NACH HACKERANGRIFF:
Keine Corona-Zahlen aus Schweden
Nach mehreren Angriffen auf die Infektionsdatenbank Sminet hat die schwedische Gesundheitsbehörde die Meldung der Corona-Fallzahlen ausgesetzt.
Artikel veröffentlicht am
- Juni 2021, 11:31 Uhr
- Moritz Tremmel
Die schwedische Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten untersucht mehrere Hackerangriffe auf die Infektionskrankheiten-Datenbank Sminet, mit der auch Covid-19-Infektionen erfasst werden. Die Datenbank musste zwischenzeitlich abgeschaltet und die Aktualisierung der schwedischen Covid-19-Infektionsstatistik für rund eine Woche bis zum 3. Juni ausgesetzt werden.
“Sminet speichert elektronische Fallberichte zu Infektionskrankheiten, die nach dem schwedischen Gesetz über übertragbare Krankheiten meldepflichtig sind, zum Beispiel Covid-19”, erklärte die Gesundheitsbehörde. Nach mehreren Einbruchsversuchen habe man die Datenbank vorübergehend heruntergefahren. Seit Mittwoch könne das schwedische Gesundheitsamt keine vollständigen Daten zu den Covid-19-Infektionen im Land melden.
Zwar laufe die Datenbank seit dem Abend des 28. Mai wieder. Um sicherzustellen, dass die Daten vollständig sind und damit eine zuverlässige Bewertung der epidemiologischen Situation vorgenommen werden könne, würden keine neuen Zahlen vor dem 3. Juni veröffentlicht, teilte die Behörde mit.
PDF statt Webformular
Zuvor sei die Sicherheit des Systems erhöht worden. Demnach habe man alle meldenden Labore auf eine Whitelist gesetzt und die Anforderung für die Transportverschlüsselung auf die TLS-Version 1.2 angehoben. Eine Meldung über das Webformular sei derzeit nicht möglich, schreibt die Behörde. Bei Bedarf würden PDF-Formulare zur Verfügung gestellt.
“Die Ermittlungen wegen unbefugtem Zugriff auf sensible Informationen dauern noch an”, schreibt die Gesundheitsbehörde. Der Vorfall sei der Polizei und der Datenschutzbehörde gemeldet worden. Details zu den Angriffen nennt die Behörde nicht.
Es fällt mir zunehmend schwer, nicht in aufgeregtes Agitieren gegen die Zentralspeicherung von gesundheitsrelevanten Daten zu verfallen. Die Bandbreite der Mißbrauchmöglichkeiten überwiegt, meiner Meinung nach, den Nutzen deutlich.
Gunnar