Heute, am Montag, dem 20. April ist unser erster Arbeitstag post Corona.
Seit dem 16. März bis heute hatte uns Corona mehr oder weniger stark im Griff. Wir hatten 5 Tage Quarantäne, dann Kurzarbeit, zuletzt Osterurlaub.
Jetzt soll es – mit geänderten Rahmenbedingungen – wieder losgehen.
Aus der Überlegung heraus, dass uns CORONA eine ganze Zeit lange begleiten wird. Und untätig und hypnotisiert wie das Kaninchen auf die Schlange zu starren uns nicht weiterbringt. Wir wollen daher versuchen, bestmöglich gerüstet unseren Job zu machen. Hilft ja nix.
Und ich vermute vielen, die hier mitlesen, geht es ebenso.
Die Notwendigkeit zu arbeiten, aus den unterschiedlichen Beweggründen, ist da.
Wie wird damit umgegangen ?
Was mich interessiert:
Was werdet ihr, liebe WURZELSPITZE-Leser konkret anders machen ?
Lasst uns unsere Erfahrungen, Gedanken, Ideen niederschreiben, zusammenfassen, austauschen.
Jede Kleinigkeit zählt und ist hilfreich.
Als Resultat dieses Beitrags soll am Ende eine Leitfaden stehen, der allen Lesern als Orientierung dienen kann, wie im täglichen Ablauf mit der Gesamtsituation sinnvollerweise umgegangen werden kann.
Zur Diskussion und als Einstieg in die Thematik möchte ich einen Beitrag von Tomas Lang stellen, der sein infolge Corona verändertes Praxis/Hygienekonzeot in einem Beitrag hier vorgestellt hat.
Stichtag für die Veröffentlichung hier an dieser Stell: 01. Mai 2020
Neben den genannten Punkten verwenden wir nun eine Kopfbedeckung (und zukünftig wenn wieder erhaltbar auch Einmalkittel)
Spülen tun unsere Patienten mit 1% H2O2
Schutz der DM Griffe mit Kondomen (wie früher bereits auf WS beschrieben) -bisher ist kein Komplettschutz des DM vorgesehen
Ok – machen wir mal den aktuellen Faktencheck:
1. ca. 43% aller Patienten zeigen keine Symptome
2. bei 90% der Patienten zeigt sich die höchste Viruslast einen Tag vor Beginn der Symptome
3. die Definition der Risikogruppen (Herzkreislauferkrankung, Diabetes, metabolisches Syndrom etc.) ist noch nicht bestätigt
4. max. 2% der Bevölkerung sind bereits Immunisiert – Herdenimmunität ist also nicht gegeben und auch nicht möglich ohne eine Überlastung
5. Antikörpertest sehr ungenau, da nicht validiert
(Sensibilität Max 85%)
6. Reproduktionsrate bei vollständigen Lock Down gerade so unter 1, keine Berücksichtigung der jungen Alterskohorte!
7. Akute Beatmung haben aktuell eine positives Outcome von max. 50%. eher weniger
8. erste medikamentöse Therapien zeigen positive Resultate in internationalen Multicenterstudien
Eine zweite heftige Infektionswelle ist damit so gut wie sicher.
Meines Erachtens sollte eine zahnärztliche Behandlung lediglich in gut ausgestatteten Schwerpunktpraxen bzw. der Uni erfolgen.
Wenn die Mortalitätsraten ansteigen ist jeder unnötige Patient einer zu viel – Revision vs. Intubation?!
Also habt ihr die Praxis geschlossen und wartet ab.
Schmerzfälle müssen in die Schwerpunktpraxis.
Oder habe ich das falsch verstanden.
Hallo Olaf,
Unsere zwei Standorte sind nach wie vor geöffnet und es finden alle Behandlungen statt. So als ob nichts gewesen wäre.
Ich persönlich habe alle Behandlungen vor 4 Wochen heruntergefahren. Laufende Fälle habe ich abgeschlossen (Prothetik), alle geplanten implantologischen und nicht akuten endodontischen Fälle abgesagt. Wie wir Alle liebe ich meinen Beruf und es fällt mir sehr schwer die Fakten nicht umzudrehen oder aufzuweichen. Wahrscheinlich riskiere ich auch meine Anstellung wenn ich das für die nähere Zukunft so durchziehe. Aber ich trage eben nicht die wirtschaftliche Verantwortung und halte fest an meinen Prinzipien.
Beste Grüße aus der Nachbarschaft
Danke für die Zusammenfassung. In meinen Augen ist auch die Verantwortung für die Mitarbeiter ein wichtige Punkt. Allerdings fehlen wirklich valide Daten.
Nur die im Link stehen schon fest.
http://www.lfb-sachsen.de/download/2020/LFB_Handreichung_Corona_Hilfen.pdf
Wir tragen konsequent OP Hauben, Lupenbrille und Visier(wir haben mehrere Varianten gefunden unter die große/lange Lupen passen). Während der Behandlung tragen wir FFP2 Masken, dafür hat uns ein Patient Halter im 3D Drucker angefertigt, damit diese nicht so an den Ohren schmerzen. Die Masken verwenden wir mehrmals und sterilisieren sie personenbezogen im Sterischonprogramm(es gab hierzu eine Arbeitsanweisung der Firma Melag(https://www.melag.com/de/melag-update-covid-19). Wie oft, wissen wir noch nicht, wir sind in der Testphase.
Mit Tomas Lang habe ich gestern geschrieben. Die Vorrichtung an seinem Mikroskop ist Overhead Folie mit Velco Klettband befestigt, hat den Vorteil, dass die Folie flexibel ist, wenn man doch dran stößt. Das werde ich auch so ausprobieren und dann gerne noch mal berichten.
Da wir zu zweit sind, haben wir die Praxis in zwei Teams aufgeteilt, diese Teams treffen sich nicht.
Vom Betreten bis zum Verlassen der Praxis wird Mundschutz getragen, der wird nur zum Wechseln auf die FFP Maske abgenommen. Begleitpersonen, die unbedingt dabei sein müssen, bekommen von uns auch einen Mundschutz.
Alle Patienten werden nach Betreten aufgefordert, sich die Hände zu waschen, erstaunt sind wir immer wieder darüber, dass an diesem Punkt teilweise diskutiert wird… Vor der Behandlung wird mit 1% H2O2 Lösung gespült.
Unser Personal ist angehalten, den nötigen Abstand untereinander auch in den Pausen einzuhalten und diese, wenn möglich, draußen zu verbringen.
Wir rufen alle Patienten einen Tag vor dem Termin und befragen sie bzgl. Krankheitssymptomen etc. Keiner sitzt im Wartezimmer, wenn gewartet wird, dann im Behandlungszimmer.
Für uns ist dies soweit ein Konzept, dass gut -auch längere Zeit -realisierbar ist. Das einzige, was nicht ewig so funktionieren wird, ist diese Aufteilung in zwei Teams, da unser Personal jetzt teilweise zu Zeiten arbeitet, die eigentlich nicht so gut zu dem jeweiligen Leben passen und natürlich fehlt der soziale Kontakt untereinander.
Das mit dem Händewaschen bzw desinfizieren kennen wir auch. Erstaunlich, dass man darüber überhaupt nur eine Sek sprechen muss
Sehr schöne Ausführung von Thomas Lang, aber ich denke das Temperatur messen hat nach den bisher erlangten Fakten eine geringe Aussage. Hat jemand mittlerweile eine gute Lösung für Visiere und große Lupenbrillen? Wäre es möglich die druckdaten für die
Ohrenentlastung mit ffp2 zu bekommen? Danke und LG
Hier findet man die Druckdaten. Wir haben mittlerweile zwei Varianten, die 2. ist für Menschen mit Pferdeschwanz.
https://www.thingiverse.com/thing:4255721
https://drive.google.com/open?id=1c1w_3QhCdrbM9_enq2-Cp6WraEy5kyCO
Und hier noch die „normale“ Variante:
https://www.thingiverse.com/thing:4249113
Ein Ohrenschoner für den Mundschutz? Da konnte ich mir nix drunter vorstellen. Danke für den Tipp, ich werde das ausprobieren, weniger wegen den Schmerzen, sondern vielmehr weil ich durch den FFP2 – Mundschutz noch mehr als sonst aussehe wie DUMBO, der Elefant.