Cowboy-Style

Über den Cowboy-Style hatte ich hier auf Wurzelspitze schon einmal berichtet.

Schuldig geblieben bin ich jedoch wer diesen Begriff geprägt hat. Kein Zahnarzt war’s, sondern ein Schulfreund von Ha-Wi.

Dieser Schulfreund, Achim, betreibt in der Pfalz eine kleine und feine Obstbrennerei und stellt “nebenbei” mit seinem mittlerweile betagten Vater für größere Kellereien kleine Serien handgerüttelter Schaumweine her.

Vor einigen Jahren haben sich die WS-Autoren bei Ha-Wi zu einem mir immer in Erinnerung bleibenden Wochenende getroffen.

Unter anderem standen Besuche bei einigen Winzern der Region auf dem Programm. Mit traumhafter (Riesling-)Ausbeute.

Nachdem wir am Vormittag von einer Winzerin erklärt bekommen hatten, wie sie am Ende der Flaschengärung den Hefepfropf aus den gelagerten Sektflaschen entfernt (kurzeitig den Flaschenhals in Stickstoff tiefgefrieren und dann den Verschluss öffnen, um den gefrorenen Prof zu entfernen), waren wir am Nachmittag bei Achim. Und ich konnte natürlich nicht umhin mein frisch erworbenes (Halb-)wissen zum Besten zu geben.

Auf die Entfernung des Hefepropfes angesprochen schüttelte Achim nur leicht den Kopf und meinte, dass er und sein Vater das Ganze so machten, dass sie den Flascheninnendruck nutzten, um den Propf herauszu-“schiessen” um dann die Flasche “freihand” wieder zu verschliessen. Cowboy-Style eben. Und Tieffrieren sei nichts für Cowboys.

An diesen Verzicht auf technische Hilfsmittel muss ich mich immer dann erinnern, wenn die klinische Situation intraoperative Röntgenbilder unmöglich macht, wie in nachfolgendem Fall.

Die starke Lingualneigung des mit einer Teleskopkrone versorgten Zahnes 37 ist im klinischen Bild ansatzwiese zu erahnen. Hinzu kam, dass der Kofferdam nur unter Zuhilfenahme einer 13A-Klammer zu befestigen war. Dieser Klammertyp weist sehr weit abstehende Flügel auf.

Als Resultat gab es lingual des 37 nicht einmal annähernd Raum für den Röntgensensor.

Folglich habe ich die gesamte endodontische Behandlung nur unter endometrischer Kontrolle durchgeführt. Dabei war der Umstand, dass der Zahn mit einer Vollgusskrone versorgt war nicht gerade erleichternd. Und als Zugabe kam es aufgrund des formatfüllenden Verbringens eines im mittleren Wurzeldrittel der konfluierenden Kanäle MB und ML befindlichen Dentikels in den distalen Kanal zu einer unnötigen Komplikation, die erst mittels Endosonore-Feile behoben werden konnte.

Mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden, freue mich jedoch auf die vielen Behandlungen, in denen bei Bedarf radiologisch verifiziert werden kann.

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