es nicht glauben, aber zuviel Flexibilität ist auch nicht gut. Gar nicht gut. Denn – die gewohnte bürstende Bewegung nach lateral im Kanal fällt in ihrer Abtragsarbeit deutlich geringer aus.
Ist nicht nur ungewohnt, sondern auch wenig effektiv.
Nachteil 2: Im Gegensatz zur VDW R25 zeigt sich eine deutlich geringere Effizienz, was das Entfernen von WF- Material angeht. Beispiel gefällig? Im angefügten Video war es mir nicht möglich, die (zugegeben harte) Guttapercha maschinell zu entfernen. Erst mit der R25 hatte ich Erfolg.
Nachteil Nr. 3: Der geringere Innendurchmesser des Instrumentes erhöht die Frakturanfälligkeit des Instrumentes. Vielleicht war es wirklich nur Zufall. Aber wenn bereits im dritten Behandlungsfall eine Fraktur sich einstellt und dies auch noch relativ weit oben am Instrument stattfindet, dann werte ich dies zumindest als Indiz für eine mögliche höhere Bruchanfälligkeit. Zum Vergleich: Seit 2008 (2 frakturierte Prototypen mitgezählt) sind mir 4 R25-Instrumente frakturiert. Und jedes Mal in Extremsituationen. Die Procodile Q – ein Arbeitstier a la VDW R25 ? Da wäre ich sehr zurückhaltend, eine solche Einschätzung betreffend. Aber genau so ein Arbeitstier brauche ich. Welches im Übrigen nach der Fragmententfernung ohne Probleme (und ohne Bruch) zum Ziel führte.

die Erhaltungsfähigkeit des Zahnes festgestellt werden

wegen einer Instrumentenfraktur unterbrochen werden

Mein Fazit:
Ich bin sicher, bei jemandem, der viele Erstbehandlungen macht, ist es möglicherweise anders, aber für mich ist die Procodile Q kein Trauminstrument. Rein subjektive Wertung – die Procodile Q entspricht nicht meinem Anforderungsprofil und nicht meiner Arbeitsweise.
Was für mich bei dieser Einschätzung um so schwerer wiegt – Ich habe vor kurzem ein neues maschinelles Aufbereitungsinstrument kennengelernt, von dem ich sehr angetan bin.
Und das sich anschickt, aus dem Stand heraus, sich in unserer Praxis zu etablieren.
Darüber berichte ich nächste Woche.
Und was die Procodile Q angeht – bis zur Markteinführung wird noch einige Zeit vergehen und vielleicht ändert sich ja noch was. Ich bin gespannt. Und drücke beide Daumen.
Noch eine Anmerkung in merkwürdigen Zeiten: Da bereits die bloße Nennung eines Produktes auf einer Homepage als Werbung interpretiert werden kann, benennen wir diesen Blogbeitrag (wie auch jeden bereits geschriebenen sowie alle zukünftigen Beiträge, in denen Produkte benannt werden) als unbezahlte Werbung. Sollten wir (jemals) finanzielle Zuwendungen von Firmen erhalten, die Erwähnung bestimmter Produkte betreffend, werden wir die entsprechenden Blogbeiträge als „bezahlte Werbung“ ausweisen.
Moin hawi,
Hast du dir auch die „neue“ SAF auf der dget angesehen?
Oder wird das ein separater Beitrag?
Georg
Zu gegebener Zeit. Vielleicht. In der nächsten Zeit definitiv nicht.