Kennen Sie noch Dalli – Klick?
Ein JA des Antwortenden outet ihn als uralt.
Worum gings?
Damals?
Als das Fernsehen noch schwarz weiss war ?
Eine Quizshow (Dalli Dalli) des legendären Hans “Das war Spitze!” Rosendahls.
Und Dalli-Klick zeigte ein Foto auf einer Leinwand das nach und nach, Klick für Klick, daher der Name, immer mehr in kleinen sich zeigenden Puzzleteilchen enthüllt wurde. Und wer es zuerst erriet von den Kandidaten, naja, ist klar, der hatte gewonnen.
Ich möchte auch so was machen.
Hier.
Immer mal wieder.
Ein Foto oder Röntgenbild zeigen.
Und dann fragen: Was sieht man? Was ist offensichtlich? Wofür steht dieses Bild/Röntgenbild?
Um den Blick zu schulen.
Und wer auf das Bild schaut und sogleich erkennt, was los ist, der darf sich gerne selbst stolz auf die Schulter klopfen. Denn für etliche Kollegen (m/w/d) ist es wahrscheinlich eben gar nicht auf der Hand liegend und ins Auge fallend.
Die Antwort gibt es im Übrigen immer schon im gleichen Beitrag.
Man kann also in Ruhe überlegen – und dann sofort überprüfen – in dem man nach unten scrollt – ob man richtig liegt.
Probieren wir doch mal sogleich aus, wie ich mir das vorstelle.
Röntgenbild 1.
Für mich typisch für die entsprechende Situation, die es herauszufinden gilt. So dass ich den Patienten sogleich im Vorgespräch drauf einstimmen kann, was uns erwartet. Und natürlich auch den Heil- und Kostenplan von vornherein anpasse. Letzteres immer sehr hilfreich.

Also? Warum geht es?
Nicht ganz offensichtlich, aber erkennbar.
Leichter wird es schon im Röntgenbild 2.
Hier gibt es schon einige deutlichere Hinweise, die auf die Lösung hindeuten.

Ganz offensichtlich dann im Röntgenbild 3.
Jetzt ist es einfach.

Worum also handelt es sich hier.
Was ist die Gemeinsamkeit in allen 3 Röntgenbildern ?
Die Auflösung findet man weiter unten.
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Schauen wir uns zunächst Röntgenbild 1 an.

Was mir auffällt ist der apikal
sehr dünne
sehr definierte
gerade
gleichmäßige
und an den Kanten scharf definierte Verlauf der Wurzelkanalfüllung.
Bei einer konventionellen Wurzelkanalfüllung würde dies unregelmäßiger aussehen.
Meine Verdachtsdiagnose ?
Eine Thermafil – Wurzelkanalfüllung.
Hätten sie es auch erkannt, auch so gesehen?
Ich finde diese Info wichtig, weil ich die PatientInnen schon im Vorfeld drauf hinweisen kann, dass die Revision keine ganz einfache werden wird, das Kunststoffstifte in den Kanälen drinstecken. Und dies spiegelt sich natürlich auch im Heil- und Kostenplan wieder.
Hier im Übrigen das Röntgenbild nach unserer Wurzelkanalfüllung.
Der Patient hatte an Zahn 46 im Übrigen keine Probleme vor Revision, die knöcherne Verdichtung apikal der distalen Wurzel sah schon in 10 Jahre alten Röntgenbildern genau so, unverändert aus. Und die Wurzelfüllung präsentiert sich im Röntgenbild mehr als einwandfrei. Nachdem wir die alte WF allerdings entfernt hatten, berichtete der Patient noch intraoperativ, das ein offensichtlich latent vorhandener Druck sich schlagartig und deutlich reduziert hatte.

Falls die Thermafil- Stifte im Fall 1 nicht erkannt wurden, wie sieht es denn mit Fall 2 aus.

Hier ist der Sachverhalt schon deutlich offensichtlicher.
Wieder auffällig, mesial die schlanke, definierte Form der Wurzelkanalfüllung apikal.
Und dann der Puff palatinal.
Ein Hinweis auf ein warmes WF- Verfahren?
Vermutlich.
Aber für eine Schilder- Technik – WF ist die Aufbereitung viel zu schmal.
Und dann noch – auch palatinal – die schnurgerade Linie mesial und die unregelmäßige WF- Verlaufsform auf der abgewandten Seite – das hier sieht mir alles schon sehr sehr stark nach Thermafil aus – und so war es dann auch.
Da wäre dann noch Fall 3.

Das ist jetzt so eindeutig Thermafil, da könnte man schon drauf wetten.
Wieder diese schlanke Form der WF apikal zu sehr dünnen Durchmessern.
Und dieser gerade Verlauf.
Eine konventionelle Guttaperchaspitze würde nie so gerade nach unten kommen in einem solch engen Kanal. Alles in Allem schon sehr eindeutig.
Und der AHA – Effekt beim Patienten, wenn Alles wie vorhergesagt eintrifft, ein wichtiger Akzent der Vertrauensbildung.
p.s.: Wie wäre es mit einer Rückmeldung in den Kommentaren ?
Ich habs gleich erkannt, ich habs nicht gesehen…
Würde mich freuen!
Nicht gesehen worauf Du hinaus wolltest – aber stimmt!
Hab ich nicht gesehen! Hatte mehrere Ideen, diese aber nicht…
Ich habe bisher nur die fleckenartigen Sealer-Puffs und die versprengten Sealerreste periapikal als Hinweis erkannt. Das dünne Erscheinungsbild ist mir in diesem Zusammenhang noch nicht aufgefallen.
Darauf wäre ich auch nicht gekommen! Gerade Fall 3 sieht nach einem Spezialistenfall aus unserer Region aus. Maximal ISO 20 mit einem 2% Taper mit Unmengen von Eisspray und diversen Anläufen in drei Löcher gesteckt:-)
Super Training – und vor allem der Planungseffekt ist enorm!!
Danke Ha-Wi, Top!
Hallo HaWi,
ich hatte auch was anderes im Sinn und habe die Lösung nicht gesehen.
Vielen Dank fürs Vorstellen.
Eine Frage an drsteinendo:
Wofür soll das Eisspray sein? Um den Guttapoint zu härten?
Genau, dann knickt die mickrige Guttaperchaspitze beim herumstochern auf Kanaleingangssuche nicht so schnell um.