In Michael Logies Zahnmed-Email- Liste wurde gestern zum ersten Mal das M – Wort genannt. M wie Metapex. Anlass war eine mittlerweile nur noch selten auftauchende CHKM – Diskussion, die, nachdem sich Rüdiger Osswald in seinen wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hat, nur noch andeutungsweise, fast ist man versucht zu sagen, in homöopatischen Dosierungen geführt wird.
Das Schema ist aber immer noch das gleiche.
Kaum wird das Wort CHKM eingebracht, kommt fast schon reflektorisch zu nennend, von irgendwo her die Antwort, besagtes Mittel seit obsolet/nicht mehr zeitgemäß/unnötig. Fatalerweise (Anfängerfehler) am gestrigen Tage ergänzt vom Hinweis, es gäbe Besseres. Die postwendend sich anschließende Frage, was denn bitte besser sei, blieb zunächst unbeantwortet.
Wie immer.
Was sollte man auch nennen?
Nicht weil CHKM so gut ist.
Sondern vielmehr, weil die üblichen Verdächtigen auch nicht besser sind.
Wir haben Aufbereitung und WF in den letzten 30 Jahren extrem vorangebracht.
Aber was hat sich im Bereich Keimreduktion getan?
Wo sind die Innovationen ?
Wo bleibt der Durchbruch?
Machen wir uns nichts vor. Endodontische Desinfektion, das sind zumeist Konzepte, die auf Lister/Walkhoff (Phenole) zurückgehen, demnach 150 Jahre alt sind. Oder Hermann (mit einem “r”) (CaOH2) (100 Jahre) oder Schroeder (auch nicht verwandt) (Ledermix) (60 Jahre).
Uralt also. Alle drei.
Und das eine wie das andere mit Nachteilen behaftet.
Ein Patentrezept fehlt bis heute.
Und dann wurde – zum ersten Mal – Metapex erwähnt.
Ein neuer Herausforderer betritt den Ring.
Wobei, so neu ist Metapex jetzt auch nicht.
Wir haben das Material in unserer Praxis seit ca. 2009 vorrätig. Vielleicht auch schon länger.
Ich hatte es in den USA auf einer Messe kennengelernt.
Es war mir bis dato unter anderem Namen nur aus der Kinderzahnmedizin bekannt. Als Vitapex. Eine Calciumhydroxid-Jodoform-Paste, die als Milchzahn- WF- Material dient.
Und um Legendenbildung vorzubeugen möchte ich ein wenig berichten.
Was mir gut gefällt an diesem Material.
Was weniger gut ist.
Was man unbedingt beachten und was man unbedingt vermeiden sollte.
Zunächst das Gute.
Es heilt wunderbar mit Metapex. Ich erwähne gerne wieder an dieser Stelle, ich liebe apikale Aufhellungen. Warum ? Ganz einfach. Man macht seinen Job und die apikale Aufhellung verschwindet. Piff Paff Puff. Kann es einen besseren Beweis für den Erfolg und die Sinnhaftigkeit einer endodontischen Behandlung geben als eine vorhandene Knochendestruktion, die sich vollständig zurückbildet? Das dauert bei größeren Defekten eine Zeit lang und in dieser Zeit dient mir Metapex als temporäre WF. Gewissermaßen als Verschluss und Langezeitdesinfektionsmittel. Bei Letzterem müssen nämlich die 3 Platzhirsche Ledermix, Calciumhydroxid und CHKM allesamt kleinlaut passen.
12 oder 16 Wochen Wartezeit? Mit Metapex oder Vitapex kein Problem. Im Gegenteil. Es erstaunt immer wieder die rasche Knochenneubildung. Und noch etwas fällt auf. Metapex/Vitapex im periapikalen ossären Raum wird erstaunlich rasch resorbiert. Was gut ist, denn –
Das Material überpresst sich leicht. Oder sagen wir besser. Ein Restrisiko besteht, auch wenn man noch so vorsichtig agiert. Womit wir aber auch schon beim Thema (Achtung-Vorsicht Nachteil Gefahr) wären. Interessanterweise resultieren aus solchen Überpressungen kaum (eigentlich so gut wie nie manifeste Nachbeschwerden. Aber man sollte unbedingt einen adäquaten Sicherheitsabstand von sensiblen Strukturen wir z. B. dem Nervus alveolaris inferior halten. Um Schaden vom Patienten und sich selbst abzuwenden. In diesem Zusammenhang ein wichtiger Hinweis. Metapex hat keine Zulassung für Deutschland. Im Gegensatz zu Vitapex. Wer also juristisch auf der sicheren Seite sein möchte, entscheidet sich für das baugleiche Original. Egal wie gut und kostengünstig der koranische Zwillingsbruder auch sein mag.
Und noch 2 Tipps.
Erstens. Unbedingt eine mögliche Jodoform- Unverträglichkeit anamnestisch ausschliessen.
Und zweitens. Langzeiteinlagen funktionieren nur, wenn die Kavität nach okklusal und zur Seite hin hermetisch bakteriendicht verschlossen ist und dies auch über die gesamte Liegedauer so bleibt. Also – Karies und alte Füllungen, insuffiziente Kronen raus. Danach dentinadhäsiv verankerte Composit- Restaurationen und keine provisorischen Füllungen zum Kavitätenverschluss.
Aus aktuellem Anlass 3 Beispiele. Von heute, sowie Donnerstag und Dienstag letzter Woche. Daily business also. Nix Ausgesuchtes.
Zahn 46, starke Schmerzproblematik, Bild 1 vor Endo, Bild 2 16 Wochen post Initilabehandlung
Zahn 11, vor kurzem vestibuläre Schwellung. 18 mm apikale Aufhellung, Bild 1 vor , Bild 2 16 Wochen post Initialbehandlung. Bild 3 nach erneuter Applikation der medikamentösen Einlage am gleichen Tag.
Zahn 46, Schmerzsymptomatik bei relativ neuer WF, Bild 1 vor WF – Revision, Bild 2 massive Überpressung von Calciumhydroxid, Bild 3 Zustand nach WF 16 Wochen nach medikamentösr Einlage, Calciumhydroxid vollsätndig resorbiert, man beachteden 2. Kanal in der distalen Wurzel als Ursache der apikalen Knochendestruktion.
Der Liste könnte man noch von Cerkamed Calcipast + I, was auch als günstige Vitapex alternative gehandelt wird in der Kinderzahnheilkunde, hinzufügen.